Das Fenster im Dom zu Köln
Nach einer Laudatio auf den Stern Cartoonisten Til Mette
im beschaulichen Obernburg am Main und einem Rundgang
durch seine Ausstellung, führt der Weg nach Köln.
Man möchte doch einen Blick auf das neue Fenster im Kölner Dom
werfen.
Joachim Kardinal Meisner, der Mann an der Spitze des
katholischen Köln und Hausherr des Domes hat das richtersche Fenster
als „beliebig und unpassend“ kritisiert und ist
dafür von Teilen der Presse als Hinterwäldler mit antiquiertem
Kunstverstand angeprangert worden (19. Jahrhundert!).
Der Papst eine Leitfigur in den Medien (Spiegel Feuilletonchef: Vorbild)
und sein Kölner Statthalter nicht auf der Höhe der Zeit?
Der Kardinal wird die die Presse nicht los, obwohl er in einem
Artikel der letzten SonntagsFAZ einen positive Einschätzung
zum Beuyschen Werk offenbart.
Wie heute in der FAZ unter der Meldung
„Lichtscheu- Kennt der Kardinal die Domfenster?“, zu lesen ist:
„Offenbar (habe der Kardinal das Fenster)
noch gar nicht aus der Nähe betrachtet und mithin auch dessen Lichtwirkung
bisher nicht wahrnehmen können.“
Wer spricht so über den Kardinal?
„Das geht aus Äußerungen des Dom- und Stadtdechanten
Johannes Bastgen hervor, der bei einem Besuch von
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in der Kathedrale berichtete,
der bei der Einweihung des Fensters am 25. August abwesende
Kardinal werde an diesem Donnerstag erstmals wieder einen
Gottesdienst im Dom feiern.“
Es sind viele Menschen im Dom, Samstagmittag,
beste Lichtverhältnisse.
Das richtersche Fenster ist nicht einfach zu finden.
Schließlich steht man im Südquerhaus des Domes und reckt mit
etwa dreißig Besuchern den Hals. Ganz weit oben, unter dem
Dach wölben sich die gotischen Fensterbögen.
Die nach einem Zufallsprinzip zusammengestellten
farbigen Pixel wirken matt.
Man fragt sich. auf welchem Podest hat der Kritiker Werner
Spieß gestanden haben muss, um beim Anblick des
Fenster etwas zu empfinden wie “Auferstehung und Erlösung.“
Das Pixelfenster ist beliebig, wie das gesamte Werk von
Richter. Gleichgültig, was Richter je produzierte, ob
graue Bilder, Bilder nur aus Glas, unscharfe Bilder, abstrakte Bilder,
Bilder mit dem Siebdruckrakel gezogen, die farblich
einen diffusen Effekt wiedergeben, Bilder, die nur aus farbigen kleinen
Quadraten bestehen, Bilder, realistisch gemalt, die Meute jubelt.
Ministerpräsident Rüttgers (CDU) im gleichen Beitrag der FAZ:
„Rüttgers zeigte sich ‚begeistert’ und gratulierte dem Domkapitel
zu dessen ‚historischer Entscheidung’: Der Dom werde durch
das Fenster ’reicher und ein Stück anders.’“
Man darf gespannt sein, was Joachim Kardinal Meisner empfindet,
wenn er am Donnerstag erstmals wieder einen Gottesdienst im
Dom feiert.