vonHelmut Höge 07.10.2007

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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  • Die Junge Welt berichtete gestern über den gewerkschaftlichen Kampf bei Lidl:

    Die ver.di-Kampagne zur gewerkschaftlichen Organisierung der Beschäftigten des Einzelhandelsriesen Lidl zeitigt erste Erfolge. Wie am Freitag bekannt wurde, hat die rund 25köpfige Belegschaft der Lidl-Filiale in Stuttgart-Feuerbach einen Betriebsrat gegründet. Es ist erst das sechste derartige Gremium in den rund 2800 deutschen Standorten des zur Schwarz-Gruppe gehörenden Unternehmens. »Diese Wahl ist eine tolle Leistung unseres Lidl-Teams und dem Mut der Kolleginnen und Kollegen im Betrieb zu verdanken«, kommentierte der zuständige ver.di-Bezirksgeschäftsführer Bernd Riexinger am Freitag den Erfolg gegenüber jW. Das Ereignis zeige, daß selbst bei dem für seine repressiven Praktiken berüchtigten Konzern der Aufbau betrieblicher Interessenvertretungen möglich sei.

    Das Stuttgarter Lidl-Team, in dem Ehrenamtliche mit der Unterstützung hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionäre seit fast zwei Jahren zusammenarbeiten, habe immer wieder mit Filialbesuchen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Zustände bei dem Discounter aufmerksam gemacht und Kontakte zu den Beschäftigten geknüpft. Den Durchbruch habe man erzielt, nachdem das Team beschlossen hatte, sich auf bestimmte Filialen zu konzentrieren. »Wichtig waren auch Treffen der Mitglieder über den einzelnen Betrieb hinaus. Das ist zwar nicht ungefährlich, zeigt den Kollegen aber, daß sie nicht alleine sind«, erklärte Riexinger.

    In der Woche nach Aushang des Wahlausschreibens habe das Unternehmen versucht, die Beschäftigten in Personalgesprächen unter Druck zu setzen, berichtete der Gewerkschaftssekretär. Das ver.di-Team habe darauf mit Mahnwachen vor der Feuerbacher Filiale reagiert, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Vorgehen des Managements zu lenken. »Jetzt wird entscheidend sein, den Betriebsrat, in dem nur ver.di-Mitglieder sind, gut zu betreuen, damit er nicht wieder zerschlagen wird«, betonte Riexinger.

    Für die ver.di-Sekretärin Agnes Schreieder, die im Lidl-Kampagnenrat der Gewerkschaft mitarbeitet, ist die erfolgreiche Betriebsratsgründung ein weiterer Beleg für die Wichtigkeit der Kampagne. »Wir machen darin Erfahrungen, die in anderen Bereichen – die zum Teil mit ganz ähnlichen Problemen und Herausforderungen wie bei Lidl konfrontiert sind – übernommen werden können«, meinte sie auf jW-Nachfrage. Das sieht offenbar auch ver.di-Chef Frank Bsirske so, der in einer Kongreßrede ankündigte: »Wir werden nicht locker- lassen, anständige und faire Arbeitsbedingungen bei der Schwarz-Gruppe einzufordern und durchzusetzen.« Dementsprechend beschlossen die Delegierten einstimmig die Fortsetzung der Kampagne. In einem Antrag wird der Bundesvorstand aufgefordert, »die erforderlichen personellen und finanziellen Mittel bereitzustellen, damit dieses neue Herangehen an die Gewerkschaftsarbeit über das Jahr 2007 hinaus erfolgreich fortgesetzt werden und der Druck auf den gesamten Schwarz-Konzern verstärkt werden kann«.

    »Ich gehe davon aus, daß der Bundesvorstand diesem Beschluß entsprechende Taten folgen läßt«, so Kampagneleiter Rainer Kau auf jW-Nachfrage. Der ver.di-Fachbereich Handel sei nicht in der Lage, die Aktivitäten ohne Unterstützung der Gesamtorganisation dauerhaft zu gewährleisten. Der Einsatz hauptamtlicher »Organizer« vor Ort sei »ein Schlüssel zu weiteren Organisierungserfolgen und Betriebsratsgründungen«. Die Fortschritte sind auch an Zahlen abzulesen: Bis Ende 2006 konnte ver.di bei Lidl 564 und bei der Firmenschwester Kaufland 1070 neue Mitglieder gewinnen. »Das ist vergleichsweise viel, obwohl wir in dem Unternehmen bislang so gut wie keine Strukturen haben«, sagte Schreieder. Auch die geringe Größe der Belegschaften sowie das repressive Vorgehen des Managements erschwerten die gewerkschaftliche Arbeit. Dem versucht die am US-amerikanischen »Organizing«-Ansatz orientierte Kampagne u. a. durch die Aktivierung Ehrenamtlicher und die Einbeziehung anderer gesellschaftlicher Gruppen wie ATTAC zu begegnen. Schreieder betonte: »Diese Arbeit ist beispielhaft. Sie braucht aber Anschubleistung, und man muß dranbleiben.«

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