vonErnst Volland 21.08.2007

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Mehr Panzer für Afghanistan

Zurück nach vier Wochen, abgetaucht in die Einsamkeit, ohne Zeitung,

TV, Telefon und  Internet befremden die Meldungen über eine deutsche Frau, die

in Afghanistan gefangen genommen wurde. Noch befremdlicher ist die

permanente Wiederholung der als Topmeldung platzierten Nachricht in allen Medien.

Dort wird von einem Geiseldrama gesprochen.

Seit gestern ist die Entwicklungshelferin Christina M. wieder frei und

Außerminister Frank- Walter Steinmeier erleichtert, wie man den

Internetseiten entnehmen kann.

Die Befreiung scheint recht einfach gewesen zu sein, allerdings musste ein

ganzes Stadtviertel abgesperrt werden. In der Nähe der Geisel befand

sich nur ein Bewacher, der bei der Erstürmung des Gebäudes durch

„Kräfte des afghanischen Innenministeriums

und des Geheimdienstes“ geflohen ist. Zurück blieb die unverletzte

Entwicklungshelferin. (Siehe Video FAZ.Net). Bei den Tätern handelt

es sich um „Kriminelle“, die aus der Entführung  Bares schlagen wollten,

die Aktion hatte keinen politischen Hintergrund.

Es gibt Lichtblicke.

Das ZDF Nachtstudio von Volker Panzer. Die jetzt zehnjährige Sendung

ist immer noch auf einen Zeitpunkt verbannt, der

nur von wenigen wahrgenommen werden kann. (Durchschnitt 300 000)

In der letzten Sendung, Sonntag früh Start um 0:20 , ging es um das Thema

„Strukturelle Gewalt“. Am Kamin mit Panzer saßen unter anderem

Jean Ziegler und Heiner Geissler, die sich in fast allen Diskussion-

punkten einig waren. Wenn es auch spät war, so es machte doch

Freude, wenn man im ZDF hören durfte, dass der Chef der Firma

Nestle ein (struktureller) Mörder sei, der durch

seine Gier Tausende ins Elend, Hunger und Tod treibt.(Ziegler)

Natürlich ist der Chef von Nestle nicht der Einzige, gemeint ist mit

diesem Beispiel das gesamte Kapital, oder wie Geissler sagt, die

Kapitalisten, nicht der Markt oder die Marktwirtschaft.

Fünfhundert reiche Familien beherrschen die Welt.

In der Sendung wurde auch die Frage gestellt: Was tun?

Mir gefiel der Vorschlag, andere Politiker zu wählen, oder nicht die

Politiker zu wählen, die gegenwärtig auf ihren Posten sitzen.

Für eine Figur wie Geissler, der solche Vorschläge machte oder befürwortete,

ist es schon schwierig, Vertrauen zu gewinnen, sitzt er doch mit

einer Arschbacke bei attac, mit der anderen bei Merkel.

Gehört diese Absicherung nach allen Seiten zum komplexen medialen

Typ von Aufklärer, der selbst eine zweite Aufklärung wünscht?

War Geissler nicht immer schon so?

Das nicht medientaugliche Alter von 77 Jahren sieht

man ihm nicht an. Es wird allerdings in der Sendung auch

nicht für Bodylotion oder McDonalds geworben.

Mein Favorit  bleibt Jean Ziegler. Er nannte Nestle, nicht Geissler.

Geissler kann man zuhören, Ziegler sollte man zuhören und lesen.

Volker Panzer kann man gut sehen.


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