vonMesut Bayraktar 10.05.2018

Stil-Bruch

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Auf Nous.-Zeitschrift Neue Literatur ist von meinem Redaktionsfreund, Kamil Tybel, eine Rezension zu meiner ersten Buchveröffentlichung erschienen. Mit Einverständnis des Autors möchte ich seinen Beitrag folgend aufführen: 

Die Belagerten oder Warten auf den Frühling

Es ist Tag. In der Stadt ist es still. Die Straßen sind leer und sie sind löchrig und die Luft steht erstarrt. Es riecht nach verkohltem Holz, erhitztem Beton und verbranntem Fleisch. In den Wänden sind kleine Löcher zu sehen, kleine dunkle Löcher, zu klein für das Licht, wie es scheint, nicht größer als Daumen oder Zeigefinger und man sieht aufgebrochene Türen und ausgebrannte Häuser, neben denen, die noch stehen, schwarz von Rauch und Ruß. In einem erkennt man frische Glut schwach unter den Trümmern glimmen und kohleschwarzen Qualm Kringel in den bleichen Himmel ziehen. Auf dem Gehweg liegt Müll. Aufgerissene Plastiksäcke. Und etwas Blut, das in der Sonne trocknet. Keiner wird es wegwischen. Am Ende der Straße stehen Straßensperren und Soldaten mit schweren Gewehren, die über ihre Schultern hängen, wie eine Drohung, die man nicht vergisst, und die salutieren, wenn ihr Leutnant kommt. Diese Männer, so heißt es, schlafen unter Flaggen. Ihre Helme verdecken ihre müden Gesichter, wie Masken, die man ihnen an den Schläfen festgedrückt hatte. Sie schwitzen fürchterlich unter ihrer Uniform und ihre Stiefel müssen aus Blei sein, so wie sie gehen. Sie spielen Karten. Sie rauchen und manchmal lächeln sie und machen Witze. Aber wenn es leise wird, dann schauen sie ganz verloren auf die leeren Straßen und ihre Augen werden Steine. Hier und da sieht man auch ein paar der Einwohner. Sie haben Angst. Sie huschen durch die Gassen, wie Mäuse durch die Kanalisation. Zu Fuß, oder auf einem rostigen alten Fahrrad. Immer im Schatten. Sie wollen nicht gesehen werden. Ein Mensch, der atmet, wirft Fragen auf und sie wissen keine Antwort. Also ducken sie sich, gehen gebeugt und sprechen nur mit vorgehaltener Hand.
In der Stadt gibt es einen Keller mit einer schweren, rostigen Metalltür, verborgen, in einem Haus, das noch keine Löcher hat. In diesem Keller, in den wir nun hinabsteigen und den wir erst wieder nach dem letzten Akt verlassen werden, leben fünf junge Menschen. Sie verstecken sich unter der Erde, denn sie werden gesucht. Es sind Revolutionäre, Aufständische, die die Belagerung, die immer enger rückt, nicht hinnehmen wollen. Ihr Zustand ist schlecht. Ihnen gehen die Vorräte aus. Seit zwei Tagen haben sie nichts mehr gegessen. Sie warten auf den Frühling.
Die Belagerung ist in ihrem Endzustand.
Irgendwo in Südosten der Türkei, aber nicht zwingend, kann auch in sonstigen urbanen Krisengebieten sein. So heißt es auf der ersten Seite Der Belagerten. Ein modernes, klassisch aufgebautes Theaterstück in fünf Akten, geschrieben von Mesut Bayraktar. Es mag für die heutige Zeit unüblich sein, ein Theaterstück als Text zu lesen, immerhin werden Dramen für die Bühne verfasst und auch dieses hier ist darin keine Ausnahme. Allerdings handelt es sich bei den Belagerten um Sprechtheater. Wer jetzt ellenlange Monologe befürchtet, der darf beruhigt bleiben. Auch wenn wir das Kellerloch über das ganze Stück hinweg nicht verlassen werden, – die Zwischensequenzen mit den Liedern bilden dabei die einzigen Ausnahmen – wird es nicht langweilig werden. Mit jedem Tag, an dem die Belagerung enger rückt, erhöht sich der Druck auf die rissige Decke und die vier Zementwände der jungen Revolutionäre, und mit jeder Nacht, die voranschreitet, werden die Entscheidungen, die sie zu treffen haben, schwieriger. Denn zwischen den Akten, in den Dunkelstellen also, wird die Handlung neu in Gang gesetzt und so erfahren wir gleichzeitig mit unseren Helden erst im Nachhinein von den Ereignissen außerhalb des Kellers. Einzige Ausnahme bildet hierbei der letzte Akt, in dem die Flut über die schwere Türschwelle schwappen wird.

