vonChristian Ihle 23.01.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“Big Little Lies” ist zurecht der große Gewinner der Awards Season in Hollywood. Liest man nur die Zusammenfassung der Mini-Serie (7 Folgen), so wirkt das zunächst überraschend, klingt “Big Little Lies” doch wie eine High-Class-Version von “Desperate Housewifes”. Die alleinerziehende Mutter Jane Chapman zieht nach Monterey und trifft am Einschulungstag ihres jungen Sohns verschiedene andere Mütter: die unausgeglichene, aber unnachgiebige Madeleine (Reese Witherspoon) und ihre beste Freundin, die ehemalige Anwältin Celeste (Nicole Kidman), sowie die Silicon-Valley-Vorstandsvorsitzende Renata (Laura Dern), deren Tochter mit Janes Sohn in Streit gerät. Parallel wird in Polizeiinterviews von einem Mord erzählt, der auf der Schulfeier wenige Wochen später stattfinden wird.

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Die Mord-Erzählung ist eher der Schwachpunkt der Serie. Ein ähnlicher Storytelling-Kniff wurde gerade erst von der US-Serie “The Affair” eingesetzt und die Auflösung, in die noch ein großer Plottwist verpackt ist, lässt sich schon nach weniger als der Hälfte der Serie absehen.
Die Stärke liegt aber im zwischenmenschlichen Gekabbel, in der großen Schlacht um die Deutungshoheit des “richtigen Mutterseins”, die “Big Little Lies” zeichnet. Creator David E. Kelley hat hier die Roman-Vorlage hervorragend zugespitzt und seine beste Arbeit seit den frühen Staffeln von “Ally McBeal” geliefert. Hell hath no fury like a woman scorn’d, wenn sich zwei Mütter um Paralleleinladungen zu Kindergeburtstag und Ausflug zu “Disney On Ice” streiten: “I’ll even get Snow White to sit on your husband’s face, and maybe Dumbo can take a squat on yours.”

Die Produktion ist wie immer bei HBO erstklassig, Regie führt durchgängig bei allen sieben Folgen Jean-Marc Vallée (“Dallas Buyers Club”) – doch neben Kelleys scharfen Dialogen ist es vor allem die Besetzung, die “Big Little Lies” über Fernsehstandard erhebt: Nicole Kidman, Laura Dern und vor allem Reese Witherspoon sind als Triumphirat der Bitchiness auf der Höhe ihres Spiels, vereinen sie doch glaubwürdig Scharfzüngigkeit mit Verletzlichkeit. Unbedingt erwähnt werden muss auch Alexander Skarsgard in der Rolle von Nicole Kidmans Ehemann, der in einer schwierigen Rolle glaubhaft zwischen liebevoll und brutal schwankt. Die Masse an Auszeichnungen (abgesehen davon, dass dafür “Twin Peaks” schmählich ignoriert wurde) erfolgt zu recht: Golden Globes und Emmy Awards gab es jeweils für Kidman, Dern und Skarsgard – die Auszeichnung als beste Miniserie des Jahres noch on top.

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