vonannette hauschild 18.09.2017

Sauerländische Erzählungen.

Annette Hauschild berichtet Interessantes und Wissenswertes über Strafverfahren sowie Weiteres aus dem Feld der inneren und äußeren Sicherheit.

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Helmut Lorscheid berichtet aus dem Mauss-Prozess in Bochum

Eigentlich hatte ich heute damit gerechnet, dass Werner Mauss und seine an Lebens- und Anwaltserfahrung reichen Verteidiger ihr Plädoyer halten würden – nachdem die Staatsanwaltschaft am vorherigen Verhandlungstag ihre Sicht der Dinge dargetan und für Werner Mauss, den furchtlosen Wahrer des Rechtsstaats und internationalen Wohltäter, eine Haftstrafe von sechs Jahren und paar Monate vorgeschlagen hatte.

Doch bekanntlich ist bei Gericht alles möglich. Besonders in  diesem Verfahren.

Wieder einmal strapazierten die Verteidiger die Geduld von Richtern und Zuhörern. Sie sind Teil jener Kaste, die als Spitzenanwälte in diesem unserem Lande gelten und sicherlich für Spitzensalär seltsame Dinge tun. Für ihren Mandanten, der seine Verteidiger heute etwas wirre Erklärungen verlesen ließ. Rechtsanwalt Fischer – an Lebens- und Anwaltserfahrung noch nicht so reich wie seine Kollegen Hamm und Salditt – durfte heute auch mal länger reden und präsentierte eine persönliche Erklärung des Werner Mauss in Form eines gut gefüllten DIN A 4 Ordners,

Für das Gericht und die Staatsanwaltschaft hatte er zusammen mit Mauss eine umfängliche Erklärung erarbeitet, die in Tabellenform zu erläutern suchte, wie und wofür die Gelder vom geheimen Treuhandfond über die Jahre hin verwandt worden seien. Nun ist solch ein buchhalterischer Vortrag eher ermüdend. Doch Mauss kann spannende Geschichten erzählen. Und in dem dicken Ordner, aus dem Dr. Fischer heute vorlas, standen viele spannende Sachen.

Auch jene Zuhörer, die angesichts der vielen Menschen, die von der Verteidigung als mögliche Zeugen in Betracht kamen, schon mal frotzelten, jetzt seien ja bis auf den Papst eigentlich alle möglichen Zeugen benannt worden – auch die kamen heute noch auf ihre Kosten. Zwar wurde nicht der amtierende Papst genannt – aber man erfuhr, was es kostet, wenn Meister Mauss den deutschen Papst vor einem möglichen Attentat rettet. Das macht 2,5 Mio. Euro. Wer meint, dass sei viel, der sollte sich mal anhören, wie Mauss funktioniert. Da ist nicht nur der eigentlich eher unscheinbare Mann, sondern es gibt auch GMs, das sind “Geheime Mitarbeiter” Und die sind manchmal selbst auch böse Buben – andererseits haben sie Familie und da fallen auch Kosten an

Wenn einer dieser Mitarbeiter angeschossen wird, ja dann geht er nicht zum Arzt um die Ecke, sondern wenn es ein  Mauss-Mann ist, dann wird er zwecks Heilung und Genesung nach Deutschland oder zumindest nach Westeuropa in eine Privatklinik gebracht. Und die Töchter besuchen Schweizer Internate und auch die Kleidung, die Reitstunden, die Reisen, der Schmuck und die Kleider – ja, das kostet. All dies wurde und wird weiterhin aus dem geheimen Fonds bezahlt. Denn es dient ja dem Überleben des Papstes, der Abwehr islamischer Terroristen in Malaysia, Thailand, der Bekämpfung linker Guerillas in Kolumbien, arabischer Terroristen in Israel und der Abwehr von Datendieben beim BKA. Alles muss Mauss selber machen. Aber dabei ist er nicht alleine, denn den Kontakt zu den Geheimen Mitarbeitern, für die er auch sorgen muss, hält er nicht direkt. Dafür gibt es Stafetten. Das können zwei, drei aber auch sieben Personen sein, die dazwischengeschaltet sind. Die alle müssen nicht nur bezahlt, sondern regelrecht umsorgt werden. Ja, all das hat Mauss all die Jahre bezahlt – aus dem – genau, Sie wissen es – streng geheimen Treuhandfonds.

Da gab es weitere Kosten, die kaum einer vermuten würde. So war es für die Befriedung einer bestimmten Situation – Einzelheiten sind geheim – einfach nötig, dass ein Opernsänger in einem Gefängnis auftrat – für einen dort untergebrachten wichtigen Mauss-Spezi. Um im heimischen Fernsehen Malaysias glaubwürdig über den Friedensvertrag zwischen Regierung und irgendeiner Guerilla berichten zu können, musste im Konferenzsaal eines Frankfurter Nobelhotels eine Art Dschungel mit Strand aufgebaut werden. Ja, solche Deko kostet. Aber es sollte ja auch irgendwie “lebensnah”wirken – fürs heimische Publikum in Thailand oder Malaysia.

Mauss ließ auch Särge, in denen Waffen transportiert wurden, mit GPS-Sendern ausstatten. Ja, so was kostet – und auch dafür brauchte er das geheime Geld des Treuhandkontos. Bleibt zu erwähnen, dass das Gericht auch heute einen weiteren Zeugen der Verteidigung nicht hören wollte, der zwar seit 1989 seine Pension genießt, aber dem Gericht erzählen könnte, wie das mit der Gründung des Geheimfonds war…

Nein, Richter van den Hovel möchte das gar nicht hören und legte die nächste Sitzung auf den Mittwoch 20.9. 2017 10 h und die nachfolgende auf Donnerstag, den 21. 9. An diesen beiden Tagen werden die Verteidiger plädieren. Oder fällt ihnen vielleicht noch ein Antrag ein?

Das Urteil soll dann am Montag, 25. 9. 2017 schon morgens um 9.00 h verkündet werden.

Wir werden berichten. Großes Ehrenwort! Ehrlich!

 

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https://blogs.taz.de/terrorismusblog/2017/09/18/gps-fuer-den-sargtransport-und-deutschen-papst-gerettet/

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