vonericbonse 10.06.2017

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Überraschendes Bekenntnis von EU-Parlamentspräsident Tajani: Der konservative Italiener hält Kanzlerin Merkel für die einzige überzeugte Europäerin. Für Frankreichs Macron kann er sich nicht begeistern.

“Die einzige europäische Führerin ist Merkel”, sagte Tajani in einem Pressegespräch mit deutschen Journalisten. Nur sie habe eine europäische Vision, alle anderen seien bloß nationale Politiker.

Das ist überraschend für einen Mann, der über Italiens Ex-Premier Berlusconi in die Politik und nach Brüssel gekommen ist. Schließlich hat Merkel den Bunga-Bunga-Mann aus dem Amt gedrängt.

Egal: Merkel ist Nummer eins, auch die klassische deutsche Musik und sogar die deutsche Geschichtswissenschaft ist für Tajani Top. Der beste Experte für das Römische Reich sei schließlich ein Deutscher!

Für Frankreichs Macron kann sich der Italiener, der auf Vorschlag von CSU-Mann Weber zum EU-Parlamentspräsidenten wurde, dagegen nicht begeistern. Ihm fehle das europäische Format.

Und was ist mit seinem Landsmann Renzi, der über Neuwahlen wieder an die Macht strebt? Tajani schweigt. Er sagt nur eins: Die Italiener sollten sich nicht immer über die deutsche Vormacht beklagen.

Sie seien schließlich selbst Schuld, wenn Italien zu schwach sei. Für viele Wähler dürfte das ein schwacher Trost sein. Sie könnten im Herbst die antieuropäische Fünf-Sterne-Bewegung an die Macht bringen.

Sie macht in Italien Wahlkampf mit der Parole, Merkel sei an allem Schuld…

P.S. Seinen Amtsvorgänger Schulz erwähnte Tajani mit keinem Wort. Er glaubt wohl nicht an einen Wahlsieg des SPD-Manns… Siehe auch “Merkel sieht plötzlich alt aus”

 

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