vonWolfgang Koch 30.04.2014

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

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Zug fährt ein. U3-Station Schweglerstraße, eine ältere Dame steht sehr knapp an der gelben Linie zum Geleis. Lautsprecher: »Bitte treten Sie hinter die gelbe Linie zurück!« Da sich die Dame nicht rührt, tönt es aus dem Lautsprecher erneut: »Die ältere Dame mit dem grauen Mantel, bitte hinter die gelllbe Llllinie zurücktreten, Zug fährt ein«. Keine Reaktion. Nun geht die Stimme in Brüllen über: »Hearst, Oide! An Meter viere oder zwa zruck!«

Gelasssenheit. U6 am morgendlichen Weg zur Arbeit. Warnton, Türen schließen, doch der Zug fährt nicht los. Nochmaliger Warnton, wieder nichts. Durchsage des Fahrers: »Bitte den Türbereich freihalten, damit die Türen schließen können«. Dritter Versuch; nach dem vierten meldet sich der Fahrer so: »Mir is wurscht. I bin scho in da Hockn …«

Der Vergleich. Eine Dame keppelt während der Fahrt mit dem Bim-Fahrer und drückt erst in der Station den Halteknopf, woraufhin der Fahrer allerdings die Türen schließt und mit den Worten wieder anfährt: »Schauns gnädige Frau, des is wia bam Scheißen. Wann’S net druckn wiad des nix«.

Der Frauenhasser. Ein hagerer Dreissigjähriger stürmt in die U4 und brüllt: »Olle Fraun san Hurn!« Schülerinnen kichern und tuscheln. Den Einwand aus dem Kreis der Passagiere, dass ja auch seine Mutter eine Frau sei, beantwortet der Kerl mit: »Mei Mutta is ka Hur«. – Beim Aussteigen in der nächsten Station muss er ausgerechnet einer schmucken Dame im Pelz Platz machen. Die hochgewachsene Blondine blickt ihn an und verdreht gleich die Augen. Der Mann wendet sich auf der Straße um und brüllt zurück in den Waggon: »Dich krieg’ i a noch!«

Die Hetzjagd. Die Franz-Josephs-Bahn hält kurz nach der Stadtgrenze. Nach bangen Minuten die Durchsage: »Dieser Zug kann vorübergehend nicht weiterfahren, da sich eine Person auf den Gleiskörpern befindet und diese erst eingefangen werden muss«.

Das Herbst-Assessoire. In der U6-Station Floridsdorf schließen zischend die Waggontüren. In buchstäblich letzter Sekunde fährt eine Dame mit der Spitze ihres Regenschirms dazwischen. Doch die betroffenen Türflügel bleiben um das gute Stück herum fest verschlossen. Grantelnd der Fahrer via Mikrophon: »Nau, wos tamma jetzt? Auhoidn und mitrenna?!«

Falsche Station. In der U6 Richtung Siebenhirten sagt die Lautsprecherstimme die Stationen zu früh an. Bei der Ankündigung »Michelbeuern – Allgemeines Krankenhaus« japst ein auf diese Ansage konditionierter Dackel begeistert hoch. Seine Besitzerin kann ihn nur mühsam an der Leine zurückhalten und hat die größte Mühe, dem Tier den Maschinenfehler zu erklären.

WIENER LINIEN

Verkehrslogik. Eine betagte Frau quert die Straße am Zebrastreifen äußerst langsam. Der Busfahrer öffnet das Fenster und schreit: »Heast Oma, zah on, sonst wird a Wohnung frei«.

Der Blitzkneiser. Der 13A-Bus Richtung Zentralbahnhof steht wieder einmal in der Kolonne. Plötzlich schert der Fahrer bei der Strozzigasse auf die Lerchenfelderstraße aus, düst zur Zweierlinie hinunter, steuert über den Getreidemarkt auf die Wienzeile und schwenkt erst bei der Pilgramgasse wieder auf seinen Kurs ein. Lange Gesichter bei jenen Fahrgästen, die nun in die Gegenrichtung ein oder mehrere Stationen zurück müssen. Der Chauffeur einsilbig: »Da is Stau, hab’ ihn umfahren«.

Der Sylvesterabend. Ein Bus voll mit fröhlichen Feiernden in Richtung der Jugendlokale am Gürtel; der Lenker kocht innerlich, weil er ausgerechnet zu dieser stimmungsvollen Stunde Dienst schieben muss. Als sich die Türen öffnen und die Spaßwütigen in Umarmungen davon taumeln, schaltet der Bedienstete die Außensprechanlage an und brüllt verzweifelt ins Mikro: »Ihr tut’s mir alle leid!»

© Wolfgang Koch 2014

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