Heute mittag nett mit einer Heuschrecke unterhalten, die mir glaubhaft versichern konnte, dass ihr ganz besonderes Konzept der Übernahmefinanzierung „Heu ohne Schrecken“ bedeute: „Wenn Unternehmer Müller die übrigen Anteilseigner seiner Familie aus der Firma herauskaufen möchte, können wir ihn genauso levern, als würde Blackstone oder Cerberus den Laden übernehmen.“
Levern. Das kommt vom englischen leverage, was im Zusammenhang mit Investments am ehesten mit Hebel übersetzt wird und ein Maß für das Verhältnis zwischen eingesetztem Eigen- und Fremdkapital darstellt. Ein LBO, Leveraged Buyout, ist eine größtenteils kreditfinanzierte Übernahme (wobei die Kredite hinterher gerne dem übernommenen Unternehmen in die Bilanz gedrückt werden).
In der Regel verwenden Deutsche, die sich an diesen Spielen beteiligen, dabei die Denglizismen leveragen (läweretschen) als Verb oder geleveragt (geläweretscht) als Adjektiv. Was schon gesprochen eher unappetitlich klingt, vom Schriftbild ganz zu schweigen. Da ist levern oder gelevert schon ein deutlicher Schritt nach vorne.
Insbesondere, da die reindeutsche Variante auch nicht besonders schön ist: Welcher Mittelständler möchte schon gerne die Verwandtschaft mit einem „gehebelten“ Deal aus der Firma drängen?
[…] Das alles war ja wohl nicht gemeint. Den einzigen Zusammenhang mit der offenbar gemeinten, so leicht schwebenden Levitation, den ich gefunden habe, habe ich im Wortistik-Blog entdeckt: in einer Anmerkung von Antoninus zum levern. Womit wir Antoninus herzlich zur Bereicherung des deutschen Wortschatzes gratulieren dürfen. […]