Gunnar Heinsohn ist Demograph. Das ist wahnsinnig praktisch, weil er damit praktisch alle relevanten Probleme der Welt erklären kann.
Kriege beispielsweise. Jahrhunderte lang grübelten Philosophen und Politiker über die Ursachen, Heinsohn erklärt es uns ganz einfach: Krieg entsteht nämlich durch einen Überschuss an Jungmännern in der Gesamtbevölkerung („youth bulge“), für die es keine gesellschaftliche Verwendung gebe und die deshalb halt in den Krieg zögen. Nun könnte man einwenden, dass es sich mit solchen statistischen Zusammenhängen verhalte wie mit den berühmten Drogensüchtigen, die sich alle einstmals mit Zahnpasta die Zähne putzten, aber das wäre unangebracht, vor allem deswegen, weil Heinsohns Kernthese schon bei oberflächlicher Prüfung einfach falsch ist, denn die Geschichte kennt reichlich Kriege ohne auffälligen „Jungmännerüberschuss“. Weshalb die Theorie auch vor allem Anhänger unter jenen findet, die auf Plausibilität und Logik ohnehin nichts geben, wie etwa der Popphilosoph Sloterdijk.
Nach dem gescheiterten Anschlag eines im Jemen zum Terroristen trainierten Nigerianers auf eine amerikanische Passagiermaschine an Weihnachten erklärte Heinsohn uns, dass das ja alles gar kein Wunder sei – denn auch Terrorismus ist durch seine tolle Gebärtheorie zu erklären. In der „Welt“ ernannte er daher vier islamische Staaten mit entsprechend zahlreichen Jungmännern – nämlich Somalia, Pakistan, Afghanistan und Jemen – zum „Killer-Quartett“ mit einer besonders argen „demographischen Aufrüstung“. Es ist schon ein Grauen: Da haben sich diese Moslems also Verhältnisse von 1000:3000, 1000:4010, 1000:4080 oder gar 1000:5950 „Knaben zwischen 0 und 4“ auf „Männer zwischen 40 und 44 Jahren“ zusammengerammelt, womit sie klar in Führung gehen gegen uns, also die USA, Deutschland und andere Gebärverweigerer. Das ist tragisch, weil es bedeutet, dass es bei den Moslems einfach gar nicht drauf ankommt, wie viel sie vom überschüssigen Menschenmaterial verbraten, denn „wenn zwei Drittel dieser Jungen fallen sollten, gäbe es für jeden Hof und jede Werkstatt immer noch einen männlichen Erben.“ Bei uns dagegen: „Mit jedem Gefallenen verlöscht eine Familie.“
Womit Gunnar Heinsohn seinen offenbar subjektiven Eindruck, dass einer von uns halt einfach erheblich wertvoller ist als einer von diesen Moslems, quasi objektiviert hätte. „Diese Information sollte bei der westlichen unaufhörlichen Suche nach ´tiefer liegenden´ Problemen nicht immer wieder unter den Tisch fallen“, findet er entsprechend. Wobei man so genau gar nicht wissen möchte, wie er als im Nebenberuf tätiger Genozidforscher sich denn eine adäquate Berücksichtigung dieses Befundes vorstellt.
