vonHeiko Werning 16.02.2009

Reptilienfonds

Heiko Werning und Jakob Hein über das tägliche Fressen und Gefressenwerden in den Wüsten, Sümpfen und Dschungeln dieser Welt.

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Ich bin eigentlich kein Freund von Unterschriftenlisten, Aufrufen etc. Mir ist das irgendwie suspekt. Aber in diesem Fall will ich mal eine Ausnahme machen, weil ich die Sache an sich besonders wichtig finde. Ich halte die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, seit der inzwischen verstorbene Michael Stein sie vor Jahren bei der Reformbühne Heim & Welt vorgestellt und sehr engagiert vertreten hat, für einen erheblich wichtigen Schritt aus vielerlei gesellschaftlichen Problemen der Gegenwart. Das Hauptargument dagegen lautete bislang immer: „nicht finanzierbar“. Und obschon es auch immer schon entsprechende Gegenrechnungen gab, die meines Erachtens ganz schlüssig belegen konnten, dass das nicht unfinanzierbar bis sogar weitgehend aufkommensneutral gestaltet werden könnte, soll man mir bitte spätestens jetzt, nachdem für jede blöde Pipi-Bank und jeden rumpelnden Industriezweig irgendwelche milliardenschweren Schutzschrime aufgespannt oder Konjunkturprogramme angeworfen werden, damit gefälligst nicht mehr kommen.

Bis morgen kann man eine E-Petition beim Deutschen Bundestag unterzeichnen, die die Einführung eines solchen bedingungslosen Grundeinkommens fordert. Erforderlich sind 50.000 Stimmen – natürlich nicht, um das Grundeinkommen durchzusetzen, sondern nur, um den Bundestag zu zwingen, sich offiziell mit dem Thema zu beschäftigen. Aber immerhin. Etwa 8.000 Stimmen fehlen noch, Zeit bleibt bis einschließlich morgen. Man muss sich registrieren, um die Petition zu unterstützen, das geht aber recht unkompliziert. Also los!

Nachtrag 18.02.:

Na also – 52.976 Mitzeichner haben sich eingefunden, Ziel also erreicht. Respektive natürlich: ein winziges Zwischenziel. Denn was es letztlich bringen wird … Aber egal, auf jeden Fall ein hübscher Erfolg.

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https://blogs.taz.de/reptilienfonds/2009/02/16/fuer_ein_bedingungsloses_grundeinkommen/

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kommentare

  • Das bedingungslose Grundeinkommen macht erst dann Sinn, wenn paralell dazu ein Existenzmaximum unendlicher Bereicherung Vorschub leistet und der Bankensektor kein Spekulativer mehr sein darf.
    Zurück zur öffentlichen Verantwortung, nicht nur die Daseinvorsorge für die Menschen sondern auch das Bankgeschäft und die Schlüsselindustrien
    und das Versicherungswesen müssen staatlich kontroliert sein.
    Links geht der Weg, und wenn nicht genug Arbeit da ist gibts für die ohne mit Sicherheit ein existentsicherndes am kulturellen Erleben beteiligendes Einkommen für jedes Kind, jede Frau und jeden Mann.
    Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Zeit ist überreif!

  • Bedingungsloses Grundeinkommen – ein wichtiger erster Schritt zum menschenwürdigem Leben in unserer Gesellschaft.

  • Bedingungsloses Grundeinkommen ist die beste Idee nach Bildung der Idee der sozialen Marktwirtschaft , der grünen Partei ( Trotz zu starker Kompromisse) und der 15 Jahre tätigen Liebe Samarpans und vieler anderer demütiger noch in dritter Reihe tätigen Welthelfer in unserem Lande, die in den Jahrzehnten nach Kriegsende in Deutschland geboren wurde. Dem Erfinder Michael Stein sollte der Friedensnobelpreis nachträglich überreicht werden.( Zumindest das Bundesverdienstkreuz ).Es würde zum Frieden beitragen und wäre ein excellenter Weg, dem unsäglich beschleunigten , in der jetzigen Form nicht notwendigen und vielfach nachweislich krankmachenden Existenzkampf und menschenunwürdigen “ Rattenrennen “ besonders der benachteilgten und unterbezahlten Bevölkerungsgruppen Einhalt zu bieten und im Sinne eines würdigen menschlichen Zusammenlebens ein starkes wiederhallendes Zeichen zu setzen.

  • So würde man in den Menschen rufen, was am besten in sie steckt. Menschen wollen gerne helfen, mitmachen, ein Teil des Ganzes sein. Als Beispiel, kann man die Forums im Internet anschauen, wo Menschen so viel ihre Zeit unentgeltlich schenken. Oder auch Wikipedia.
    Menschen sind besser als man denkt! Und die paar die nichts machen werden, kann der rest der Gesllschaft problemlos tragen, tut man schon sowieso.

  • Ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen und möchte die politischen Vertreter in unserem Land bitten, sich ernsthaft mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

  • Ein Kommentar für Skeptiker_innen:

    Die außerparlamentarische Linke und das bedingungslose Grundeinkommen

    Die Zwangsgesellschaft kapitalistischer Konkurrenz-Arbeit ist in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer an Menschlichkeitskriterien gemessenen neuen zynischen Hochform aufgelaufen. Die erste positive gesellschaftliche Antwort darauf ist die Bewegung für ein globales bedingungsloses Grundeinkommen. Nun hat Susanne Wiest – als coole prekarisierte Tagesmutter aus Greifswald – eine Online-Petition dazu gestartet.

    Wir fragen uns, warum dies so wenig Unterstützung durch die Linke erfährt. Verweist es nicht auf den erbärmlichen Zustand von gesellschaftsverändernden Projekten und auf den Mangel an Solidarität, den Ausgespuckten zu antworten: „Nee, tut uns leid, wir können nicht fürs Grundeinkommen stimmen, denn Agnoli hat gesagt, das ist Parlamentarismus und nicht revolutionär“? Wir gehen nicht davon aus, dass das BGE durch die Petition eingeführt wird, sondern dass sie ein Raum ist für das Sichtbarwerden und vor allem, um in dringend notwendige Diskussionsprozesse über gemeinsame gesellschaftliche Perspektiven zu treten.
    Wir denken, die Utopie der Gesellschaft der Glücklichen und Gleichen braucht Zeit und Mittel um erkämpft zu werden. Das BGE kann eine radikale Reform sein und die Menschen handlungsfähig machen, den Kampf um die eigene Lebenszeit zu führen, den aufrechten Gang zu lernen und die eigenen Interessen von denen der Verwertungslogik zu entwirren. Es geht unseres Erachtens nach konkret um Gegenmacht: darum, gegenüber den modernisierten Unterwerfungstechniken der Subjekte alternative Denk- und Handlungsmöglichkeiten zu stärken und Perspektiven für solidarische kollektive Formen der Selbstbestimmung zu eröffnen.

    Macht mit, macht weiter …

    Ein Film zum Grundeinkommen:
    http://www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen

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