Mesut macht uns mit seiner kurzen Einleitung eines sofort klar. Was ihr hier seht, passiert nicht nur in der Türkei. Es geschieht weltweit, überall dort, wo die stumme Gewalt der Verhältnisse herrscht und die Menschen unterdrückt werden. Diese Welt – sie ist eine Hölle – und wir alle sind ihre Gefangenen. Man könnte den Figuren auch andere Namen geben, europäische, oder russische, griechische, jemenitische, palästinensische, syrische oder amerikanische; das Stück würde nicht an Wert oder Sinn verlieren. Die Figuren sind Meinungsträger und Meinungen gibt es viele, es gibt sie überall und schon lange. Ein jeder von ihnen erlaubt eine andere und neue Sichtweise auf die Probleme, mit denen die Helden Akt für Akt zu kämpfen haben. Die Türkei bildet den Rahmen, indem die Handlung stattfindet. Wer allerdings eine parteipolitische Podiumsdiskussion erwartet, der wird enttäuscht werden. …Sie sind aber schwer von Begriff…Politik halt – das waren leere Worte. Mesut will nicht einfach den Einzelfall behandeln. Er will den Einzelfall durchbrechen. Er will herausfinden, was hinter ihm liegt und dabei gehen seine Figuren einige Konflikte des menschlichen Daseins in ihrer Lage so grundlegend an, dass man als Leser plötzlich auch das eigene Leben dort in dem trüben Keller verhandelt sieht. Ernst ist heute von Nöten, Can. Vielmehr als du denkst! Wir wollen uns nicht blenden lassen und darum blicken wir unverblümt und ernsthaft auf die Nüchternheit der Dinge. Heute findet ein Krieg zwischen den Menschen statt.
Dennoch werden dem ein oder anderen, der genauer hinsieht, oder aber, der den kulturellen Hintergrund des Autors teilt, immer wieder kleine versteckte, aber auch offensichtliche Referenzen zu dem Land zwischen Orient und Okzident auffallen. Neben den Namen wird dies ebenfalls bei den Liedern deutlich, die den Akten wie Gelenke zwischengeschoben sind und dem Stück zuweilen phantastische Elemente hinzufügen. So lässt Mesut eine der Figuren nach ihrem Ableben noch einmal auf der Bühne auftreten und zwingt sie uns Das Lied vom Untergang der Welt vorzusingen. Zwei der insgesamt vier Lieder sind Übersetzungen aus dem Türkischen ins Deutsche, die Übrigen zwei hat der Autor selbst verfasst. Mesut nimmt die Türkei allerdings nicht aus falscher Sentimentalität zum Schauplatz Der Belagerten. Seit Erdogans Regime, das sich mit dem Putsch Versuch 2016 noch weiter gefestigt und ausgebreitet hat, ist das Land in einem besorgniserregenden Zustand. Die Menschen leiden, man inhaftiert Andersdenkende, foltert und ermordet sie im Namen des Vaterlandes. Auch das Leben der Zivilisten ist jetzt unsicher (…) Kürzlich wurde unser Stadtvorsteher aus irgendeinem dunklen Winkel erschossen, frontal auf den Kopf. Während er eine Rede hielt und Kameras auf ihn gerichtet waren.

In diesen Umständen treffen wir auf die fünf jungen Revolutionäre. Mecit ist der Erste, den wir auf der Bühne sprechen hören. Seine Eltern wurden vom Militär erschossen, während er dabei zusehen musste. Er vertritt eine radikale und kompromisslose Haltung der Gegengewalt. So sieht und hört man ihn gleich zu Beginn des Stücks, während eines Gesprächs mit Ali, seinen Revolver zücken und eine kurze Rede halten. Wir haben keine Wahl. Wir sind Belagerte. Schau, siehst du wie es glänzt? Es ist der Abglanz von Macht. Nur das vermag den Hunger auf der Welt vollständig zu beseitigen. Mecit hat nichts übrig für Schwäche. In seinem Eifer nach Veränderung und Gerechtigkeit, hat er allen seinen Gefühlen, außer dem der Wut, einen Riegel vorgeschoben. Dabei ist er keineswegs kopflos. Sein unsentimentaler Blick auf die Dinge, erlaubt ihm oft zu sehen, wo andere befangen sind. Hoffnung ist wie wenn ein Reisender seine Koffer gepackt sich zum Bahnhof begibt, sein Reiseticket kauft und abstempelt und dann zum bestimmten Gleis geht, um auf einen Zug zu warten, der niemals kommen wird.Mecit hat es satt sich zu verstecken und zu warten. Er will handeln. Er will sich wehren und nach allem, was er durchgestanden hat, will er es sofort. …wir wollen diese Hölle vernichten, um eine neue Welt auf ihr zu erbauen. Erst dann werden Brückenbauer für Menschen benötigt. Heute braucht man sie für Panzer.Es ist die Ohnmacht aus eigener Erfahrung, die ihn quält und immer radikaler werden lässt. Es ist die Machtlosigkeit im Angesicht der Macht. Es ist der Alltag der Belagerung und ihr Endzustand.
Ihm gegenüber könnte man Can positionieren, den Künstler. Ein sensibler junger Mann, den wir angeschlagen und krank in dem Kellerloch antreffen. Canist geübt darin in Bildern zu sprechen, wodurch seine Sprache gelegentlich einen poetischen Anklang erhält. Als Sinan, sein engster Freund, für den, wie wir erfahren, er heimliche Gefühle hegte, stirbt – ein Ereignis, dass dem Stück vorangeht und von dem wir gleich zu Beginn des ersten Aktes erfahren – verschlechtert sich sein Zustand zunehmend. Can kämpft aus einer engen liebevollen Beziehung zum Leben heraus. Der trostlose Keller, das wenige Licht und der Rauch drücken besonders auf seine Verfassung. Es macht ihn krank. In mir flackert immer das Bild von einer weiten, langen Steppe auf, mit vereinzelten Königskerzen hier und da und diese weite Steppe streckt sich in ein am Horizont leuchtenden Meer, worin sie mündet; die Wellen plätschern sachte auf die Küstensteine und die weißen Vögel gleiten krähend über das Wasser, das mild über die Sandbank schäumt. Ich kann nicht tagein tagaus in einem dunklen Loch ausharren, ohne für einen kurzen Augenblick am Tag die Weichheit der Sonne auf meiner Haut zu spüren.

Selda, Cans Schwester, ist die einzige Frau in der Gruppe. Sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den einzelnen Mitgliedern. Sie ist klug, ernst, tapfer und sie pflegt mit allen einen engen Kontakt und gerade deshalb erwartet sie im Besonderen ein schweres Los. Selda ist überzeugt davon, dass mit dem Frühling Verstärkung kommen wird, da dann der Schnee auf den Bergen schmilzt und die Pässe wieder frei werden. Bei dem Frühling wollen wir allerdings nicht nur an die Jahreszeit denken. Er ist mehr. Er ist die Zukunft, für die die jungen Revolutionäre kämpfen. Die neue Welt soll für alle Brot haben. Die Welt des entfesselten Menschen, von der sie befürchten, dass sie sie selbst vielleicht niemals sehen werden und für die sie trotzdem kämpfen. Irgendwann, da werden wir siegen. Unsere Partei ist die Partei der Getretenen und Bespuckten, die unsichtbare Partei der Menschheit. Auch wenn nicht wir diejenigen sein werden, die die Fahne der neuen Zeit hissen. Nach den Herrschern werden die Beherrschten sprechen. Selda versteht sich über ihren individuellen Lebenslauf hinaus. Sie ist Teil der Klasse der Unterdrückten und so wie die anderen auch, begreift sie die Revolution, die Umwälzung und Neuordnung der bestehenden Verhältnisse als ihre historische Pflicht. Dabei streitet sie allerdings auch ganz konkret um ihr eigenes Glück. Wir sind Betrogene! Betrogen um unsere Jugend und um unsere Träume. Man kann heute nicht glücklich sein, ohne das Unglück seines Nächsten billigend in Kauf zu nehmen. Unter diesen Umständen ist Glück ein Verbrechen. Ich weise es zurück. Wenn ich also gegen den Betrug und die Verbrechen kämpfe, kämpfe ich gegen das Glück von heute.
Dann sind da noch Ali und Kaptan. Ali ist jemand, wie man ihn in vielen Gruppen antreffen wird. Nur selten hören wir eigenständige Worte aus seinem Mund. Meistens hängt er Mecit am Zipfel, der kaum eine Gelegenheit auslässt, Ali Feuerholz in den Rachen zu werfen und ihn anzustacheln. Kaptan hingegen ist ein stiller, denkender Mensch, der sich nicht allzu sehr von seinen Gefühlen mitreißen lässt. Er hat eine Zeitlang Medizin studiert und ist somit so etwas wie der Arzt der kleinen Gruppe. Am Ende des ersten Aktes lernen wir noch zwei weitere Figuren kennen, die immer mal wieder auftauchen werden. Ismail und die Mutter. Die Mutter spielt eine bedeutende Rolle für das Stück. Sie ist die Nabelschnur, die die Revolutionäre mit der Außenwelt verbindet. Sie steht symbolisch für die vorangegangene Generation, sowie für die elterliche Liebe, die zuweilen erdrückend sein kann. Man könnte beinahe sagen, sie personifiziert sie. Dabei sind lediglich Kaptan und Ismail ihre leiblichen Söhne, dennoch gilt ihre Sorge allen Belagerten. Ismail ist noch ein kleiner Junge. Er spricht nicht und läuft immer an der Seite seiner Mutter.

Mit dem dritten Akt werden sich noch zwei weitere Figuren und ein paar maskierte Soldaten auf die Bühne einfinden. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen, wollen wir sie allerdings nicht weiter bei ihren Proben stören und nur ein paar wenige Worte über sie verlieren und so viel verraten, dass es sich dabei um einen einfach Soldaten namens Kemal handelt – einen ehemaligen Schuhputzer, dem eine fabelhafte Szene mit Selda bevorsteht, in der sie über das Vaterland und seine Bedeutung sprechen – und um einen glucksenden, sadistischen Leutnant, namens Remzi.
Neben den Referenzen zu der Türkei, oder einzelnen politischen Ereignissen, wie das öffentliche Attentat auf den Stadtvorsteher, den es wirklich gab – sein Name war Tahir Elçi, er war der Präsident der Anwaltskammer von Diyarbarkir – ist das Stück noch mit vielen andern Bezügen aus Welt und Literatur bestückt. So erinnert Ali an Brecht, Wir leben in finstren Zeiten, Mecit. Wir müssen selbst finster sein, und Mecit verweist in einer seiner Wutausbrüche auf Kafka, Einer muss da sein. Einer muss kämpfen. An einer anderen Stelle hören wir Satre und in die Existenzialisten grüßen. Wer hat schon die Wahl über die eigene Lage in die man verstrickt wird? Niemand – zweifellos. Niemand verdient sein Leid. Man öffnet irgendwann einfach die Augen und ist da. Und dann schließt man irgendwann die Augen und ist einfach weg. Die Dichte an Meinungen und Gedankengut, das sich in diesen unscheinbaren Neunundachtzig Seiten konzentriert, und das diskutiert, weitergedacht und geprüft wird, ist ein Hinweis auf die Tiefe dieses Erstlinkswerkes und die Tragweite der dort verhandelten Themen. Dabei verfällt der Autor keineswegs in theoretischem Geschwafel. Die Gespräche entfalten sich aus der Handlung und den Lebensläufen der Figuren heraus. Da spricht weder Brecht, noch Sartre, noch Kafka, da sprechen Mecit, Selda, Can, oder Kaptan; da spricht Mesut und seine Sprache, die ihre Bandbreite deutlich macht, sie reicht von nüchternen, kurzen, zuweilen präzisen Feststellungen, bis hin zur ausdrucksstarken Poesie. Sie ist eines der Kernstücke dieses Dramas, ohne dass dieses nicht funktionieren würde.

Nun, und funktioniert es denn?
Diese Frage wird im Theatersaal beantwortet werden müssen. Was sich gut liest, muss nicht zwingend auf der Bühne gelingen und sich auch gut entfalten. Bei einigen Passagen könnte die Regie in der Umsetzung durchaus auf ihre Schwierigkeiten stoßen, z.B. was die tiefgreifenden Dialoge angeht. Nichtsdestotrotz haben Die Belagerten ohne jeden Zweifel ein Publikum verdient. Das Drama bietet verschiedenste Ansätze zur Interpretation, somit vielfältige Möglichkeiten für eine Inszenierung und vor allem liefert es Inhalte. Eine schmerzlich vermisste Mangelware in den meisten Häusern unserer Zeit. Lieber setzt man heute auf übereifrige Ästhetik, auf bunten Pathos, auf sinnlose Dekonstruktion und unverständliche Abstraktion, sowie auf plumpen Schock, oder aber andere Pferde der Postmoderne mit ähnlichen Namen, von denen man meint, sie würden die Bedürfnisse ihres ach so denkfaulen Publikums befriedigen und von denen man sich erhofft, dass sie das Rennen machen werden und die Kassen klingeln lassen. Und so wird das bisschen Rest Inhalt – das zuweilen und auch nur wenn wir Glück haben, unter dem Schutt des Formdenkens noch zu finden ist – mehr unsichtbar als sichtbar. Oder aber man präsentiert uns stolz und selbstsicher Stoffe aus den Gräbern längst Verstorbener großer und anerkannter Dramatiker und Schriftsteller, denen man kurz vor Vorstellungsbeginn schnell noch Highheels und Krawatte in die Hand drückt und die Totenbleiche aus dem Gesicht schminkt.

Mesut hat etwas zu sagen. Er will nicht einfach Antworten in den Mund legen, sondern er will diskutieren, Meinungen zulassen, fördern und finden. Er will aufmerksam machen, auf die Belagerung, die in ihrem Endzustand ist, die täglich enger rückt und der wir alle von Geburt an hoffnungslos ausgesetzt sind. Frieden?! Wir sind im permanenten Kriegszustand. Das ganze Leben ist ein Krieg! Wer das nicht begreift, der träumt oder ist ein Lügner! Ein Blender! Und wenn mal keine Patronen durch die Luft pfeifen, so wird unter dem Mantel des Waffenstillstandes anderweitig geschossen: durch Hunger und Preise, durch Armut und Reichtum! Und er will jene auf die Bühne holen, die sonst nur hinter dem Vorhang stehen, jene, die in den Schatten leben, die das Rampenlicht wirft. Und so macht er uns eines unmissverständlich. Wer gegen den Hunger kämpft, der kämpft gegen die Armut. Und wer gegen die Armut kämpft, der kämpft gegen den Reichtum. Ich, Vaterlandsloser, muss das Leid ertragen. / Ich weiß, es muss nicht sein, wie es ist. / Ich will mich nicht beklagen: / Denn der Hungernde kämpft, Mutter! / während der Reiche frisst.

Von Kamil Tybel, 06.Mai’18 / Illustration von Claudia Kuhn

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