vonWolfgang Koch 23.05.2016

Wolfgang Kochs Wienblog

Vom letzten Glanz der Märchenstadt oder wie es sich an der blauen Donau gerade lebt.

Mehr über diesen Blog

DI

Die Klingel, der Lift, das Wiedersehen. Der Wuzeltabak am Küchentisch, Pläne und Begegnungen. Goethe und Gerhard Seyfried, greise Redakteure und schwule Hippster, Karl May als König der Hochstapler. Die Autobiografie: Nadja Petöfsky (»Ich schreibe, darum bin ich«). Der Augarten: die Flaktürme, der illuminierte Fürst im barocken Jagdstern, die Melange im Schloßcafé. Der Vortrag im Aktionsradius: der junge Marx, der Putin-Versteher, der Willy Wimmer, der Ken Jebsen. Die Lügenpresse oder die Lückenpresse? Wie also was gemeint war. Was wir daraus gemacht haben. Und was die Jungen auch nicht daraus machen werden. Café Vindobona: das herzensgute Wiener Publikum, Roger Willemsen, Krankengeschichten.

MI

Justin Guitar oder Marc Ribot, Roberto Juarrez oder Antonio Porchia, Lyrik oder Aphoristik, Roman oder Drehbuch, Liste oder Alphabet? – Der Friseur-Salon Er-Ich. Der Marc-Twain-Raum im Griechenbeisl. Der Rundblick vom Dach des Sofitel. Das Mittagskottlett im Zwettlerhof, die Pfeife danach vor den Dachschrägen des Steffel. Die erste Buchhandlung: der Einfall des Lebens. Café Landtmann: die Original Wiener Strudelshow, der sonnenbebrillte Bundesgeschäftsführer des zurückgetretenen Kanzlers im Leichenanzug und sein dazugehöriger Sozial-Media-Manager in Lederjacke, der iPhone-verstöpselte Sprecher des zweiten Bundespräsidentschaftstichwahlkandidaten. Das Weltgerichtstryptichon des Hieronymus Bosch. Die ahornblättrige Plantane im Rathauspark. Das Wallhalla der Universität: Lammasch, Kelsen, Van Swieten, der Siegfriedskopf, Herr Doppler vom Dopplereffekt, Boltzmann, der Kastalia-Brunnen. Die Feststiege: Moritz Schlick. Der Bibliothekslesesaal. Das Jonasreindl. Der taz-Aushilfsmeister Helmut Höge. Die synkronisierte Totenliste. Napoleon Bonaparte. Abel Gance. Die Zeit im Bild.

DO

Café Schopenhauer: Mischa Jäger, Ex-Kommentator der anderen. Der künftige unfähige SPÖ-Chef. Das Kreuzberg-Syndrom: der Ströbele, der Gysi und der jüdische Intelligenzdarsteller Henryk M. Broder. Die k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel: der Philosoph Walter Seitter. Die griechische Quellnymphe Kastalia. Das psychedelische Mysterium von Eleusis. Albert Hofmann. Der Filmstaffelheld Alkibiades. Der Begriff der Verstümmelung in der Metaphysik. Die Thessalonicher Aristoteles-Statue. Die Aufgaben des Intellektuellen. Frank Böckelmann und Pediga. Der Habsburgerkannibalismus: die Leopoldsgruft, das Prunksarkophargdoppelbett Maria Theresiens, die Auferstehungsprophetie nach Ezechiel, der Kupfersarg des Reformkaisers Joseph II, der aus der Toskanagruft verschwundene Herzog von Reichstadt (»das Führergeschenk« 1940), die Pax-Familie Franz-Joseph I, Sissi und der Thronfolger-Suizid. Napoleons Abstieg in die Kaisergruft 1809 (»Vanitas vanitatem, hors la force«). Der Schnitzelwirt (7,- vom Schwein). Die Piecepipe im Headshop. Die zwei Buchhandlung: die Giftpflanzen in unserer Umgebung. Die Schiebermütze. Adornos Ehefrau.

FR

Das Notquartier syrischer, afghanischer und irakischer Flüchtlinge. Die fehlende Küche, der fehlende Basketballkorb, die fehlenden Kühlschränke. Der Zimmerputzdienst, die verschwundene Bohrmaschine, die graue UNHCR-Decke als Teppichersatz. Die Ramschmöbel des Namensgebers in der Walter-Bröckers-Halle in Limburg. Der deutsch-russischer Lyriker Nitzberg und sein Oligarch. Die Alte Donau: die Büsten von Guevara, Bolivar und Allende. Die schmucklose Turbinenstahlkirche der Uno-City, der polizeiliche Hotspot Praterstern.

SA

Die orange Tessy-Schreibmaschine. Carsharing oder Bikebox? Der Handelskai, die Donaulände, die Kreuzfahrtschiffe und ihre Müllcontainer. Der Campus der Wirtschaftsuni. Die Praterhauptallee: rote und weiße Kastanienblüten. Das Jägerhaus: der Spargel, das Schnitzerl, das sautierte Kalbsniernd´ln im Balsamicosaft. Der Milchkaffee im Magdas. Der Wurstelprater: der Windtunnel, das Spiegelkabinett, der Fliegende Teppich. Der Regen. Die Schnellbahn. Die Videowall am Check-In 3. Der Blogwart verschwindet in New York-Ansichten 9 mal 5 Meter.

© Wolfgang Koch 2016

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/wienblog/2016/05/23/der-blogwart-sieht-mal-nach-dem-rechten/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert