vonErnst Volland 06.11.2008

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Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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John Sidney McCain III, zum Abschied eines Helden.

McCain ist ein Held, so konnte man in vielen Zeitungen lesen. Sein Heldentum und sein Name bildeten eine Symbiose. Mit dem Image eines Kriegshelden wollte McCain die Wahl zum US- Präsidenten gewinnen, und auch jetzt, kurz nach der Wahl in den USA, heißt es über McCain „als Verlierer ein Held“. Wie kann jemand ein Held sein, fragt man sich, der, tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt, als Jagdbomberpilot in Vietnam Bomben auf die Stadt Hanoi abwirft, um Menschen zu töten? Am 26. Oktober 1967 wurde McCain bei der Bombardierung eines Wasserkraftwerkes in Hanoi abgeschossen Er überlebte in der Gefangenschaft. Er überlebte nicht nur, er wurde gesund gepflegt und konnte nach einigen Jahren Vietnam verlassen.

Warum verkauft man McCain als einen Helden, der mit seinen Bomben auch tausende von Zivilisten getötet hat? Er ist kein Held.

Heldin ist vielmehr Dang Thuy Tram.

Dang Thuy Tram ist eine junge vietnamesische Ärztin, deren Tagebuch aus dem Vietnamkrieg von dem amerikanischen Anwalt Fred Whitehurst, der in Vietnam für den Geheimdienst arbeitete, 1970 gefunden wurde. 2005 veröffentlichte Whitehurst mit seinem Bruder Rob die Tagebücher in Vietnam und den USA. Jetzt sind sie auf Deutsch mit dem Titel „Letzte Nacht träumte ich vom Frieden“, erschienen. Auf der Rückseite des sehr lesenswerten Buches steht:

„Es ist das Tagebuch der jungen vietnamesischen Ärztin Dang Thuy Tram, die im Juni 1970 im Alter von 27 Jahren bei einem Angriff auf ihre zivile kleine Klinik in den Bergen Vietnams von den Amerikanern getötet wurde. Es ist ein authentisches, höchst beeindruckendes Zeugnis einer mutigen Frau im Kampf gegen eine militärische Übermacht und ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Unterdrückung und Gewalt.“

Es ist sehr zu Wünschen, dass irgendjemand dem „Kriegshelden“ John Sidney McCain III einige Seiten aus diesem Buch laut vorliest.

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