Ich will ja nicht einseitig sein.
Am 1. Juni ist der „Internationale Tag der Milch“. Sagt die FAO, die Welternährungsorganisation. Am 1. Juni ist allerdings auch der „Tag des Milchleids“. Sagt PETA, die Tierrechtlerorganisation.
Ratlos stehe ich vor meinem Kühlschrank und blicke auf die Packung Milch darin. Auf der Homepage www.peta.de/milchmachtkrank finden sich „8 Gründe, Milchprodukte vom Speiseplan zu streichen“. Zusammengefasst: Milch ist die weiße Hölle. Man stirbt an ihr, früher oder später. Früher oder später werden wir alle sterben, sicher, aber dass ausgerechnet die Milch schuld daran ist? Tja, die Milch macht’s. Krebs zum Beispiel: „Einige Krebsarten wie beispielweise Eierstockkrebs wurden bereits mit dem Konsum von Milchprodukten in Verbindung gebracht. Laut einer Studie von Dr. Daniel Cramer kann der Konsum von Milchprodukten negativen Einfluss auf die Eierstöcke der Frau haben.“ An Osteoporose ist Milch auch Schuld, an Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowieso, es ist ein Wunder, dass überhaupt noch Menschen leben. Mich würde nur interessieren, wie diese Studien eigentlich zustande gekommen sind. Haben die geguckt, wie die Krebs-/Osteoporose- und Diabetes-Patienten sich ernährt haben? Und dann festgestellt: Donnerwetter, die haben ja alle Milch getrunken, au weia, Milch ist ja der totale Horror. Genau das hat PETA dann gleich als Überschrift auf www.milch-den-kuehen.de, geschrieben: „Milch – der totale Horror“. Doch zum Glück gibt es Hoffnung: „Als Antwort auf den Milchbauernstreik und die damit verbundene Verknappung der Milchreserven, liefert PETA Deutschland e.V. die Lösung: Sojadrink. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis der Sojadrink die Kuhmilch ablöst“, so Tobias-Jan Hagenbäumer von PETA.“
Seltsam eigentlich, dass die Tierrechtler das Marketingpotenzial des Milchleids nicht voll ausschöpfen. Da gibt es doch sicher noch weitere Zusammenhänge, sagen wir: „Hätte der Holzklotz-Mord verhindert werden können? Täter war schon als Milchtrinker auffällig.“ Ach nee, geht doch nicht. Schon vergeben. Am 27. Mai sandte PETA nämlich folgende Pressemitteilung aus: „Hätte der Holzklotz-Mord verhindert werden können? Täter war schon als Tierquäler auffällig.“ Und zwar nicht mal durch Milchkonsum, sondern: „Mittlerweile wird bekannt, dass der Holzklotz-Täter von Oldenburg in der Vergangenheit schon mal eine Katze tierquälerisch behandelt hat. Da das Tier nicht umkam und wohl auch keine größeren Blessuren davontrug, wurde diese tierfeindliche Einstellung des Täters nicht weiter beachtet. Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. fragt sich nun, ob der heimtückische Holzklotz-Mord nicht hätte verhindert werden können.“ Auch Natascha Kampuschs Peiniger war einschlägig auffällig: „Zeitungsmeldungen zufolge wurde Priklopil beobacht, wie er in seinem Garten saß und mit einem Kleinkalibergewehr auf Vögel schoss und offensichtlich Spaß dabei hatte, wie die Tiere hilflos, einbeini, und schwer verletzt zusammenbrachen und starben. Priklopil sei zwar vernommen worden, leugnete jedoch die Tat.“ Woraus PETA schließt: „Frau Kampusch hätte womöglich früher gerettet werden können, hätte man die Anzeige wegen Tierquälerei zwei Jahre nach Nataschas Verschwinden ernster verfolgt.“ Vielleicht allerdings auch gar nicht, wenn man den Mann eingesperrt und der nichts verraten hätte.
Aus Tierquälern werden also Schwerverbrecher. Nur – was tun mit all den zukünftigen Massenmördern? Jeden Jugendlichen wegsperren, der mal als Kind sein Meerschweinchen vernachlässigt hat? Unterbringungsmöglichkeiten gäbe es dann ja genug – die Ställe für Milchkühe wären ja frei und neu zu besetzen.
