vonannette hauschild 05.06.2017

Sauerländische Erzählungen.

Annette Hauschild berichtet Interessantes und Wissenswertes über Strafverfahren sowie Weiteres aus dem Feld der inneren und äußeren Sicherheit.

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Vor einigen Monaten war ich Zuhörerin bei einem Vortrag des Chefs des nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes Burkhard Freier in Bad Godesberg. Organisiert hatte den Abend die Stabsstelle Integration der Stadt Bonn.

 

Lange habe ich überlegt, ob ich dazu wirklich etwas schreiben soll.  Jetzt mach ich es mal.

 

Es ging um das Thema” Salafismus – die Lage in Bonn”.

Freier präsentierte eine kurze Einführung in  die Strukturen und Vorgehensweise der Salafisten und die Gegenmaßnahmen des Landes NRW.

Er legte dar, dass seine Behörde rund um die Uhr mit Beobachtungen und Auswertung beschäftigt sei. Sieben Tage die Woche rund um die Uhr seien seine Leute im Dienst. Wie viele Überstunden sie vor sich herschoben, mochte er gar nicht ausrechnen.

 

Ansonsten machte er den römischen Igel um seinen damaligen Chef, den Innenminister Jäger.

Es gebe mehr als 2000 Salafisten in NRW, davon 600 im Raum Bonn. Wobei mit “Raum Bonn”  nicht die Stadt, sondern der Zuständigkeitsbereich des polizeilichen Staatsschutzes des Polizeipräsidiums Bonn gemeint ist. Der erstreckt sich vom Siegerland bis an die holländische Grenze.

90 Personen seien nach Syrien ausgereist, 30 wieder zurückgekommen.

Es gebe im “Raum Bonn” in 10 Moscheen Anlaufstellen für Salafisten.

Der VS habe sie im Auge.

Wie beruhigend.

 

Wir haben  also junge Syrienrückkehrer  in NRW, die nicht nur, wie die Links- oder Rechtsradikalen,  gewaltbereit sind, sondern auch eine Waffenausbildung an Kalaschnikovs, Pistolen, Häuserkampftraining und eventuell Bombenbau  durchlaufen haben und vielleicht auch noch LKWs fahren können,  und aus den diversesten Gründen wieder heimgekehrt sind. Es gibt darunter sicher eine große Anzahl von Leuten, die gemerkt haben, dass Krieg spielen nichts für sie ist. Aber wie viele wollten die Waffen eigentlich gar nicht niederlegen, sondern sind zum Beispiel wieder zurückgekommen – was häufig geschieht – etwa weil die Familie sie wieder zurückgeholt hat? Oder weil der IS keine Siege mehr vorzeigen kann? Weil man nicht mehr den großen Kämpfer, den alle bewundern,  spielen kann? Weil  sich die Lage in Syrien gegen die IS-Truppen und ihre Familien kehrt?

 

Zieht man nun die zwei aus dem Großraum Bonn ab, die im November in Düsseldorf zu  Haftstrafen verurteilt wurden, dann müßten rein rechnerisch jetzt 28 Rückkehrer noch auf freiem Fuß sein. Vielleicht sind es auch schon wieder ein paar mehr geworden, denn der Rückstrom hält angeblich an.

Der VS-Chef sagte  ganz unumwunden: “wir wollen sie ja  nicht vergraulen, sonst gehen sie woanders hin”. Die Szene verlagere sich zunehmend ins Ruhrgebiet und werde “immer klandestiner”.

Was im Klartext heißt: Jetzt wissen wir, wo sie sind, wir bleiben dran, aber wenn wir sie anrühren, ziehen sie um oder gehen  gar in den Untergrund und dann können wir lange suchen, bis wir sie wieder gefunden haben. D.h., die Behörde macht genau so weiter wie beim NSU. Zuschauen, zuhören dranbleiben und….zuschauen, zuhören, dranbleiben zuschauen zuhören, dranbleiben …      Im Gespräch nach der Veranstaltung  prophezeite Freier dann  noch,  dass es in diesem Jahr sicher Anschläge geben werde.

 

Was ist dem VS wichtiger: Deliktverhinderung oder Informationsgewinnung?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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