Mathias Schreibers Spiegel-Titelgeschichte von heute, „Rettet dem Deutsch“, konnte ich immerhin eine neue Anregung entnehmen, die zwar schon etwa 150 Jahre alt ist, mir aber dennoch bislang genau so unbekannt war wie Herrn Schreiber dieses Weblog. Es handelt sich um ein von Arthur Schopenhauer verwendetes, vielleicht sogar geprägtes Wort, und anders als sonst üblich zitiert der Spiegel sogar im Zusammenhang und in ganzen Sätzen: „Die Deutschen zeichnen sich durch Nachlässigkeit des Stils, wie des Anzuges, vor anderen Nationen aus, und beiderlei Schlumperei entspringt aus derselben im Nationalcharakter liegenden Quelle.“
Danke, Herr Schreiber, für diese Wiederentdeckung der Schlumperei, die bislang ein regelrechtes Mauerblümchendasein neben ihrer sich breit machenden Schwester, der Schlamperei, führt. Dabei handelt es sich wahrlich weder um dasselbe Wort noch um dieselbe Bedeutung: Die Schlamperei ist fahrlässig, verantwortungslos und potenziell gefährlich, die Schlumperei hingegen ist nachlässig, gedankenlos und möglicherweise lästig, ärgerlich oder beleidigend, aber in keinster Weise gefährlich. Eine Schlamperei kann einen Zug entgleisen lassen, eine Schlumperei allenfalls die Gesichtszüge.
In der Spiegel-Story gewährte Schreiber das letzte Wort dem Dichter Gottfried August Bürger: „Wenn ihr eure Sprache lieb habe, so tretet dem Schlendrian auf den Kopf und richtet euch nach den Regeln der Vernunft und der einfachen Schönheit.“ In diesem Text sei das letzte Wort der „Aktion lebendiges Deutsch“ gewährt. Die deutsche Sprache werde unter anderem „vom Spiegel gesteuert, dessen Sprachmarotten seit nunmehr 60 Jahren Zehntausenden deutschsprachiger Journalisten als Vorbild gelten und sich mit ihrer Hilfe bis in die Gemeinsprache hinein ausgebreitet haben.“
[…] Seit mindestens einer Woche weiß der „Spiegel“, dass er da einen blöden Fehler gemacht hat. Fragt man dort (aus aktuellem Anlass) nach, bekommt man zur Antwort: „Es handelt sich um einen ärgerlichen Flüchtigkeitsfehler, der auch nicht damit zu erklären ist, dass der betreffende Artikel unter höchstem Zeitdruck Korrektur gelesen werden musste. (…) […]