vonDetlef Berentzen 27.06.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Diesmal haben die Künstler ihr Szenarium noch einmal verschärft. Mit „Flüchtlinge fressen. Not und Spiele“ wollen sie erzwingen, dass Flüchtlinge künftig auch ohne Visum mit dem Flugzeug nach Deutschland kommen können, das würde ihnen den unsicheren Seeweg ersparen. Bisher verhindert das ein Paragraf im Aufenthaltsgesetz, der Fluggesellschaften und Schiffsunternehmen mit hohen Strafen belegt, wenn sie Passagiere ohne Visum befördern. Die Linken haben den Antrag gestellt, die Sanktionen abzuschaffen; Freitag wird er im Bundestag behandelt. Passiert das nicht, womit zu rechnen ist, dann haben Flüchtlinge im Rahmen der Aktion angekündigt, sie würden sich den Tigern zum Fraß vorwerfen. (Berliner Zeitung)

Wie ist es möglich, dass ein geplantes Selbstmordattentat auf unseren Rechtsstaat so viele willige Helfer unter Politikern und Beamten findet? Allen voran Kulturstaatsminister Tim Renner, der sich in „Kunstaktionen“ nicht einmischen möchte? Hat der Mann noch alle seine Sinne beisammen? (Vera Lengsfeld)

Ungeachtet des Streits um den Tigerkäfig am Gorki Theater in Berlin macht das “Zentrum für politische Schönheit” (ZPS) weiter Druck in seiner Flüchtlingsaktion. Am Donnerstag kündigte die Künstlergruppe erneut an, am kommenden Dienstag werde ein Flugzeug mit 100 Flüchtlingen in Berlin landen. (rbb)

Ein Toter bin ich der wandelt/gemeldet nirgends mehr/unbekannt im Reich des Präfekten/überzählig in den goldenen Städten/und im grünenden Land/abgetan lange schon/und mit nichts bedacht/Nur mit Wind mit Zeit und mit Klang/der ich unter Menschen nicht leben kann ….(Ingeborg Bachmann: “Exil”)

Die syrische Schauspielerin May Scarf präsentiert sich als erste Freiwillige, die sich in der Arena fressen lassen will. In einem berührenden Appell an die Menschen in Europa erzählt sie von ihrem Schicksal und dem flüchtender Mitmenschen. Von einem Sänger, dem der Kehlkopf herausgerissen und einem Schriftsteller, dem die Finger gebrochen wurde. Und wie all sie per deutschem Gesetz dem tödlichen Weg über das Mittelmeer ausgeliefert sind, sie überlebte, andere nicht. „Dies ist nicht länger unser Spiel. Es ist Ihres“, sagt Scarf in ihrer Ansprache. (Freitag)

 

 

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Das Zentrum für politische Schönheit wagt mit seinen Aktionen einen Spagat zwischen Fiktion und Realität, zwischen Utopie und Realpolitik. Politische Aktionskunst wird dadurch zum gesellschaftlichen Korrektiv, das mit einem allzu höflichen Einsatz für die Menschenrechte brechen will. Die gegenwärtigen Protagonisten der Menschenrechtsbewegung “sind von einer übertriebenen, beinahe unerträglichen Nettigkeit gekennzeichnet”, meint Philipp Ruch, Kopf des Zentrums, in einem programmatischen Text. “Sie kämpfen nicht um Menschenrechte. Sie schlummern für sie.” Diesem Schlummern für die Menschenrechte versucht das Zentrum für politische Schönheit eine aufrüttelnde Gegenrealität entgegenzuhalten, um Denk- und Handlungstabus aufzulösen. Die Kunst bietet den dafür notwendigen Freiraum, den es zu schützen gilt. Bei aller legitimen Kritik sollte dies nicht vergessen werden. (Humanistischer Pressedienst)

 
…Ich mit der deutschen Sprache/dieser Wolke um mich/die ich halte als Haus/treibe durch alle Sprachen//O wie sie sich verfinstert/die dunklen die Regentöne/nur die wenigen fallen//In hellere Zonen trägt dann sie den Toten hinauf (Ingeborg Bachmann: “Exil”)

 
Die Polizei hat sich mit einem Großaufgebot angekündigt. Es steht der Vorwurf der Beihilfe zum assistierten Suizid im Raum. Wir laden Sie herzlich ein, der Wiedervereinigung von 100 syrischen Kriegsflüchtlingen aus der Türkei in Anwesenheit nächster Verwandter in Deutschland beizuwohnen. Die „Joachim 1“, das erste Flugzeug der Flugbereitschaft der deutschen Zivilgesellschaft, wird am Dienstag, 28. Juni, gegen 19.00 Uhr in Berlin-Tegel erwartet. (ZPS)

 

Exil

ZPS

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