vonWolfgang Koch 22.04.2013

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

Mehr über diesen Blog
Was so aussieht wie etwas, aber möglicherweise etwas anderes ist / Foto: W. Koch

Dass Österreicher und Deutsche doch nur entfernte Verwandte in Europa sind, ahnten wir schon länger. Nun wissen wir wieder einmal genauer, warum das so ist.

 

Dieser Tage erfreute sich die Twitter-Liste »WorteausderKindheit« großer Beliebtheit. Sie versammelt Phrasen und Begriffe, die den heutigen Erwachsenen in Deutschland nicht mehr aus dem Ohr gehen. Unter http://dict.leo.org/forum/vie… de&lang=de findet sich schon länger eine kommentierte Kollektion dieser Art.

 

Auf diese vielsagenden Akte populärer Selbstbefragung und Selbsterforschung aufmerksam geworden, legte die Tageszeitung »Der Standard« eine nationale Umfrage nach: über einhundert PosterInnen lieferten ein für Österreich gültiges Sittenbild.

 

In der Folge die geordnerten Worte aus der Kindheit, mit der hierzulande lebenden Generationen aufgewachsen sind:

 

-A-

… aber danach (geht’s) ab ins Bett.

Der/die … hat das aber auch.

Das noch, aber dann abmarsch.

Wenn der Aff’ von der Brücke springt, …

Denk an die Kinder in Afrika.

Wer hat jetzt ang’fangen? Du oder …

Und was hast (du) heute wieder ang’stellt?

Wärst net aufigstiegn, wärst net runtergfalln.

Aufräumen, aber dalli!

 

-B-

Wannst deppert bist, schick ma dich in die Baumschul.

Nimm dir doch ein Beispiel an …

Bis dir wieder weh tust.

Wennst brav bist, darfst.

Brust raus, Bauch rein.

 

-D-

Ich zähl jetzt bis Drei.

 

-E-

Nur noch einmal!

Das kannst wem anders erzählen.

Du träumst auch von warmen Eislutschgern.

Dich muss der Esel im Galopp verloren haben.

Mit dem Essen spielt man net.

 

-F-

Vom vielen Fernsehen bekommt man eckige Augen.

Fernsehverbot.

Mach den Mund zu, sonst fliegt die Fliege rein.

Wer flüstert, lügt.

Wennst frech bist, kommst ins Heim!
In Afrika wärens froh, wann’s sowas gäbe.

Heb die Füße hoch beim Gehen.

 

-G-

Host g’hört?

War dein Vater a Glaserer?

Mir san gleich da.

Ein bißerl a Glauben hat noch niemanden g’schadet.

Dein Zimmer schaut aus, wie wenn a Granaten eingeschlagen hätt.

 

-H-

Auf, auf, ihr Hasen, …

Der He ist schon gstorben.

Bis heiratest, is alles wieder gut.

Du hörst sofort auf, zornig zu sein.

 

-I-

Ein Indianer kennt keinen Schmerz.

Iss Kind, sonst hast später Hunger.

 

-K-

Kaugummi verpickt den Magen.

Geh in den Keller ein Bier holen.

… sonst kleschts.

 

-L-

Lass die Kleinen einmal in Ruhe.

Im Laufschritt marsch.

Licht sparen.

 

-M-

Messer, Gabel, Scher und Licht sind für kleine Kinder nicht.

Kannst net Muh sagen?

 

-N-

Mit nackten Fingern zeigt man nicht (auf angezogene Leute).

Nylonsackerl.

 

-O-

Schreib mir eine Ansichtskarte, wenn du (im Nasenloch) oben bist.

Mir heissen doch ned Onassis.

 

-P-

Wart’ nur, bis der Papa kommt.

 

-R-

Red‘ – oder scheiss Buchstaben.

Ruhe!

 

-S-

Schau ned so blöd, sonst bleibst da.

Schlagt’s euch die Schädeln ein.

Vom Schielen bleiben die Augen stecken.

Schnell heisst net schirch.

Du bleibst jetzt so lang sitzen, bis du fertig gegessen hast.

Solange du da wohnst, machst du was wir wollen.

Wennst spinnst, gehst liegen.

Dich müssen’s im Spital vertauscht haben.

Die Tür is ka Strohsack.

Das kannst deiner Strumpftante erzählen.

 

-T-

Der Teller wird aufgessen.

Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Wennst noch ein einziges Mal mit der Tür knallst, …

 

-U-

Was ist des: Hängt an der Wand, macht tick-tack, und wenn’s obefallt, ist die Uhr hin?

 

-V-

… bis zur Vergasung.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

 

-W-

Wo warst?

Nein! – Warum?

Was sagt der Has’.

Wenn’s dir weh tust, schmier i dir ane.

So lang, bis einer weint

Wenn du so weitermachst, …

Wenn die Tante Radln hätt’, wär sie a Autobus.

Wenn das Wörtchen »wenn« nicht wär, …

 

-Z-

Wie heisst das Zauberwort?

Jetzt aber Zackzack!

Da wird heute einer Zapfen rechnen.

Zieh dich warm an, es ist kalt draussen.

Schleich dich ins Zimmer und komm nimma raus.

Der Pfarrer predigt auch net zweimal.

Du bist ned aus Zucker.

Hör auf zum Zunge zeigen, oder ich schneids da ab.

 

© Wolfgang Koch 2013

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/wienblog/2013/04/22/worte-aus-der-kindheit-der-osterreicher/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert