vonDetlef Berentzen 18.05.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Die 21,3 Prozent, die die Rechtspopulisten der AFD in Burladingen aus dem Stand einsackten, liegen nicht nur deutlich über dem Landesdurchschnitt, sondern sind auch der absolute Spitzenwert im Wahlkreis Hechingen/Münsingen. (Hohenzollerische Zeitung)

Wo man geboren wird, kann man sich nicht aussuchen. Reiner Zufall. (Theater Lindenhof)

Irgendwo am Wegesrand muss doch meine Heimat liegen. (HAP Grieshaber)

 

Was ist los auf der Schwäbischen Alb? Kein Bock mehr auf die Ware vom grünen Trigema-Chef? 21,3 % der Burladinger wählten bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg die AFD. Das hört sich verdammt nach Sachsen-Anhalt an und sollte eine “Protestwahl” sein – gegen alles und überhaupt. Seltsam nur, dass derlei Protest immer wieder so deutsch wie national daherkommt. Pfui Teufel.

Die Nachbarn des alten Georg Elser haben offensichtlich ihren Traum verloren, ihn nie geträumt, frieren des Nachts und spüren nichts mehr, greinen den lieben langen Tag, haben verlernt auf dem Kopf zu gehen und alles, was fremd ist, macht ihnen Angst. Doch das muss nicht so bleiben. Und gilt auch längst nicht für alle.

 

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Immerhin gibt es da dieses kleine lindengesäumte Melchingen, ein Teilort Burladingens und seit Anfang der 1980er-Jahre ausgestattet mit einem wilden Theater, dessen Ensemble (s. Foto) vor gar nichts graust. Auch nicht vor den Fremden, die überall auf der Suche sind. Auch auf der Alb. Waren die Lindenhöfler einst doch selbst Suchende, stiegen als Kommunarden und sanfte Maoisten von Tübingen auf und störten die Friedhofsruhe der Älbler. Und nun? Fast alles anders! Zumindest in Melchingen.

Vor einigen Wintern noch mit Härtlings Schubert (“Melchinger Winterreise”) in der eisigen Fremde des Flüchtlingsschicksals unterwegs, findet nun im “Theater Lindenhof” mit Revan, Hasan, Noemi, Javan, Jian und all den anderen die Inszenierung der Jetztzeit statt. Zentrale Frage des Stücks: “Wohin des Weges?” – Untertitel: “Ein Theaterprojekt mit Flüchtlingen”. Da werden Fragen gestellt und Leben erzählt. Etwas gerät in Bewegung. Vielleicht gibt es sogar Antworten. Wie auch immer: Heute abend ist Premiere!

 

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