vonErnst Volland 20.06.2012

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Fortsetzung vom 17. Juni 2012

Die frischen Erdbeeren auf dem Tisch bei Gerling kamen aus Südafrika, dem Land der Apartheid.

Foto: Heinz Krimmer

Die Politik der konsequenten Rassentrennung wurde nach Gründung der Südafrikanischen Union im Jahre 1910 durch ein Bündel von Gesetzen eingeleitet, die alle Rechte der schwarzen Bevölkerungsmehrheit extrem beschnitten. Bis in die 50er Jahre praktizierte die weiße Regierung eine vornehmlich ökonomische Rassentrennung. Danach verschärfte sich die Situation für die überwiegend schwarze Bevölkerung zunehmend. Die Regierung reglementierte und kontrollierte die Privatsphäre und verbat Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Rassen. In allen öffentlichen Einrichtungen, Behörden, Verkehrsmitteln und sogar auf den Toiletten wurde die Rassentrennung eingeführt und für die schwarze Bevölkeru sogenannte Homelands eingerichtet.
Widerstand kam aus den Reihen des ANC (African National Congress). Diese legal und im Untergrund operierende Organisation, vorwiegend von schwarzen Führern geleitet, wurde 1964 verboten und ihre Führer (auch Nelson Mandela), zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die von der südafrikanischen Polizei niedergeschlagenen Aufstände mit tausenden von Toten, darunter eine große Zahl von minderjährigen Schülern (1976 Aufstand in Soweto) erschütterten das Land und führten zu Solidaritätskundgebungen in verschiedenen Ländern.
Es dauerte jedoch noch bis zum Jahre 1989, dass der letzte Präsident des alten Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, das Scheitern der Apartheidspolitik endgültig öffentlich eingestand. Der Weg für die ersten allgemeinen Wahlen in Südafrika war damit frei.
Das südafrikanische Apartheid Regime folterte systematisch die schwarze Bevölkerung und ermordete viele Menschen. Die vorwiegend weißen Täter bestrafte niemand.
Einige Länder unterstützten das Apartheid Regime. Beispielsweise setzten die USA 21 Mal im Sicherheitsrat ihr Veto bei Resolutionen gegen Südafrika ein. (13 Prozent der Gesamtanzahl ihrer Vetos) Das Interesse der USA lag unter anderem in den Uranvorkommen des Landes.
Auch deutschen Konzernen wird vorgeworfen, sich an der Apartheid in Südafrika beteiligt zu haben. Im Oktober 2007 sind Verfahren unter anderem gegen die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, Daimler AG und Rheinmetall sowie zahlreiche weitere westliche Firmen wie Citigroup, UBS, BP, Exxon Mobil, IBM, Ford und General Motors am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten eröffnet worden. Das Gericht erreichte jedoch zunächst keine beschlussfähige Mehrheit, nachdem vier der obersten Richter befangen waren, weil sie im Besitz von Aktien der beklagten Konzerne waren.
Eine Studie aus dem Jahr 1999 kam zu dem Ergebnis, dass Deutschland mit 27,3 Prozent aller Auslandsschulden des öffentlichen Sektors der wichtigste Direktfinanzier des Apartheid Regimes war und „in herausragender Weise den Apartheid Staat direkt, ebenso wie die strategisch wichtigen Staatskonzerne der Apartheid, mit Finanzkapital bedient hat.“

Auch in Großbritannien fand das Apartheidregime Unterstützung für seine Politik. Margaret Thatcher bezeichnete den ANC (und Nelson Mandela) als „terroristische Organisation“. Noch im Jahr 1987 verkündete ihr Sprecher, dass „jeder, der meint, der ANC würde jemals in Südafrika die Regierung stellen, im Wolkenkuckucksheim leben“ müsse. Im selben Jahr erschienen die Mitglieder der Young Conservatives, der Jugendorganisation der Conservative Party, auf einem Parteitag mit HANG MANDELA!-T-Shirts.

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