vonHans Cousto 02.09.2014

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Die Psychonautik ist das Erforschen der eigenen Psyche und des Unterbewusstseins, meist mit Hilfe von bewusstseinserweiternden Techniken wie Meditation oder Gebrauch psychotrop wirkender Substanzen in einem geeigneten Rahmen. Der Begriff Psychonautik, der in der Szene der Bewusstseinsforscher, die den Einsatz psychoaktiver Substanzen im Rahmen ihrer Studien für legitim halten und praktizieren, findet immer mehr Zuspruch. Hierbei handelt es sich um eine Wortzusammensetzung aus den zwei griechischen Begriffen psyché, gleichbedeutend mit Hauch, Atem Seele (als Träger bewusster Erlebnisse), und nautiké, gleichbedeutend mit Schiffahrtskunde, respektive naus, gleichbedeutend mit Schiff.

Die Kunst der Psychonautik wird zumeist in ritualisierter Form durch erfahrene Psychonautiker an noch unerfahrene Interessierte weitergegeben. Die erste psychedelische Reise eines Psychonautikers hat oft den Charakter einer zeremoniellen Einweihung in zuvor nicht erahnte Dimensionen des Bewusstseins. Die durch transzendente, ekstatische und mystische Erfahrungen ausgelösten Wahrnehmungs- und Bewusstseinswandlungen, die durch eine Erweiterung der Wahrnehmung und des Bewusstseinszustandes gekennzeichnet sind, haben nicht selten prägenden Charakter für die Persönlichkeitsentfaltung. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Reiseleiter ein erfahrener und vertrauenswürdiger Psychonautiker ist, um den Novizen sicher und sanft zu seinem selbst gesetzten Ziel geleiten zu können.“ (Quelle: Psychonautik, Hedonismus und Ekstase. 25 berauschende Jahre – Festschrift zum Jubiläum des Nachtschatten Verlages, ISBN: 978-3-03788-199-6).

Im September werden zwei äußerst interessante Veranstaltungen zum Thema Psychonautik stattfinden. Vom 4. bis 7. September wird der Nachtschatten Verlag in Solothurn ein großes Symposium mit Vorträgen, Workshops, Ausstellungen und einem psychedelischen Markt veranstalten und vom 12. bis 14. September wird in Potsdam der Kongress Entheo-Science den Teilnehmern Einblicke in die Welt der Psychonauten vermitteln.

Logo 30 Jahre Nachtschatten Verlag

Symposium 30 Jahre Nachtschatten Verlag

Markus Berger, der die Videoproduktionen zur Rausch- und Drogenkunde in dem akzeptanzbasierten Präventions-TV für ein kulturell und politisch interessiertes Publikum in den Formaten „Drug Education Agency (DEA)“ und „Nachtschatten Television“ entwickelte, beschreibt in der Jubiläumsschrift „30 Jahre Nachtschatten Verlag – Wissenswertes für Psychonauten in Text, Bild und Ton“ (ISBN: 978-3-03788-335-8) den Verlag mit folgenden Worten: „30 Jahre Nachtschatten Verlag – das sind 30 Jahre intensive Drogenbildung, 30 Jahre psychonautische Frei- und Einheit und 30 Jahre Bewusstseins- und Psychoaktiva-Forschung in allen Disziplinen. Im Lauf von drei Jahrzehnten ist im Hause des Nachtschatten Verlags ein unermesslicher Schatz an gewichtigen Publikationen zusammengekommen. Alle richtungsweisenden Autoren der weltweiten psychonautischen Bewegung treffen sich hier unter dem Dach des Verlags, der in der wunderschönen Schweizer Barockstadt Solothurn seinen Sitz hat. 30 Jahre Nachtschatten Verlag heißt aber auch 30 Jahre geschriebenes Wort, das wertvolles Wissen zwischen zwei Buchdeckeln haltbar und vererbbar macht.