Aber nicht nur Krieg und Terror lassen sich dadurch erklären, dass die Falschen zu viele Kinder kriegen, auch das angebliche Scheitern des Sozialstaates. Die diskutierte Erhöhung der Hartz-IV-Sätze für Kinder hält er für falsch, weil sie sich direkt auf die Vermehrungsfreudigkeit der Beschenkten auswirke. Denn je mehr und je länger Bedürftige Geld für Kinder bekommen, desto mehr Kinder produzieren sie, die dann aber leider strunzdumm bleiben müssen, weil die Mütter ihnen vor lauter Reproduktion nichts beibiegen können. Wörtlich wiederum in der „Welt“: „Die aber hören dann mit dem Kinderkriegen nicht auf, um es für die bestmögliche Erziehung der schon vorhandenen einzusetzen, sondern bekommen weitere Kinder. Zugleich verschlechtern sich die Entwicklungschancen der bereits vorhandenen Kinder und die der neuen gleich mit. Um der wachsenden Bildungsferne zu begegnen, werden die staatlichen Hilfen erhöht, was noch mehr Neugeborene nach sich zieht. Hilfe gibt es am Ende vor allem für Frauen, die durch Vermehrung nach Einkommen streben.“
Dementsprechend muss man nur den Geldhahn nach unten zudrehen, schon sinkt die Produktionsrate für dumme angehende Hartz-IVler. Als Beleg führt Heinsohn die USA an, wo die Sozialhilfe 1996 per Gesetz auf fünf Jahre begrenzt wurde. Mit, wie er begeistert berichtet, beeindruckendem Erfolg: „Obwohl Amerika seine Ausgaben gegen Armut herunterfährt, nimmt die Zahl der Armen nicht etwa zu, sondern ab. Erhalten am Vorabend des Gesetzes im Jahre 1996 noch 12,2 Millionen Bürger Sozialhilfe, so sind es 2005 nur noch 4,5 Millionen.“ 12 Millionen Sozialhilfeempfänger bekommen also nur noch fünf Jahre lang Unterstützung, und zehn Jahre später sind es – voilá! – nur noch 4,5 Millionen. Das ist natürlich ein gleich doppelt schlagender Beweis dafür, dass durch Beschränkung der Sozialhilfe die Armut abnimmt. Aber, möchte man Gunnar Heinsohn fragen, wäre es dann nicht noch erfolgversprechender, die Sozialhilfe auf, sagen wir: ein Jahr zu begrenzen? Wäre dann nicht nach, sagen wir: bereits zwei Jahren damit zu rechnen, dass es praktisch überhaupt keine Sozialhilfeempfänger mehr gäbe? Oder noch besser: die Sozialhilfe gleich ganz streichen, denn dann gibt es ja auch keine Armut mehr?
Die Welt kann so einfach sein, wenn man sie durch eine Gebärmutter betrachtet.


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kommentare
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Werter rethor
.. .sozialistisch nennt man unter Ökonomen manchmal öffentliche Güterproduktionen und Dienstleistungen innerhalb einer Volkswirtschaft -zentralplanerisch und nicht den Marktmechanismen unterworfen – deren Allokation nicht der Preis sondern der Staat reguliert.
Man kann das völlig problemlos anders nennen – Anstatt nun aus einem semantischen Problem ein inhaltliches zu machen, sollten Sie vielmehr darüber nachdenken, inwieweit dieses hohe Wohneigentum in Singapur auf benannte Maßnahme zurückzuführen ist und eben kein geeigneter Beleg für die Heinsohns Weltwohlstandsargumentation: Sozialhilfe runter = Armut runter.
Mein Kommentar zielt also direkt auf Ihre Art (a la Heinsohn) ab, monokausale Erklärungen und selektive Vergleiche zu bemühen.
Weder ich noch der Autor des Wikipediartikels bestreiten Singapurs „sehr erfolgreiche Marktwirtschaft“Ich bezweifle allerdings, das Singapur 1965 einfach seine viel zu hohe Hilfe für faule aber rollige Sozialhilfeamies gekürzt hat.
Und ich bezweifle , dass man jahrzentelanges Niedriglohnviveau, extreme und ungeschützte Arbeitsleistung, diktatorische Reperessionen, ausländische Unternehmen und deren Subvention durch massive Verschuldung usw als Erfolgskonzept so einfach auf Deutschland übertragen kann und sollte.
Der ökonomisch sinnvolle Umbau des Sozialstaates ist da doch wohl eine etwas diffizilere Aufgabe.Und damit klinke ich mich nun aus.
PS: tolle Quellenangabe.
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@ NL: Na klar, „Ergebnisse internationaler wissenschaftlicher Studien“. So wie die seriösen Studien der Klimaskeptiker.
Und immerhin reicht meine geistige Entwicklung noch, um zum Beleg von Aussagen Links zu setzen und zu markieren.
Ihre aber wohl nicht, solche Markierungen zu erkennen, sie Karikatur eines Vollpfostens. Und jetzt suchen Sie sich mal einen anderen Spielplatz. -
Seltsam zu glauben, man könnte die Ergebnisse internationaler wissenschaftlicher Studien widerlegen, indem man sie karrikaturhaft wiedergibt. Ohne ein einziges Gegenargument…
„Die Geschichte kennt reichlich Kriege ohne auffälligen „Jungmännerüberschuss“, schreibt Heiko Werning und hält es nicht für nötig, auch nur einen einzigen davon als Beispiel zu nennen.
