vonDetlef Berentzen 05.05.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

“Vogliamo un Tirolo di nuovo unito. Renzi e Merkel sono scafisti di Stato!”  – Wir wollen ein wiedervereinigtes Tirol. Renzi und Merkel sind Schleuser von Staats wegen. (Exklusivinterview mit Heinz-Christian Strache, in: La Republicca, 5. Mai 2016)

Mein lieber Detlef,

ich weiß, du fährst gern nach Italien, hast Freunde dort und sogar einige Zeit in Norditalien gelebt,…da wird dich folgende Nachricht ganz sicher interessieren: Der mögliche nächste Bundeskanzler am Wiener Ballhausplatz, Herr Strache, möchte Dein Italien ein bisserl verkleinern – Südtirol wieder heimholen ins Österreich. Das sagt er in einem Interview mit La Repubblica. Natürlich nicht wortwörtlich. Nein, er möchte nur, dass die Südtiroler und Südtirolerinnen abstimmen, ob sie wieder ein vereintes Tirol haben wollen. Unter österreichischer Herrschaft. Sicherheitshalber richtet er dabei in einem Aufwaschen dem italienischen Ministerpräsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin gleich ein paar Nettigkeiten aus: „Wenn ihr Italiener weiterhin Migranten einreisen lässt, als wärt ihr Staatsschlepper, ist das nicht in Ordnung. Matteo Renzi tut nichts anderes, als die Migranten hierher einzuladen, nicht wahr? Genau wie Angela Merkel. Wir müssen uns schützen.“ Der Stacheldraht soll künftig dann wohl nicht mehr am Brenner gespannt werden, sondern weiter im Süden bei Salurn.

Ich bin im Graz der 1970er Jahre ins Gymnasium gegangen: Ein Soziotop stramm rechter Gesinnung. Im Physikunterricht habe ich gelernt, warum ein Panzerkreuzer schwimmt und wie man die Flugparabel eines FLAK-Geschoßes berechnet. Unser Musiklehrer in der dritten und vierten Gymnasialklasse hat uns in jeder Stunde vom bedauerlichen Verlust Südtirols erzählt, das uns die Italiener durch Heimtücke gestohlen haben. Danach gab’s Mozart und Haydn.

Am 22. Mai entscheidet sich die nähere Zukunft Österreichs. Wenn der hohe Favorit Norbert Hofer von der FPÖ gewinnt, wird das, was sich derzeit demokratiepolitisch in Osteuropa abspielt, eine Kinderjause sein, verglichen mit dem, wovon zwischen Bodensee und Neusiedler See jetzt schon geträumt wird.

Auf bald
M

 

Geschichte Südtirols

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2016/05/05/wiener-korrespondenzen-18/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert