vontazpanterstiftung 17.12.2018

taz Panter Stiftung

Die taz Panter Stiftung fördert seit ihrer Gründung 2008 kritische Nachwuchsjournalist*innen, ehrenamtliches Engagement und die Pressefreiheit weltweit.

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Eines der großen Themen unseres Workshops in Berlin war die Zukunft der Printmedien. Die vorherrschende Experten-Meinung hierfür in Europa lautet bekanntlich: das Internet ist dabei, sämtliche herkömmliche Massenmedien zu ersetzen. Wenn ich so etwas zu hören bekomme, muss ich an den sowjetischen Filmklassiker „Moskau glaubt den Tränen nicht“ denken.

Natalia Barbier aus Bendery, Transnistrien (Republik Moldau)

Eine der Filmfiguren behauptet darin, dass „in 20 Jahren nichts anderes mehr außer Fernsehen übrig bleiben wird: weder Kino, noch Theater, Bücher oder Zeitungen!“ Seitdem ist wesentlich mehr als 20 Jahre vergangen, dem Fernsehen ist es aber nicht gelungen sich als einzige Informationsquelle zu etablieren. Ja mehr noch: es steht heute wie die Zeitungen in der Schlange der „zum Nimmerwiedersehen Verdammten“ vor dem imaginären Abgrund.

Und trotzdem, wie es sich herausgestellt hat, sind nicht alle der Meinung, dass die Situation hoffnungslos sei. Der Beruf des Journalisten ist in Deutschland – welch Wunder! – prestigeträchtig. Dem gedruckten Wort vertraut man. Ein wesentlicher Teil der Bevölkerung – und zwar 44 % – liest nach wie vor Zeitungen und Zeitschriften. In den Kiosken finden sich 350 verschiedene Printmedienprodukte für beliebigen Geschmack und beliebige Geldbörse.

Was kauft man denn so? Hierzulande gibt es keine nationale „Leitzeitung“. Viele Zeitungen, die man deutschlandweit kauft oder abonniert, tragen regionale Namen. So wird die FAZ zwar in Frankfurt-am-Main produziert, gelesen wird sie aber in allen anderen Teilen Deutschlands auch. Interessant, dass viele, insbesondere ältere Leser, ihren alten Zeitungen treu geblieben sind. So liest man z.B. im Osten Berlins, mehr als im Westteil der Hauptstadt die Berliner Zeitung, die der Leserschaft bereits aus DDR-Zeiten vertraut ist.

Warum geben denn die Deutschen überhaupt noch Geld für die gedruckte Zeitung aus? Die taz-Experten sind der Meinung, dass die Menschen von der Flut der reinen Information, die tagtäglich via verschiedenste Medienkanäle über sie herein bricht, die Nase voll haben. Sie fühlen sich nicht imstande, sich ein klares Bild über die Geschehnisse zu machen. Sie brauchen analytische Beiträge, Expertise, Meinungen und Kommentare von ausgewiesenen Fachleuten.

Nichtsdestotrotz, auch die größten taz-Optimisten können nicht um folgende Tatsache umhin: deutsche Leser, insbesondere 14- bis 30-Jährige, wenden sich nach und nach von den Printversionen ab und tauchen ganz ins Online ab. Noch aber bleiben die Bürger „des Landes der Dichter und Denker“ eine lesende Nation.

Zum einundzwanzigsten Mal sind Journalisten aus Osteuropa Gäste der taz Panter Stiftung, um sich kennen zu lernen, ihre Erfahrungen auszutauschen, Neues über Journalismus unter demokratischen und nicht mehr so demokratischen Bedingungen zu lernen. Weil es dieses Mal speziell um das Thema „Bedrohte Pressefreiheit“ ging, waren die KollegInnen fünf Tage in Budapest und dann in Berlin. In einem täglichen Blog berichten sie von dem Workshop, der auch aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.

Dieser Workshop wurde durch das Auswärtige Amt finanziell unterstützt.

 

 

 

 

 

 

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