von 19.09.2009

taz Hausblog

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leser1“Ich ärgere mich seit 30 Jahre immer wieder über die taz”, sagt taz-Genosse Horst Schiermeyer zur Begründung seines Antrages. “Ich selbst bin da ja nicht so schnell zu frustrieren, aber ein anderer liest zwei oder drei Artikel, die ihm nicht gefallen, und er geht.” Zwar sei es nicht möglich, solche “Reibungsverluste” auszuschließen, aber man könne sie doch minimieren. Ein Leserbeirat biete die Chance, der Redaktion zurückzumelden, wie die Artikel bei den Lesern ankommen. Die Redaktion habe sich über die Jahre “weitgehend verselbstständigt”, meint Schiermeyer. Ein Leserbeirat biete die Chance, “innen und außen wieder zusammenzubringen”. Sein Antrag:

Der Vorstand wird beauftragt, unter Berücksichtigung folgender Eckpunkte die Bildung eines LeserInnenbeirats vorzubereiten und die dazu notwendigen Satzungsänderungen einzuleiten:

– Der Beirat begleitet in unterstützender Weise die Arbeit der Redaktion und ist berechtigt, das Gespräch auch mit einzelnen Mitgliedern der Redaktion auch über inhaltliche Fragen der Berichterstattung zu suchen.

– Der Beirat soll zur Hälfte von der Mitgliederversammlung gewählt und zur anderen Hälfte aus dem Kreis der AbonnentInnen nach dem Zufallsprinzip bestimmt werden.

In der Begründung schrieb Schiermeyer: “So dürfte die Berichterstattung über den Kampf gegen Studiengebühren für Abo-Kampagnen unter Studierenden nicht förderlich gewesen sein. Das Gleiche dürfte für die Art der Bericht erstattung über die Partei Die Linke und vor allem das beliebte Lafontaine-Bashing in den der Partei Die Linke nahestehenden Wählerkreisen gelten.”

taz-Redakteur Bernd Pickert erwiederte, die Redaktion bekomme die Rückmeldungen durchaus mit. Die Redaktion wolle aber einzelnen Redakteuren nicht vorschreiben, welche Meinung die zu vertreten hätten. Die taz versuche stattdessen, die Pluralität der in der Redaktion vertretenen Meinungen auch ins Blatt zu bringen. Als Leser könne man Redakteure auch mal anrufen, um etwas loszuwerden. Pickert: “Ich finde die direkte Kommunikation jedenfalls viel besser als die Institutionalisierung über einen Leserbeirat.”

So sahen es auch die anderen Genossen, die sich zu Wort meldeten. “Wir brauchen kein Zentralkommittee der Leser”, sagte einer. Ein anderer meinte: Entweder der Leserbeirat kann verpflichtende Vorgaben machen, dann verletze das die redaktionele Unabhängigkeit. Oder er kann keine Vorgaben machen, dann könne man auch einen Leserbrief schreiben.

Der Antrag wurde mit einer überwältigen Mehrheit an Nein-Stimmen bei lediglich acht Ja-Stimmen und 19 Enthaltungen abgelehnt.

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