vonErnst Volland 11.09.2007

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Das Fenster im Dom zu Köln

Nach einer Laudatio auf den Stern Cartoonisten Til Mette

im beschaulichen Obernburg am Main und einem Rundgang

durch seine Ausstellung, führt der Weg  nach Köln.

Man möchte doch einen Blick auf das neue Fenster im Kölner Dom

werfen.

Joachim Kardinal Meisner, der Mann an der Spitze des

katholischen Köln und Hausherr des Domes hat das richtersche Fenster

als „beliebig und unpassend“ kritisiert und ist

dafür von Teilen der Presse als Hinterwäldler mit antiquiertem

Kunstverstand angeprangert worden (19. Jahrhundert!).

Der Papst eine Leitfigur in den Medien (Spiegel Feuilletonchef: Vorbild)

und sein Kölner Statthalter nicht auf der Höhe der Zeit?

Der Kardinal wird die die Presse nicht los, obwohl er in einem

Artikel der letzten SonntagsFAZ einen positive Einschätzung

zum Beuyschen Werk offenbart.

Wie  heute in der FAZ unter der Meldung

„Lichtscheu- Kennt der Kardinal die Domfenster?“,  zu lesen ist:

„Offenbar  (habe der Kardinal das Fenster)

noch gar nicht aus der Nähe betrachtet und mithin auch dessen Lichtwirkung

bisher nicht wahrnehmen können.“

Wer spricht so über den Kardinal?

„Das geht aus Äußerungen des Dom- und Stadtdechanten

Johannes Bastgen hervor, der bei einem Besuch von

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in der Kathedrale berichtete,

der bei der Einweihung des Fensters am 25. August abwesende

Kardinal werde an diesem Donnerstag erstmals wieder einen

Gottesdienst im Dom feiern.“

Es sind viele Menschen im Dom, Samstagmittag,

beste Lichtverhältnisse.

Das richtersche Fenster ist nicht einfach zu finden.

Schließlich steht man im Südquerhaus des Domes und reckt mit

etwa dreißig Besuchern den Hals. Ganz weit oben, unter dem

Dach wölben sich die gotischen Fensterbögen.

Die nach einem Zufallsprinzip zusammengestellten

farbigen Pixel wirken matt.

Man fragt sich. auf welchem Podest hat der Kritiker Werner

Spieß gestanden haben muss, um beim Anblick des

Fenster etwas zu empfinden wie “Auferstehung und Erlösung.“

Das Pixelfenster ist beliebig, wie das gesamte Werk von

Richter. Gleichgültig, was Richter je produzierte, ob

graue Bilder, Bilder nur aus Glas, unscharfe Bilder, abstrakte Bilder,

Bilder mit dem Siebdruckrakel gezogen, die farblich

einen diffusen Effekt wiedergeben,  Bilder, die nur aus farbigen kleinen

Quadraten bestehen,  Bilder, realistisch gemalt, die Meute jubelt.

Ministerpräsident Rüttgers (CDU) im gleichen Beitrag der FAZ:

„Rüttgers zeigte sich ‚begeistert’ und gratulierte dem Domkapitel

zu dessen ‚historischer Entscheidung’: Der Dom werde durch

das Fenster ’reicher und ein Stück anders.’“

Man darf gespannt sein, was Joachim Kardinal Meisner empfindet,

wenn er am Donnerstag erstmals wieder einen Gottesdienst im

Dom feiert.

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