vonericbonse 24.01.2021

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Nach Deutschland bereitet auch die EU neue Maßnahmen gegen die vor. Dabei wurden viele “alte”, längst angekündigte Aktionen noch nicht umgesetzt. Und wichtige Aspekte werden weiter außer Acht gelassen.

Wo bleiben die Schnelltests im öffentlichen Raum, die die EU-Kommission schon im Herbst angekündigt hat? Wo ist die EU-weit nutzbare Tracing- und Warn-App, die gerade für Reisen wichtig wäre? Und wo bleibt die Koordinierung der nationalen Maßnahmen?

Unter dem deutschen EU-Vorsitz im 2. Halbjahr 2020 ist all das nicht vorangekommen – im Gegenteil: Deutschland hat sich immer mehr in seinen nationalen Sonderweg der “Wellenbrecher” und “sanften” Lockdowns verrannt.

Nun steht das größte EU-Land als Nachzügler da, der draufsatteln muß.

Und die EU ist wieder einmal ein Epizentrum der Pandemie – mit mehr Corona-Toten als die USA. Es ist ein kollektives Versagen, über das man in Berlin und Brüssel ungern spricht. Denn schlechter als Ex-Präsident Trump kann man es ja wohl nicht machen, oder?

Kann man offenbar doch. Auch bei der Todesrate steht Deutschland derzeit schlechter da als die USA. Wenn nicht alles täuscht, liegt das vor allem an Alten- und Pflegeheimen, die immer noch nicht ausreichend geschützt werden – trotz des Tübinger Modells!

Davon abgesehen werden beim Kampf gegen Corona immer noch wichtige Aspekte außer Acht gelassen. In Deutschland und in der EU konzentriert man sich auf das Impfen – und vergisst, endlich wirksame Medikamente gegen Corona zu entwickeln und bereitzustellen.

Verdrängt wird auch das Thema Quarantäne. Jedes Land hat andere Regeln (die von Gesundheitsminister Spahn versprochene Harmoninierung ist auch nicht vorangekommen) – doch kein EU-Land hat, so weit ich weiß, die sog. “Fieberhotels” eingeführt.

Dabei hat sich diese Maßnahme in Asien bewährt. Gerade bei der Abwehr der britischen Corona-Variante könnte die Isolierung von Erkrankten in Hotels weiterhelfen. Schließlich soll diese Mutante besonders ansteckend sein – es gilt also, auch die Familien zu schützen!

Last but not least fehlt noch ein Tool, das uns im Alltag helfen würde: Ein Corona-Detektor! Wieso ist es eigentlich nicht möglich, die Präsenz von Viren in Innenräumen nachzuweisen und in Echtzeit anzuzeigen?

Damit ließen sich viele Infektionen verhindern – und manches Restaurant wieder öffnen…

Siehe auch “Ein Hauch von Panik”

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https://blogs.taz.de/lostineurope/2021/01/24/viele-versprechen-wurden-nicht-umgesetzt/

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kommentare

  • Fieberhotels waren in der Slowakei im Frühling 2020. Eigentlich war es unfreiwillige Einreisequarantäne. Jeder musste nach der EInreise in ein Hotel oder mehr so alte Unterkunft, oft Armeebarracken wo er mit mehreren oft fremden! Leuten 14 Tage drin sein musste und hat Essen bekommen und man musste sich das bezahlen. Es war eine totale Zumutung und hat nichts gebracht

    • Es geht nicht um die Einreise, sondern um die Einheimischen! Die wenigen verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass die meisten Ansteckungen derzeit privat, in der Familie passieren. Das gilt es zu verhindern.

  • Die Tatsache ist lange bekannt und alles andere als neu für jeden, der Zahlen lesen kann. Solange Trump Präsident war, verbot es der Comment der deutschen Presse, sie auszusprechen. Seit Biden darf auf einmal wieder Positives über die USA gesagt werden.

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