Bis auf wenige Ausnahmen behandeln die Veröffentlichungen des Nachtschatten Verlags bis heute stets denselben Themenkreis: Substanzen, die eine Veränderung unserer Bewusstseinszustände – auf welche Art auch immer – bewirken können. Außer Erfahrungsberichten, wissenschaftlichen Untersuchungen, Auswertungen von Umfragen und grundlegende Informationen zu diversen Substanzen fanden auch politische Beiträge zur Drogensituation, zur Kultur der Drogen respektive zur Rauschkultur wie auch Vorschläge für eine wirklich vernünftige Drogenpolitik Eingang in das Verlagsprogramm. Stets wird versucht, so offen und ehrlich wie möglich aufzuklären. Nichts wird verniedlicht, die Gefahren beim Konsum von Drogen werden ebenso dargelegt wie Techniken zur Genussoptimierung. Gemäß der Philosophie sind nicht die Substanzen das Problem, sondern der Umgang damit. Und den können wir kaum lernen, solange die Prohibition uns ein verzerrtes Bild über Drogen vermittelt und deren kulturelle Einbindung verhindert.

Das Programm des Nachtschatten Verlages dient der Schadensminderung und Eindämmung von Drogenabhängigkeit und ist wegweisend in Richtung Drogenkompetenz, Drogenmündigkeit und Drogenautonomie.

Das Symposium 30 Jahre Nachtschatten Verlag findet am Stammsitz des Verlags vom 4. bis 7. September im Zentrum der Barockstadt Solothurn statt. Es werden viele interessante Vorträge und Workshops mit einem Großteil der Autoren angeboten. Zu den bekanntesten Referenten zählen Christian Rätsch, der einen Überblick über die Bedeutung des Namens Nachtschatten in Volksmund und Botanik geben wird, Claudia Müller-Ebeling, die in ihrem Vortrag eine Einührung in die Geheimnisse der magischen Alraune geben wird, Wolf-Dieter Storl, der Wissenswertes rund um Hyoscyamus niger und die verwandten Bilsenkraut-Arten erzählen wird, Markus Berger, der von psychoaktiven Kakteen berichten wird, Alexander Ochse, der über heimische DMT-Pflanzen informieren wird, Wolfgang Bauer, der einiges zum Mythos und zur Kulturgeschichte des Fliegenpilzes erzählen wird, Jochen Gartz, der uns in die Geschichte der Nutzung von Narrenschwämmen wie Psilos einführen wird sowie Arno Adelaars, der von der Ayahuasca-Kultur im Schamanismus berichten wird.

In den Abendprogrammen werden u.a. Mathias Bröckers und Gerhard Seyfried vom Hanf im Glück erzählen, Wolfgang Sterneck von Partys, Tribes und Widerstand und Tina Loosli von Partyfood. Zudem wird es Workshops geben, u.a. mit Stanislav Grof, Klaus John, Claudia Möckel Graber, Ralph Metzner, Kajuyali Tsamani, Matthias Dietsch, Samuel Widmer sowie mit mehreren hier bereits erwähnten Referenten. Weiters werden diverse Podiumsgespräche zu den Themen, Hanfpolitik, Psychedelische Erfahrungen und Partykultur stattfinden.

Ein interessantes Rahmenprogramm mit Ausstellungen (HR Giger, Luke Brown, Fred Weidmann, Nana Nauwald sowie Drogen auf Briefmarken), Kino, Wanderungen und anderes mehr wird das Symposium abrunden.

Entheo-Science Banner 2014

Kongress Entheo-Science

Der Kongress Entheo-Science wird vom 12. bis 14. September in Potsdam bei Berlin stattfinden. Dabei wird es um psychoaktive Substanzen im Kontext von Bewusstseinsforschung, Ethnobotanik, Spiritualität, Therapie und Politik gehen.

Das Adjektiv entheogen setzt sich aus den altgriechischen Ausdrücken (en = in),  (theos = Gott) und (genesthai = bewirken) zusammen. Damit wird eine spirituelle Erfahrung bezeichnet, die als All-Einheit empfunden wird und die häufig bei Gebrauch bestimmter Drogen vom Konsumenten beschrieben wird.

Der Begriff wurde 1970 bei einem informellen Komitee von R. Gordon Wasson, Jonathan Ott u. a. eingeführt. Er ersetzt abschätzige Bezeichnungen für spirituell nutzbare Substanzen mit halluzinogenen Wirkeigenschaften. Als Beispiel seien Psilocybin, Dimethyltryptamin (DMT) oder Salvia divinorum genannt. Gemäß dieser Definition sind Entheogene weitgehend identisch mit den Psychedelika.

In einem allgemeineren Sinne werden als Entheogene Stoffe und Zubereitungen bezeichnet, welche traditionell zu spirituellen und religiösen Zwecken benutzt werden. Ihr Gebrauch in diesem Kontext kann dazu führen, dass die unter Einfluss stehende Person das Gefühl hat, mit Gott oder anderen Wesenheiten verbunden zu sein oder das ganze Universum zu erfassen und zu schauen. Der Zustand ist vergleichbar mit dem eines Schamanen, der sich etwa durch die Wirkung eines Elixiers in die Lage versetzt, mit den Geistern zu kommunizieren. Klassische Entheogene sind z. B. Ayahuasca, psychoaktive Pilze oder der Azteken-Salbei (Salvia divinorum).

Quelle: Wikipedia

Die Kongresse Entheo-Sience befassen sich mit Themen rund um bewusstseinsändernde Pflanzen und Substanzen. Dazu gehören Betrachtungen zu Botanik, Mykologie, Pharmakologie, Psychologie, Spiritualität, Therapie, Bewusstseinsforschung, Ethnologie, Ethnobotanik, Politik und Kunst. Der Kongress Entheo-Sience wird im freiLand in der Friedrich-Engels-Straße 22 unweit des Hauptbahnhofs in Potsdam vom 12. bis 14. September stattfinden. Im Vorverkauf kosten die Karten für den gesamten Kongress 60 Euro, an der Kasse vor Ort 70 Euro. Der Kongress wird ausschließlich ehrenamtlich als Non-Profit-Kongress organisiert.

Weit über 30 zumeist recht bekannte Referenten werden gemäß Programm auf dem Kongress zu hören sein. Dazu zählen (in alphabetischer Reihenfolge nach Familiennamen) Anna Agelii, Gundula Barsch, Rob Bennett, Mathias Bröckers, Torsten Brügge, Tharcila Chaves, Hans Cousto, Andreas Demmel, Erik Davis, Caroline Dostal, Joachim Eul, Jochen Gartz, Maximilian Heyden, Max Igan, Magdalena Jany, Klaus John, Dave King, Daniel Kulla, Jens Kunik, David Luke, Maria Papaspyrou, Fabian Piorkowsky, Max Plenert, Einat Ran, Hans-Georg Schaaf, Jörg-Simon Schmid, Anne Schwerk, Charles Shaw, Ronald Steckel, Kalliopi Tavoulari, Wulf Mirko Weinreich, Danièle Nicolet Widmer, Samuel Widmer, Silvio Wirth und Padma Wolff.

Die Vorträge und Workshops gliedern sich in Themenbereiche wie „1/2 Jahrhundert Resultate der LSD-Psychotherapie und Holotropen Atmens nach Stanislav Grof“, „Das Meer in Dir – Zum Verständnis spiritueller Erfahrungen“, „Die neue Nutt-Studie – Erweiterte Erkenntnisse zur Risikobewertung psychoaktiver Substanzen“, „Ein historischer Überblick über die Verwendung psychoaktiver Substanzen“, „Ekstase und Entase – über mögliche Wege der Bewusstseinserweiterung“, „Fliegenpilz Dosierung, Haltbarmachung und Anwendung“, „Keine Angst vor Hanf“, „Leben im Rausch – Evolution, Geschichte, Aufstand“, „Menschenrechte und Freiheit für Psychonauten“, „Psilocybe cyanescens – ein neuer bemerkenswerter Pilz in Europa“, „Psychedelic Science, Psychedelic Discourse“, „Psychoaktive Substanzen in der tantrischen Tradition“, „Psycholyse und Jugend“,  „Worum geht es eigentlich in der Psycholyse?“ und andere mehr.

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