vonWolfgang Koch 23.11.2008

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Die Herbstausgabe des Diplomatenmagazins Society (3/08) widmet einen Schwerpunkt des Hefts der Slowakei. Darin interessante Fragen: »Wussten Sie, dass Bratislava die einzige Hauptstadt der Welt ist, die unmittelbar an zwei Staaten (Österreich, Ungarn) grenzt? Wussten Sie, dass Wien und Bratislava die geringste Entfernung zwischen zwei Hauptstädten auf der ganzen Welt haben?« – Nur, was bitte nützt mir die geographische Nähe, wenn ich als Wiener zum Grenzübertritt immer noch Personalausweis oder gültigen Reisepass brauche, um die Nachbarn zu besuchen?

21-11-08
Die F.A.Z.-Beilage »Piazza« versieht das Foto einer spanischen Markthalle mit dem flott-tönenden Bildtext: »Wer den Mercado Central ohne Leckreien verlässt, ist selber schuld«. – Nein, Armut ist weder eine Schuld noch eine Sünde! Die Arroganz der Wohlhabenden beruht auf der Täuschung, sie hätten etwas geleistet, was ihnen kraft ihrer Klasse zugefallen ist.

In den USA veranstalten Hausbesitzer so genannte garage sales, und zwar nicht bloss, um alles Gerümpel loszuwerden, sondern auch, um durch den Verkauf ihrer Habseligkeiten für die nächsten Darlehenszahlung liquide zu sein.

22-11-08
Vier Wiener Museums-Eminenzen – Agnes HUSSLEIN, Edelbert KÖB, Peter NOEVER, Klaus Albrecht SCHRÖDER – fordern per ganzseitigen Inserat mehr Geld für ihre Paläste von der nächsten Regierung. »Notwendige Investitionen sind unter allen Umständen zu gewährleisten«. – Wetten, dass die Herrschaften das Inserat nicht aus ihrer Privattasche bezahlt haben? Hier finanziert der Steuerzahler mal das fremde Verlangen, ihm noch mehr abzunehmen.

Junge Exil-Tibeter fordern in Dharamsala einen härteren Kurs des unterdrückten Volkes gegen Peking. – Wie wär’s mal mit bewaffnetem Kampf? China ist nicht England, und der Dalai Lama mit seinem gewaltlosen »Mittelweg« kein Gandhi.

In Dubai eröffnet ein neues Luxushotel. Für zweitausend geladene Gäste wurden folgende Köstlichkeiten eingeflogen: 1,7 Tonnen Hummer, 4.000 Austern, 50 Kilogramm Gänseleber, 1.000 Wachteleier und 5.000 Shushi. – Offensichtlich sind die 25.000 heuer auf der Insel Lampedusa gestrandeten Menschen in die falsche Richtung geflohen.

23-11-08
In Österreich sind KFZ-Werkstätten Krisengewinner: »Die Leute lassen eher ihre alten Autos reparieren, bevor sie etwas Neues kaufen« (Kurier).

Der Kolumnist Manfred MAURER entdeckt, dass die unsichtbare Hand des freien Marktes plumpe Wurstfinger hat: »Das führt dann zur notorischen Präsenz von Kotzbrockenautobiografien in den vordersten Rängen der Bestsellerlisten.«

© Wolfgang Koch 2008
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