vonericbonse 02.05.2020

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

Mehr über diesen Blog

Bisher wurden die Maßnahmen gegen die Coronakrise zähneknirschend hingenommen. Doch nun kippt die Stimmung in Frankreich und Belgien, aber auch in der EU. Das in das Krisen-Management schwindet.

Dies zeigen zwei aktuelle , die ich hier nur kurz anreißen möchte. Beginnen wir mit der Lage in Frankreich: Dort befürworten nur noch 43 Prozent der Befragten die strikten Ausgangssperren – acht Prozent weniger als vor einer Woche.

Ganz ähnlich ist die Lage in Belgien. Auch dort ist kein Ende der “Maßnahmen” absehbar; erst am 18. Mai dürfen die Belgier ihre Verwandten wiedersehen. Damit riskiere die Regierung einen “Akzeptanzverlust”, schreibt “Le Soir”.

Auch in bzw. gegenüber der EU kippt die Stimmung, wie die “Infothek” aus Wien berichtet. In gebe es bereits “Risse” im Verhältnis zur EU, heißt es in dem Portal, das sich auf Europapolitik spezialisert hat. Zitat:

So sind aktuell weniger als die Hälfte, nämlich 33 Prozent der Meinung, dass sich am Status der EU nichts ändern werde, nur 16 Prozent glauben an ein Erstarken der EU. Allerdings und das ist bemerkenswert, die relative Mehrheit – genau sind es 39 Prozent – nehmen an, dass die EU schwächer aus der Krise herausgehen wird.

Europaweit sehe es nicht viel besser aus. Bereits 43 Prozent erwarteten wegen der Coronakrise eine Schwächung der EU. Das Ziel müsse deshalb „Re-Building“, Wiederaufbau heißen, will man nicht ein Zerfallen der Union riskieren.

Doch wie soll dieser Wiederaufbau aussehen? Werden die Nationalstaaten gestärkt aus der Krise hervorgehen, wird sich die EU am Prinzip der Subsidiarität orientieren müssen? Oder versucht Brüssel erneut, mehr Macht an sich zu ziehen?

Ich wage keine Prognose. Klar ist nur, dass sich der nicht mehr lange halten lässt. Ob es danach besser wird und die EU von den Ruinen aufersteht, wird die Zukunft weisen. Italien hat sich schon halb verabschiedet…

Siehe auch “Coronakrise: Kippt die Stimmung?” und “Der Tag, an dem die EU starb”

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/lostineurope/2020/05/02/das-vertrauen-ist-futsch/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • vermutlich muss man nun ein paar Tage zuschauen.

    PS
    Wenns gut läuft, freuen wir uns alle ein bisschen. Und bitten die Nachbarländer sich noch ein wenig zurückzuhalten bis auch sie einen ähnlich durchdaches Regelwerk wie wir haben.

    Falls es nicht so gut läuft spendet wir uns gegenseitig Sonnenöl: zum Klatschen auf den Balkon.

  • Interessant ist, daß in vergangenen vergleichbaren Seuchengeschehen ganz anders reagiert wurde. Das erste mal nun die ganzen eventuell zurecht verfügten, nützlichen Einschränkungen. Früher gab es da ein paar Gesundheitstipps der Behörden und das war´s dann. Was mich etwas verwirrt, ist die unübersehbar widersprüchliche Informationslage. Zu jeder Meinung der entsprechende Forscher und wer gerade die Mehrheit darstellt, diskreditiert den Gegner als Deppen, Verschwörungstheoretiker und was sonst noch als Beschimpfung gerade Mode ist. Offenbar eine beliebte Freizeitbeschäftigung geworden. Wenn ich als Bürger versuche mich zu informieren und nun eine Kurve zur Übersterblichkeit suche, um einzuschätzen, ob die Menge der wirklich Erkrankten und Verstorbenen wirklich die Maßnahmen rechtfertigen, finde ich natürlich zwei sich Widersprechende. Ich bin ratlos.

  • Die ganzen Virentests waren überflüssig. 80% Dunkelziffer, das sagt alles. Die Gangelter sind zwar ein wenig meschugge, aber so viel anders als die übrige Bevölkerung, vor allem die aus Bayern, sind die Karnevalisten nun auch wieder nicht. Ein Virentest, der nur bei 10 oder 20% der Infizierten anschlägt, da kann man nicht mit arbeiten.
    Würde mich nicht wundern, wenn die Chinesen als einzige die Regeln bei unsicheren Tests eingehalten haben, und diese als reine Stichprobentests durchgeführt haben. Fallzahlen hatten sie dafür genug . Da kann man dann sogar Covarianzen herausrechnen.
    In Gangelt war die Probantenzahl überschaubar, und der Pandemiebeginn nebst Entstehungsort. Ideal für eine zuverlässige Berechnung unter den Bedingungen unzuverlässiger Negativtests.
    Sollte die Dunkelziffer 7 mal so hoch sein, wie die gemessene, sind 100% der Bevölkerung, ohne es zu wissen, durchimmunisiert. Vor allem dann mit einer überaus geringen Sterblichkeitsrate.
    Sonst wäre die Lage immer noch hoffnungslos. Wie ich schon oft betont habe: Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns fast alle ostasiatischen Länder in dem Maße betrogen haben, dass sie die gegenwärtigen Zahlen melden können.
    Wenn wir völlig schief liegen wollen, verschließen wir einfach die Augen.

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Schöffel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert