vonErnst Volland 03.04.2013

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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„CDU-Politiker Polenz mahnt Türkei zur Mäßigung im NSU- Streit.“ Das ist die Headline bei Zeit-online vom 2. April. Der Zeigefinger des Politikers richtet sich auf die Türkei, das Land, das bei diesen Verbrechen acht Menschen zu beklagen hat und auch beklagt. Herr Polenz, es sind acht Opfer und ja, die Justiz in Deutschland verteidigt das Gut der Unabhängigkeit. Es verteidigt in München, in seinem schon in der Vorbereitung absehbaren zu kleinem Saal nicht bayerische Tugenden, sondern preussische Traditionen. Der Schriftsteller Navid Kermani in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk vom 2. April, 8:00, das ich in voller Länge hörte: „ Natürlich muss die Justiz neutral sein, aber sie muss auch an den Opfern und vor allem auch an den Opfergruppen nicht preussische Verwaltungsakrobatik exerzieren.“
Schreddern, vertuschen, verschweigen. Auf dem rechten Auge blind. Eine Kette von Zufällen? Fehler? Eher handelt es sich um Ereignisse, die aus einer Tradition deutschnationaler Gesinnung kommen könnten, die sich bei den entsprechenden Institutionen durch Personen und Anweisungen seit 1945 nahtlos aneinander reihen. Ich belege diese These mit künstlerischen Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten.
Die FAZ schreibt in einem Artikel vom 4. März 2013 über einen Fund, der dem NSU- Untersuchungsausschuss dieser Tage vorliegt. Es handelt sich um die Adressliste mit 35 Personen, inklusive Telefonnummer, die zum engsten Kreis des Verbrecher-Trios Mundlos, Böhnhardt und Beate Zschäpe gehören. Diese Adressenliste, gefunden in einer Jenaer Garage 1998, taucht zum ersten Mal vor dem Ausschuss in der Öffentlichkeit auf. Sie wurde 1998 völlig vernachlässigt. Intensiv kümmerte sich das BKA um den Urheber der folgenden Arbeit und regt an, ein Ermittlungsverfahren „wegen Verstoßes gg. §88a StGB einzuleiten“.


Ernst Volland, Plakat und Postkarte 1980. (Für die, die es nicht wissen wollen oder nicht wissen können: Es handelt sich hier um eine Arbeit gegen Neo- Nazis)

Ernst Volland, Plakat und Postkarte 1979.

Ernst Volland, Plakat und Postkarte 1977.

Ernst Volland, Plakat und Postkarte 1975

Ernst Volland, Plakat und Postkarte 1978

Alle diese Arbeiten sind erkennungsdienstlich behandelt worden. Es kam zu diversen gerichtlichen Verfahren. Sie wurden in Ausstellungen beschmiert und zerstört. Volland bekam auf Grund dieser Arbeiten telefonische und briefliche Morddrohungen.

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https://blogs.taz.de/vollandsblog/2013/04/03/munchner-oberlandesgericht/

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kommentare

  • Super, die Gesinnung zaehlt!

    “Wer zuerst kommt, malt zuerst” ist eine Regel, an der man kaum etwas auszusetzen haben kann, wenn die Ausgangsbedingungen fair waren. Waren sie das?

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