vonericbonse 07.05.2022

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Die deutsche Bundesregierung will der Ukraine noch mehr schwere Waffen liefern: Nach Angaben von Verteidigungsministerin Lambrecht soll Kiew sieben Panzerhaubitzen erhalten. Doch was geschieht mit dem Kriegsgerät?

Folgt man den Freunden der Aufrüstung, zu denen wir nun wohl auch Kanzler Scholz zählen dürfen, so geht es bei den schweren Waffen um die Verteidigung der Ukraine. Ohne die Lieferungen aus dem Westen wäre das Land Russland hilflos ausgeliefert, heißt es.

Doch das ist offenbar nicht die ganze Wahrheit. Die Ukraine plant nämlich nicht nur die Verteidigung, sondern auch den Angriff. Zitat aus der “Welt”:

Eine ukrainische Gegenoffensive dürfte nach Einschätzungen aus dem Umfeld von Präsident Wolodymyr Selenskyj erst Mitte Juni erfolgen. Dann werde die Ukraine hoffentlich mehr Waffen aus dem Ausland erhalten haben, sagt Präsidentenberater Olexij Arestowytsch. Ein früherer Zeitpunkt sei unwahrscheinlich.

Die Welt

Die Waffen, die Deutschland, die USA und 28 weitere Nato-Partner liefern, sollen also eine ukrainische Gegenoffensive ermöglichen! Das hätten Scholz, Lambrecht & Co. ja vielleicht auch mal sagen können. Es würde manches erklären.

Zum Beispiel den Umstand, dass sich Präsident Selenskyj immer mehr aus den Verhandlungen zurückzieht. Von einem Treffen mit Kremlchef Putin ist schon gar nicht mehr die Rede. Aber auch inhaltlich rudert Selenskyj immer weiter zurück.

Zu Beginn des Krieges war er noch bereit, auf den Nato-Beitritt zu verzichten und über eine Neutralität der Ukraine zu reden. Nun wird die Nato und ihre Vormacht USA immer wichtiger, die Amerikaner helfen schon bei der Ermordung russischer Generäle!

Wenn sich die Ukraine verteidigen könne, werde dies auch eine Verhandlungslösung erleichtern, heißt es in Berlin. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Nun verspürt Selenskyj Rückenwind – er will nicht mehr reden, sondern siegen.

Bis Mitte Juni werden wir uns allerdings noch gedulden müssen, mindestens. Bis dahin werden weitere Städte zerbombt und noch mehr Ukrainer getötet. Die Angaben aus Kiew bestätigen so die ketzerische These, dass schwere Waffen den Krieg verlängern und das Leiden vergrößern…

Mehr zum Ukraine-Krieg hier

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https://blogs.taz.de/lostineurope/2022/05/07/es-geht-nicht-nur-um-verteidigung/

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