vonDetlef Berentzen 04.09.2018

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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manitù, manitù,
traurigkeit weg bist du
(Indiani Metropolitani, Bologna 1977)

Kaum bin ich retour aus den Archiven Bolognas, wird es Herbst da draußen. Deutscher Herbst. Truppen obszöner Bleichgesichter stecken gröhlend auf Straßen und Plätzen ihre Jagdgründe ab. Nehmen alles Fremde als Geisel. Manch wildes Grün, das einst Hoffnung war, verliert den Halt und stürzt vergilbt in ein Nie wieder.
Noch hocken herausgeputzte Voyeure staunend in ihren Cafés, warten an runden Tischen auf einen Grund zu leben, der nicht kommen will. Wärmen ihre kalte Verzweiflung an den Phantasien ungelebter Hoffnung und fragen nicht weiter. Indes tanzt eine kleine Melodie in toten Hosen flüchtig auf Zehenspitzen vorbei und am Ende der Straße glitzert ein verrücktes Kinderlachen, das niemand bestellt hat.
Ich weiß es längst: Die heilige Ordnung gerät aus den Fugen. Zeit, endlich von den Bergen hinab in die grünen Täler zu steigen und dort gemeinsam um das Feuer unserer Menschlichkeit zu tanzen. Es braucht das große Palaver, um den Weg Richtung Zukunft zu finden.

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