vonErnst Volland 11.05.2015

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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1 Ernst Volland

1 Ernst Volland, 1975 Plakat und Postkarte Beide SüßStrauß, Franz Josef 100 Jahre, unsterblich.

Die Stadt München ehrt ihren „Größten Sohn“ (Stoiber am 23. April 2015)
des 20. Jahrhunderts. Den Auftakt bildet eine Kabinett Ausstellung des Münchner Stadtmuseums, die am 23. April eröffnet wurde und bis zum 2. August zu besichtigen ist. Die Ausstellung „Franz Josef Strauß- Die Macht der Bilder“ befindet sich etwas versteckt hinter der üppigen Puppen und Kirmes Abteilung im dritten Stock. Ein Gang durch die Stockwerke des Museums lohnt sich allemal.
Das Museum hat etwas zu bieten, unter anderen eine großartige Foto Ausstellung mit Arbeiten des schwedischen Fotografen Anders Petersen. Ihm wird eine komplette Retrospektive gewidmet. Die harten, veristischen und expressiven Darstellungen, die ganz nah an den Körpern der abgebildeten Menschen bleiben, öffnen einen schonungslosen Blick auf eine durch alle Generationen gehende Tristesse. Ich fragte eine Aufsichtsperson, die mit einem Balkanakzent antwortet, ob sie den die Bilder “aushalten“ könne. „Das ist das Läben,“ war ihre knappe Antwort.
Bei Franz Josef Strauß geht es bunter zu. Der überall ausliegende Flyer bringt die Intention der von den beiden Kuratoren Henning Rader und Rudolf Scheutle (auch verantwortlich für den Katalog) entwickelten Präsentation auf den Punkt.
„Anhand von Fotografien, Plakaten, Zeitschriften und Filmdokumenten werden typische, immer wiederkehrende Bildmuster, die Strauß etwa als einflussreichen Staatsmann, volksnahen Landesvater oder fürsorglichen Familienvater zeigen, offengelegt. Diese in der Wahlwerbung ebenso wie in den Illustrierten der Zeit medial verbreiteten Bilder sollen den Politiker als kompetent, sympathisch und letztlich wählbar erscheinen lassen.
Gespiegelt wird diese affirmative Bildwelt repräsentativer Darstellung durch die satirische Kritik, der Strauß permanent ausgesetzt war.Neben der Karikatur eignet sich besonders die Fotomontage dazu, kritisch zu intervenieren und Fragen aufzuwerfen.
Ein analytischer Blick auf die Selbst-und Fremdinszenierung sowie Demontage von Franz Josef Strauß in den verschiedenen Bildmedien gibt folglich nicht nur Aufschluss über seine Person und die Funktionsweise politischer Werbung, sondern eröffnet Einblicke in unsere Medienlandschaft.“
Allein neun Plakate von Ernst Volland aus dem Fundus des Museums bilden das Rückgrat für den Ansatz der „satirischen Kritik“. Acht davon sind im Katalog abgedruckt, und es war mir eine Freude, für den Abdruck im Katalog, auf den Flyern und der Website eine Rechnung an die das Projekt fördernde
Hans Seidel Stiftung der CSU zu schicken. Das Honorar ist in etwa der Betrag plus Zinsen, den der Anwalt von Franz Josef Strauß, Günther Ossmann, am 29. September 1978 von mir in einer Kostenfestsetzung einforderte. Seinerzeit genügte ein einziger Brief an mich, mit der Androhung eines Prozesses gegen ein Plakat, das ich 1971, Thema Strauß, entworfen hatte. Mein Anwalt riet mir diesen für mich exorbitant hohen Betrag sofort zu bezahlen, denn „Sonst könnte es noch sehr viel teurer werden“. Anwalt Glanert: „Franz Josef Strauß versteht keinen Spaß.“
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1 Strauß AusstellungStrauss_die_Rettung_kommt. kleinErnst Volland, 1978. Plakat, Postkarte. BehüteArtworkErnst Volland, 1979. Plakat, Postkarte. Strauß für.Ernst Volland, 1974. Plakat, Postkarte. GestreckterArtworkErnst Volland, 1982. Postkarte Come black1 Ernst Volland Deutschland wirkommen (1)

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kommentare

  • Lieber Ernst,

    wir kennen uns aus Altengrodener Kindertagen, wohnten in der Klinkeburg wohl auch um selben Haus. – Gela Fuchs (Feldhaus), mit der ich durch meinen Bruder Peter kürzlich (wieder) in Kontakt gekommen bin, hat mich auf Deinen Blog hingewiesen, und ich bin entzückt über das, was ich dort gesehen habe!

    Wahrscheinlich bist Du es leid, dauernd mit Staeck verglichen zu werden; aber auch ich fühle mich durch Deine (plakativen) Arbeiten einigermaßen an ihn erinnert. Im Übrigen ist es ja nicht unehrenhaft, mit dem Präsidenten der Akademie der Künste verglichen zu werden…

    Alles Gute
    und herzliche Grüße
    von Antje K.-D.

  • Beim ersten Blick dachte ich sofort, aha, der Staeck… Asche über mein Banausenhaupt. Die Bösartigkeit der Plakate ist die gleiche, herrlich! 🙂

    lG Da Hias, als Jahrgang Ende 1960er mit dem “späten” Strauß großgeworden….

    PS.: Die Plakate als Sammleredition in Form von Postkarten… ich sammle böse und/oder politische Postkarten…

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