vonWolfgang Koch 18.02.2014

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Happend, or not? Beim Schwarzfahren von einer etwa 25jährigen Kontrollorin erwischt, bittet ein junger Mann rasch um den Zahlschein, weil er es unglaublich eilig hat. 15 Sekunden später drückt sie ihm den Wisch in die Hand, darauf: ihre Mobilnummer.

Ein Wintermärchen. Am 23. Dezember im 13A ohne Fahrschein. Der ertappte  junge Mann erklärt dem Kontrollor freundlich, dass er mit ihm aussteigen und die Strafe sportlich begleiche werde. »Da hinten is a Automat«, sagt der Kontrolleur. Der junge Mann wiederholt, dass er widerstandslos aussteigen und seine Schuld begleichen wolle. »Hearst«, herrscht ihn das Kontrollorgan nun an, »i hob da gsagt, du sollst da hinten im Bus um zwa Euro an Fahrschein kaufn und ihn mir zagn. Es is Weihnachten!«

Magisches Dreieck. Zwei Freundin im D-Wagen. »Du, ich hab aber keinen Fahrschein«, sagt die eine. Worauf ihre Freundin abwinkt: »Geh, wir fahren eh nur kurz, da brauchst keinen«. Als doch eine Kontrolle stattfindet, zückt selbige ihre Jahreskarte. Die andere deutet einfach zu ihr hin und erklärt: »Sie hot gsogt, i brauch kann«. Dem Kontrollor entfährt ein »Ahso«, und er geht weiter.

Favoritener Humor. Ein junger Zivilist steigt in die 6er-Bim Richtung Burggasse und verkündet lauthals: »Tag, die Fahrscheine bitte!« – Alle Fahrgäste beginnen sofort, ihre Berechtigungsdokumente herauszukramen. Bei diesem Anblick bekommt der Typ einen Lachanfall. »Naa, woa a Schmäh. Schau i aus wia a Schworzkappla?«

Wegen Dummheit. Bei einer Fahrkartenkontrolle in der Bim hat schon der erste zu Kontrollierende kein Ticket. »Haben’S an Ausweis?« – »Na, i zahl’ glei bar. Können’s wechseln?« Während die Strafgebühr eingehoben wird, fährt die Bahn in eine Station ein u. auch wieder aus. Als nun der erste Schwarzfahrer abgehandelt ist, erhob die Dame wieder ihre Stimme: »Fahrkartenkontrolle! Wer jetzt ned ausgstiegen is, ghört gstroft«.

DIE SANDLER

Morgenstunde. Am 3. Tor des Zentrafriedhofs steigen nur wenige Leute in die 6er-Bim zu. Hinten brütet ein Sandler in einer gewaltigen Sliwowitz-Fahne. Im 10. Bezirk fällt wiederholt die Beleuchtung im Wagen aus. Als die Lampen erneut zu flackern beginnen, plärrt der Alte nach vorne zum Fahrer: »Heast, wonst di no long spüst mim Liacht, gibt’s haße Ohrwaschln!«

Wechselkurs. Im Abgang zur U4 am Margaretengürtel reckt ein Bettler den Fahrgästen den berühmten Pappbecher entgegen: »Heast, kannst ma an Cent wechseln?« – Dass er ihm den freundlichen Gefallen zu machen versucht, endet für einen jungen Mann damit, dass er amüsiert und 49 Cent ärmer den Weg fortsetzt.

Lebenserfahrung. Schnellbahn-Station Südtirolerplatz. Zwei Schulfreund fahren auf einer Rolltreppe abwärts, einer davon mit starken Bauchschmerzen. Als er sich schmerzverkrümmt nach vorne beugt, ruft eine Sandlerin: »Nur ned scheißn, nur ned scheißn …«

Am Heimweg. Nach einem ausgiebigen Praterrundgang sucht eine Mutter auf der Lände dringend ein stilles Örtchen. Es bietet sich nichts an außer einer kleine Tankstelle. Sie wendet sich an zwei Tankler, die dort an der Theke stehen: »Entschuldigen Sie, gibt’s hier vielleicht eine Toilette?« – »Wos wolln’S!«, antwortet der größere der beiden Gentleman, »de gonze Wöd is a Scheißhaus!«

DIE MIGRANTEN

Die Bekräftigung. Eine junge Frau telefoniert angeregt in der U-Bahn. Da der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen vom Gesprächspartner offenbar infrage gestellt wird, sieht sie sich genötigt sah, ihre Aussagen deutlich zu untermauern: »Eh, ich schwör’, bei Kebab!«

Peinlich berührt. Ein erst kürzlich vom Land nach Wien gezogener Mann steigt morgens schlaftrunken in die Bim, um sich zur Arbeit zu begeben. Dabei entschlüpft seinem Mund ein unbeabsichtigtes, in der Großstadt vollkommen unübliches »Guten Morgen!« Zu seiner bis heute anhaltenden Verblüffung hallen etliche »Morgen!« zurück.

Antirassismus in der U4. Eine betagtere Dame sitzt neben einem schwarzen Fahrgast auf einer Doppelbank. Zwei Stationen weiter steigt ein weiterer Schwarzer ein, der mit dem anderen nichts zu tun hat. Die Dame erhebt sich und sagt zum Zugestiegenen: »Bitte, setzen sie sich zu ihrem Freund!« … was der grinsend auch tut.

Akrobatische Drohung. In der U4 eskaliert der Streit von zwei etwa achtjährige Jungen: »Haltest du Gosche, sonst kriegst du Watsche. Mit Fuss«.

 © Wolfgang Koch 2014

 

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