vonandreas bull 06.01.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Gerade ist ein Jahr zuende gegangen. Ein Jahrzehnt sogar. Aber auch ein – Quartal. Für Verlagsleute ist das Quartal eindeutig der bedeutendste Zeitraum. Hierauf beziehen sich die meisten Vergleiche und aus den Vergleichen werden Trends ermittelt.

Der Reihe nach: Für taz samt taz.de waren die sogenannten Nuller-Jahre verhältnismäßig erfolgreich. Also im Verhältnis zu den 90ern etwa. Gleich drei Rettungsaufrufe – 1992, 1996 und im Jahr 2000 – an die Leserinnen und Leser brauchte es damals, bloß um das karge Überleben irgendwie hinzukriegen. Danach lief es doch deutlich besser. Am Erfolg beteiligt waren zum einen hausinterne Faktoren. Den zeitgenössischen Anforderungen konnte das in 2000 im Tageszeitungssegment noch avantgardistische Blattkonzept mit den ganzseitigen magazinigen Formaten besser gerecht werden. Ereignisse wie die Terroranschläge am 11. 9. 2001 lösten eine erhöhte Nachfrage nach der taz aus, die über die nächsten Jahre erhalten blieb. Die Konjunktur der  Globalisierungsdebatten stießen auf eine klare inhaltliche Kernkompetenz der taz und konvergierten mit den Interessen ihres Lesepublikums. Gesteigerte Aufmerksamkeit gab es auch beim vorzeitigen Ende von Rot-Grün, und bevor sich noch die aufziehende Lähmung angesichts der bleiern schweren großen Koalition in nachlassende Nachfrage verwandeln konnte, kollabierte schon das globale Wirtschafts- und Finanzsystem. Dass die taz daraus bislang jedenfalls nicht nur publizistisch, sondern auch wirtschaftlich gestärkt hervorging, ist ein durchaus befriedigender Schlusspunkt in der Bilanz des ersten Jahrzehnts des noch jungen Jahrtausends.

Aber zurück zum Quartal. Als Erstes liegen die konkreten Reichweiten-Zahlen von taz.de vor. Im abgelaufenen 4. Quartal 2009 wurden von der Interessengemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) bei der taz 34.055.057 Seitenaufrufe (PageImpressions oder PIs) gezählt. Das sind 3.962.033 PIs bzw. 13 % mehr als im 3. Quartal 2009. Das ist zwar sensationell gut, aber dennoch vergleichsweise unspektakulär, wenn man dagegen den Vergleich zum Vorjahresquartal stellt:

4. Quartal 2009: 34.055.057 PIs
4. Quartal 2008: 20.229.448 PIs

Zuwachs: 13.825.609 PIs = 68 %

Ähnlich, nur noch etwas besser, ist die Entwicklung bei der jüngst als wichtiger eingestuften Kategorie der sogenannten „zusammenhängenden Nutzungsvorgänge“ (Visits).  9.849.589 davon wurden im 4. Quartal 2009 zusammengezählt. Hier sind es 1.534.596 Visits bzw. 18 % mehr als im 3. Quartal 2009. Auch in dieser Kategorie zeigt der Vergleich zum Vorjahr nachgerade einen Entwicklungssprung:

4. Quartal 2009: 9.849.589 Visits
4. Quartal 2008: 5.731.321 Visits

Zuwachs:  4.118.268 Visits = 72 %

Die wahrscheinlich eigentlich wichtige Nachricht daran ist, dass diese Zuwächse nicht durch oberflächlich pfiffige Suchmaschinenoptimierung oder hinterhältige „clickmonster“, die unbefangene Besucher zu immer neuen Seitenaufrufen verführen, oder durch publizistisch abwegige Spieleangebote „generiert“ sind. Sie sind vielmehr Ergebnis von sorgfältiger Präsentation originärer Texte der taz-Redaktion und Beteiligung der Lesenden an den Debatten, die dadurch angestoßen werden.

Und wo bleibt bei der ganzen Jubelei das Wasser im Wein? Naja, zu Weihnachten hatten einige Leserinnen und Leser der taz offenbar doch anderes zu tun als auf taz.de nachdenkenswerte Stücke zu lesen. Zwar wurden die speziellen Angebote zu den Klimadebatten rund um den Gipfel in Kopenhagen sehr gut genutzt. Aber insgesamt wurden im Dezember 2009 gegenüber dem Vormonat November 2009 insgesamt 2.146.618 PIs bzw. 18 % weniger registriert. Und auch bei den Visits belief sich der Verlust auf 513.956 bzw. 15 %.  Wir haben zwar noch keine Vergleichsdaten zu anderen Medienportalen, aber diese Abweichung dürfte durchaus im Rahmen der branchenüblichen saisonalen Schwankungen liegen.

Wir hoffen jedenfalls, dass die Leserinnen und Leser ein paar schöne Feiertage ohne Wasser im Wein und einen gelungenen Start ins neue Jahr hatten. Und dass sie nun frisch motiviert wieder das tun, wofür die taz-Redaktion arbeitet: mit Engagement und Leidenschaft taz lesen.

Andreas Bull ist einer der beiden taz-Geschäftsführer

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