vonChristian Ihle 06.05.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Montag, 06.05.

Die weiße Rose, NDR, 23.15





Bereits 23 Jahre bevor Julia Jentsch in “Sophie Scholl” begeisterte, war die Geschichte um die Nazi-Wiederstandskämpferin (und ihren Bruder) eine Verfilmung wert. Michael Verhoeven arbeitet hier als Ausläufer der großen deutschen Autoren-Regisseurs-Epoche der End-70er.

Dienstag, 07.05.

Dogtown & Z-Boys, ZDFkultur, 21.00



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=C78BQFDq6hM[/youtube]


Eine preisgekrönte Doku über die Anfänge der Skater-Kultur im Kalifornien der 70er von Stacy Peralta, der selbst Mitglied der “Z-Boys” war. Sozusagen das real ding zur imaginierten DDR-Skater-Doku “This Ain’t California” & die laufende-Bilder-Version des “Dads are the original Hipsters” – Tumblr.



Alternative: Hero, arte, 0.30


Farbenfrohes Martial-Arts-Spektakel, das sich etwas im Overkill verliert und deshalb nicht ganz an “Tiger & Dragon” heranreicht.



Mittwoch, 08.05.

A.I. – Künstliche Intelligenz, Kabel1, 20.15


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=sqS83f-NUww[/youtube]


Es hätte unter gar keinen Umständen klappen dürfen. Und zugegeben: für viele hat “A.I.” auch nie “funktioniert” – ein Drehbuch an dem Stanley Kubrick Jahrzehnte gearbeitet hat, das er zu seinen Lebzeiten nicht mehr fertigstellen konnte und kurz vor seinem Tod an das ewige Kind Steven Spielberg übergab. Tatsächlich ist “A.I.” das beste aus zwei Welten: die strenge Kühle des späten Kubrick und die verspielte Romantik von Spielberg erzählen gemeinsam diese herzzerreissende Geschichte um ein Roboterkind, das von seinen Menscheneltern ausgesetzt wird.

Natürlich ist vieles in “A.I.” ganz großer Kitsch – aber Spielberg bebildert Kubricks Drehbuch mit Szenen und Settings, die einem die Luft rauben. Der junge Haley Joel Osment übertrifft seine gespenstisch gute Darstellung aus “The Sixth Sense” hier noch einmal mit einer nuancierten Performance, dank der man das von ihm gespielte Roboterkind ins Herz schließt wie das liebste Kuscheltier als man noch auf allen Vieren krabbelte. Spielberg erschafft mit der untergegangenen Zukunftsstadt im Meer, seinem Atlantisnewyork, die schönste Dystopie des Jahrzehnts – nicht einmal der Meister selbst, Kubrick, hätte diese Bilder mit mehr Eleganz auf Film bannen können. Ein wunderbarer Film über Liebe und Vertrauen, Enttäuschung und Verzweiflung.



Alternative: Die Klasse, arte, 20.15


Der Cannes-Gewinner von 2008 versucht mit einer beinah dokumentarischen Anmutung den Problemen der Integration und des Jugendverdrusses auf die Spur zu kommen.


Donnerstag, 28.03.

Hatufim – In der Hand des Feindes, arte, 21.00


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=28ZfL2fCRxE[/youtube]


arte scheint fest entschlossen, den Donnerstag abend konsequent als Schauplatz für die besten, anspruchsvollsten (europäischen) Fernsehserien der letzten Jahre zu nutzen. Mit der in dieser Woche beginnenden Erstausstrahlung von “Hatufim” präsentiert arte ein besonderes Schmankerl, ist die israelische Serie von 2010 doch die Vorlage zum allerorten abgefeierten “Homeland” mit Claire Danes (das gerade seine finale Folge auf Sat 1 erlebt hat). Das Original nun in den nächsten fünf Wochen jeweils als Doppelfolge.



Alterntive: The Future, EinsFestival, 22.55


Miranda Julys zweiter Film nach dem gefeierten “Me, You & Everybody We Know” (2005) beginnt als eine in Teilen schreiend komische Sezierung des Hipsterphänomens (und der Weigerung auch noch mit Mitte 30 etwas “richtiges” mit seinem Leben anzufangen), also beinahe als eine Arthouse-Variante von “Portlandia“. Im weiteren Verlauf wird der Film zunehmend surrealer, trauriger, gewinnt manchmal gar eine Lynch-hafte subtile Bedrohlichkeit, ohne dass July Erklärungen für ihre Katzenmonologe liefert – was auch nicht notwendig ist, spinnt “The Future” doch gekonnt seinen Garn ohne sich sklavisch einer schlüssigen Plotentwicklung verpflichtet zu fühlen. Mag der Enthusiasmus, dem man dem Film in seiner amüsanten ersten Hälfte entgegenbringt, in der pseudophilospohischen, surrealen zweiten Hälfte auch etwas verfliegen, so ist “The Future” dennoch gerade ob seiner Nonchalance ohne Zweifel sehenswert.



Freitag, 10.05.

Shopping, arte, 21.45


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Omq0lEhBfI8[/youtube]


Man glaubt’s nicht: die deutsche Beziehungskomödie, Relikt längst vergessener Prä-Börsen-Blasen-Phasen, kann dir den Kopf verdrehen, dass du dich stehenden Fußes in sie verliebst! Keine Katja Riemann in Sicht, kein Joachim Krol zum Knuddeln da, kein Till Schweiger, der sein Maul aufreißt, und schon flutscht es, dass dir der Kopf schwindelt.

Ralf Westhoffs Debütfilm legt eine derart irrsinnige Geschwindigkeit vor, dass man nach den ersten 30 Minuten kaum noch weiß, wie viele Personen hier mitspielen, wer eigentlich was macht und welche von den Blonden noch mal die nymphomane war. Aber gut, das Thema ist ja auch Speed-Dating, da wäre es bizarr, das in Form sedierter Abendunterhaltung zu präsentieren.

Die zehn, zwölf gleichberechtigten Hauptfiguren, die diesen Film bevölkern, sind bis ins letzte Klischee überzeichnet. Das ist platt, das ist vorhersehbar. Denkt man. Doch dann steckt Westhoff so viele fantastische Oneliner und Pudelskerne in diese verzweifelte-Singles-auf-der-Suche-nach-Ficken-oder-Liebe-Reden, dass man den Mund nicht mehr zu bekommt. Sei es vor Lachen, Betroffenheit oder Staunen, ob dieser Frische bei einem Uralt-Thema.



Alterntive: Out Of Sight, ZDFneo, 20.15


Steven Soderberghs Verfilmung eines Elemore Leonard Romans markiert wohl den Punkt, an dem aus einem einfachen George Clooney der sexiest man alive geworden ist. Mit umwerfendem Charme und bestechender Frechheit derrwischt Clooney durch diese Thriller-Komödie, dass es danach nur nach heißen konnte: a star is born.

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