Dann versteht er auch noch falsch: „Mit jedem Gefallenen verlöscht eine Familie.“ bedeutet nicht, „dass einer von uns halt einfach erheblich wertvoller ist als einer von diesen Moslems“, sondern nur ganz schlicht, dass wenn ein einzelner Sohn fällt eben keine Nachfahren mehr gezeugt werden können. Dann endet dessen Familie. So wie Heiko Wernings geistige Entwicklung vor einiger Zeit endete.
Hätte nicht gedacht, dass die taz, die doch den Ruf hatte, gute Journalisten zu beschäftigen, derartig schlabberige Texte publiziert. -
Luftikus,
halbsozialistisches Wohnbauprogramm nennt er das. Die DDR war vielleicht sozialistisch, einen internationales Finanzzentrum hatte sie gerade nicht. Dem Autor mißglücken seine Bewertungen.
Immerhin sieht er, dass Singapur wohlhabend ist. Für mich ist das eine entwickelte Eigentumsgesellschaft, die ansehnliche Wachstumsraten
hervorbringt. Deutschland ist wohlhabend, bringt diese ansehnlichen
Wachstumsraten nicht mehr hervor.Ein Mittel ist eben eine Wirtschaftspolitik, die „Eigentumsbildung für möglichst viele Akteure der Wirtschaft“ fördert. Infolge dieser Wirtschaftspolitik (nicht Sozialhilfe) sieht die Sozialhilfe dann etwas anders aus. Die Zahlen stammen vom Ministerpräsidenten in einer Rede in der ältesten Universität des Landes im Jahre 2006.
Aus deinen Antworten vermutete ich eine Unkenntnis der Erkenntnisse von Heinsohn. Dem wollte begegnen, um an Beispielen dies zu ändern.
Deine letzte Antwort hat diese Vermutung verstärkt.Spricht aus deinem letzten Satz nicht eine gewisses Unverständnis?
MfG
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Rethor
Das tut mir aber leid, dass ich nichts zur Diskussion gesagt habe.
Vmtl deshalb, weil ich nicht so genau weiß was Sie eigentlich sagen wollen?Was soll ich mit einer Behauptung ohne Quelle, da könne Sie viel erzählen? (nicht Heinsohn, Primärquelle).
Ansonsten ein ein kleiner Blick in die Wikipedia.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Singapur
„Trotz dieser Vorwürfe hat Singapur das, was viele eine sehr erfolgreiche Marktwirtschaft nennen. Die Politik der PAP enthält sozialistische Aspekte, wie zum Beispiel ein großangelegtes öffentliches Wohnraumprogramm und eine Dominanz staatlicher Unternehmen in der lokalen Wirtschaft.“Aha…sozialistisches Wohnraumprogramm.
Rechnen Sie doch einfach diese Art der Sozialhilfe pro Kopf im Vergleichjahr aus, wenn sie die Quelle gefunden haben.
Und dann überlegen Sie nochmal, was Heinsohn zu Sozialhilfe gesagt hat, und was bewirkt werden soll.Im Grunde kann man alles mit allem vergleichen, es kommt nur darauf an wie man das macht.
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Luftikus,
bei Heinsohn findet sich folgender Vergleich:
20 % der Ärmsten besitzen in Deutschland fast kein Wohneigentum,
in Singapur ca. 66.000 Euro.„Statt also die Eigentumsbildung für möglichst viele Akteure der Wirtschaft zu fördern, hat die Politik den Lohnarbeiter zum tendenziell
eigentumslosen Proletarier a la Marx befördert.“Wenn du mich fragst, finde ich die Vorstellung, dass die 20% der Ärmsten
in Deutschland durchschnittlich Wohneigentum von 66.000 Euro haben
erheblich besser als die gegenwärtige Situation.Der deutsche Staat zahlt jährlich ca. 15,5 Mrd. Euro an Mietkosten. Die anfallenden Zinskosten bei der wünschenswerteren Variante wäre sinnvoller und niedriger. Kannst dir ja auch mal Gedanken über verteilungspolitische Konsequenzen machen.
Zugespitzt formuliert, würde eine auf den Erkenntnissen der Eigentums-
theorie basierenden Politik Schlafende in Straßengräber verunmöglichen.Der Satz drückt aus, dass die Befürchtungen der Kritiker Clintons so nicht
eingetreten sind. Mehr nicht. Ich kenne Niemanden, der sich solche Zustände wünscht.Zu der Diskussion hier hast du nichts gesagt.
MfG
Danke noch für deinen Link. Kennst du einen für die Situation in Deutschland?
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Nachtrag
rethor:
„ich habe bisher keine Berichte gefunden, die über das Verhungern von Kindern oder dem Schlafen in Straßengräben in den USA berichten.“Das ist ja ungemein beruhigend, Heinsohn hat da nämlich auch nichts gefunden. In den USA verhungert ja auch niemand, es hungert nicht mal jemand, es gibt nur hier und da Food Insecurity, die aber durch Suppenküchen securer gemacht wird – vielleicht ist Heinsohn ein Heine-Fan: Erbsensuppe für Jedermann?
http://feedingamerica.org/faces-of-hunger/hunger-in-america-2010/hunger-report-2010.aspxStraßengrabenhimmelbett:
Heinsohn Argumentation an dieser Stelle, Warnungen vor Extremen (ohne Quellenangabe) triumphierend zu widerlegen (auch ohne Quellenangabe – vulgo nicht zu finden) ist nun sehr bezeichnend für sein Niveau und das seiner Nachplapperer. -
Darf ich kurz mitspielen?
Aloha: „Natürlich kann man damit allein nicht jeden Konflikt auf der Welt erklären, aber als wesentlichen Aspekt zur Kenntnis nehmen“
Warum? In dem von Herrn Werning verlinkten Zeit-Artikel steht: „Die Ergebnisse zeigen, dass Konflikte im Wesentlichen von anderen Faktoren abhängen.“
Aber unabhängig davon:
Bereits eine kurze google-Suche nach Tausendsassa Heinsohn ergibt ja ein fachübergreifend faszinierendes Bild: Neuschreibung der Geschichte der Hexenverbrennung, Nichtexistenz der Sumerer, Revolution der Ökonomie usw. – eigentlich fehlt nur noch eine demographisch-historische Abhandlung zur Gravitation.Was ich eigentlich sagen wollte – Dieser Typ muss stärker unter die journalistische Lupe genommen werden.
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Herr Werning,
ich habe in der Sendung Neues aus der Anstalt eine Satire über die
Wehrfähigkeit der Deutschen gesehen. Im militärischem Outfit wurde
dies hervorragend zu meinem und des Publikums Belustigung vorge-
tragenDie Youth Bulge – These wurde richtig angewendet. Geht doch…
jhein
Die These ist mir bekannt. Was meinen Sie mit ihrem letzten Satz?
MfG
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Nicht nur der aktuelle Selbstmordattentäter, auch seine Vorbilder von 2001 stammen überwiegend aus der Oberschicht. in „Unbehangen in der Moderne“ schrieb Sadik Al-Azam schon 1993, dass sich in den arabischen Gesellschaften ein mit der europäischen Aufklärung vergleichbarer Prozess vollzieht, der mit massiven gesellschaftlichen Veränderungen verbunden ist. Diesen Prozess kann man unterstützen, wenn einem die Vorstellung säkularer Demokratien in diesen Ländern sympathisch ist. Aber mit der Glecihsetzung von Religiosität und Fanatismus und aus der Nutztierhaltung entlehnten politologischen Modellen wird man sicher weder produktive Antworten erhalten noch geben können.
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Herr Werning,
erstmal Danke für Ihre Antwort.
Ich habe mich mit der Situation in Amerika damals sehr beschäftigt
und habe mir in New York selbst einen dieser No-Go-Stadtteile ange-
sehen. Es war schon schwierig, einen Taxi-Fahrer zu finden, uns da
abends hinzufahren. Kurzum, ich war 1977 fassungslos.
Nun muß ich leider zur Kenntnis nehmen, dass heute eine Reise nach
Berlin völlig ausreicht.Insofern halte ich es wie Heinsohn und Clinton, ohne moralische
Wertungen die Fakten zu sammeln und zu verstehen.Ich habe die Zahlen von New York wiedergefunden. Der Polizeichef ist
sehr stolz darauf, dass nur 35 Morde nicht aus dem Familien-, Bekannten- oder Arbeitsbereich stammen. Es gibt eine Diskussion
über die starke Abnahme der Kriminalität in den USA. Es gibt
eine Zunahme der Jugendkriminalität in Deutschland. Es gibt ca.
