„Kinder, wir brauchen ein neues Wort“, sage ich beim Frühstück. „Irgendeins?“, fragt Lucie. „Ich will ein Wort, das man sagen kann, wenn jemand hustet“, sagt Leonie, „so wie Gesundheit beim Niesen, aber eben nicht Gesundheit.“ – „Nein, nicht irgendein Wort“, sage ich – „ein neues Wort für Cerealien.“ – „Für was?“ Lucie bleiben ihre Flakes fast im Hals stecken. „Für das, was du da gerade isst“, sage ich. „Für Flakes, Fleks, Crispies, Frosties, Müslis und wie dieses ganze aus Getreide gemachte Frühstückszeug heißt. Der Sammelbegriff dafür heißt nämlich Cerealien. Und das sagt doch keiner.“ – „Also ich bestimmt nicht“, sagt Lucie, und isst weiter.
„Was soll das eigentlich heißen?“, fragt Leonie. „Das kommt von Ceres, der Göttin der Landwirtschaft im alten Rom. Es handelt sich also um Produkte, die von Ceres kommen. Obwohl seit mindestens 1500 Jahren niemand mehr an Ceres glaubt, heißen Getreideprodukte immer noch so.“ – „Wenn ich mir ein Wort für Cerealien ausdenke, denkst du dir dann eins aus, das man sagen kann, wenn jemand hustet?“ – „Okay, Leonie.“ – „Dann sag doch einfach Ceras dazu. Das ist kurz, und das versteht man.“ – „Gar nicht so schlecht. Ich frühstücke lieber Ceras als Brot, das kann man sagen. Doch, Leonie, das schlage ich bei der Wortistik einfach mal vor.“ – „Und das Wort, das man sagen kann, wenn jemand hustet?“ – „Da muss ich erst mal drüber nachdenken. Und wenn ich eins hab, schlage ich es auch vor.“
[…] Besänftigend wirkt dagegen, mit welchen Worten der mit allen Marketingwassern gewaschene Ceras-Gigant Kellogg`s seine ernährungsbewusste Klientel anspricht: “Verstärken Sie Ihr Rundum-Herbst-Wohlgefühl und gönnen Sie sich und Ihrem Körper mal wieder etwas Gutes mit Ihrem persönlichen Gutschein für eine Schönfühl-Beratung.” […]