Nein, aber Tierrechtler sind keine Unmenschen, im Gegenteil, wie wir aus einer Pressemitteilung vom 16. Mai erfahren: „Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. möchte die drei Jugendlichen, die am Mittwoch Abend an einem privaten Fischteich in Helpenstell Goldfische getötet haben, zu Vegetariern machen. Aus diesem Grund lässt ihnen die Organisation eine Fisch-Informationsmappe und eine vegetarische Starterbroschüre zukommen.“ Ein Glück auch für Bruder Fisch, das vielleicht unterschätzteste unter unseren Mitgeschöpfen – PETA: „Fische sind clever, schmerzempfindlich und sensibel, fühlen Angst, Freude und Stress. Sie gründen Familien und schließen Freundschaften. Sie spielen sogar Fußball.“ Aha.
Ansonsten scheint PETA ganz auf das Motto zu vertrauen: Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm ein vegetarisches Starterkit hin. Pressemitteilung vom 12. Februar: „Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. möchte Mertino A., den Fast-Kannibalen aus Cottbus, zum Vegetarier machen. Aus diesem Grund hat ihm die Organisation am Montag ein vegetarisches Starterkit auf das Landgericht in Cottbus geschickt, wo derzeit seine Verhandlung läuft. Aus Presseberichten geht hervor, dass Mertino A. versucht haben soll eine Frau zu beißen, „um zu wissen wie sie schmecke“ (…) Die Organisation hofft, dass der junge Fleischliebhaber in Zukunft davon absehen wird, Frauen anzugreifen um sie zu essen, denn Menschen die ihres Fleisches wegen getötet werden, leiden sicher genauso wie die 570 Millionen Tiere, die in Deutschland Jahr für Jahr ihr Leben unfreiwillig verlieren. „Da sie angeblich „Gier nach Fleisch“ empfinden und „Frauen aufessen“ möchten, hilft es Ihnen vielleicht zu wissen, dass es hervorragende, vegetarische Gerichte gibt, die denselben Geschmack haben wie Fleisch, aber ohne den Nebengeschmack von Grausamkeit und ohne Cholesterin“, so PETA Deutschland e.V. in ihrem Brief an Mertino A. „Zu unseren Lieblingsgerichten gehören beispielsweise vegane „Holzfäller Hacksteaks“, „Kapt’n Tofus Knusperstäbchen“, „Real Jumbo“-Würstchen und „Sprossentofu“.“
Und sollten die goldfischquälenden Jungs und frauenbeißenden Cottbusser nicht von allein auf den erlösenden Soja-Geschmack kommen, kann man sie ja immer noch einsperren. Ins Gefängnis von Aachen beispielsweise. Denn: „Wie steht es eigentlich mit vegetarischer Ernährung in deutschen Haftanstalten?“, fragte PETA am 9. April und präsentiert die „Top-10-Liste der vegetarier-freundlichsten Gefängnisse“. Und Aachen ist auf Platz 1, denn hier gibt es „täglich Sojawürstchen, Sojaflocken, Sojagranulat, Sojamilch“.
Beherzt greife ich in den Kühlschrank. Darauf ein Gläschen Milch.
Cool, dass durch den zynischen Artikel hier vielleicht der ein oder andere Leser mal über den Horizont des Autors hinaus nachdenkt, welches Tier auf dieser Erde Milch auf dem Speisezettel stehen hat, sobald es kein Baby mehr ist.
Und im speziellen, wieviele Schimpansen oder Gorillas sich mal eben eine Kuh suchen um von ihr zu trinken.
Auf diesen Gedanken kommen die meisten nämlich nicht, sondern brabbeln einfach nach, was ihnen von der Werbung vorgelogen wird, nämlich dass Milch ein unverzichtbares Lebensmittel sei.
Nett, dass der Link zu Peta und milch-den-kuehen.de aufgeführt ist – den negativen Kontext in dem er steht kann ich gerne ertragen, wer weiter denkt macht sich eh sein eigenes Bild.
Um mich nicht falsch zu verstehen: Wer auf Milch nicht verzichten kann, soll sie halt trinken und sich einen Joghurtblähbauch holen. Aber nicht behaupten, sie sei gesund und lebenswichtig.