50 Jugendgangs in Berlin (wie damals in New York), die nicht gerade
durch ihre Friedfertigkeit auffallen. Ja es gibt eine Zunahme der Armut
in Deutschland, die auch etwas mit der Qualifizierung der Betroffenen
zu tun hat. Armutsberichte aus Deutschland thematisieren das. Natürlich
können auch Intelligente arm sein.Eine Jugendrichterin aus Berlin umschreibt das Sozialmilieu ihrer
Klientel wie folgt (Rollbergviertel, Neukölln): arabischer Herkunft,
durchschnittlich 6-7 Kinder, Mutter völlig überfordert, Vater desinteressiert.
Am Beginn des Prozesses wird erstmal gefordert, den Prozeß einzustellen, da Täter und Opfer sich mittlerweile geeinigt hätten.
usw. usf. Es gibt in diesem Zusammenhang eine Diskussion über
die Durchsetzung des deutschen Gesetzes in diesen Parallelgesellschaften, wie es wohl politisch korrekt heißt. Ja es gibt in
Berlin Schulen mit eigenem Sicherheitspersonal, kannte ich bisher auch
nur aus den USA.M.E. hat Heinsohn mit der Feststellung, dass wir hier die USA kopieren,
recht.Natürlich kann man sich streiten, ab wann Armut beginnt. Natürlich muß man sich da nicht an der Zahl der Sozialhilfeempfänger orientieren.
Ich habe bisher keine Berichte gefunden, die über das Verhungern von
Kindern oder dem Schlafen in Straßengräben in den USA berichten. Ja ich habe über die Zeltareas gelesen.Natürlich muß man nicht die amerikanische Lösung übernehmen. Ich hätte ehrlich erstmal eine vernünftige Diskussion über diese Probleme.
Der Stern hat 2008 einige besorgniserregende Zahlen veröffentlicht, und
die Verantwortlichen aufgefordert, besseres statistisches Material zur
Verfügung zu stellen, um die Diskussion zu versachlichen und die Analyse zu erleichtern. Ich kann mich dem nur anschließen. Der Stern hatte auch den Wunsch geäußert, dieses im Wahlkampf zu thematisieren. Wie flach der war….Wie immer die Lösung aussieht, ein weiter so wird Deutschland nur
noch wenige Jahre aushalten. Diese Auffassung teile ich nun mit
Herrn Heinsohn.Herr Werning, wenn sie nicht über das Material verfügen, fragen sie doch
einfach Herrn Heinsohn, die Mail-Adresse ist schell im Internet zu finden.
Mit Wertungen wie Quatsch würde ich mich sehr zurückhalten, denn die
mir bekannten Zahlen sind besorgniserregend.Nur am Rande noch einen interessanten Hinweis: Huntington bekam kurz vor Veröffentlichung seines Buches Kampf der Kulturen einen Aufsatz über den Youth Bulge auf den Tisch. Er wollte danach sein
Buch neu schreiben. Das hat der Verleger abgelehnt. Der Kompromiß
war, das er zusätzliche Seiten eben für diese These bekam. In keiner
mir bekannten Diskussion hat auch nur einer der Experten daraufhinge-
wiesen. Es ist leider so, man muß sich schon mit Büchern abquälen.Den Link zur Zeit finde ich nicht. Wo ist er?
So jetzt muß ich aber Schluß machen. Heute ist Samstag und wir gehen
mal ein Bier trinken.Bis denne.
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Herr Rethor,
ich mache mir ja die Mühe, Ihnen etwas entgegen zu kommen:
Der Beitrag ist satirisch. Er kritisiert die Fixierung Heinsohns auf Geburtenraten zur Erklärung allerlei gesellschaftlicher Phänomen. Das bedeutet nicht, dass ich behaupte, Heinsohn kenne nichts anderes. Hier geht es um die Formulierungen seiner Beiträge in der „Welt“, die ich für mindestens zynisch, wenn nicht hetzerisch halte. Sie erwecken beim Leser dieser Kommentare genau den Eindruck, den ich hier in negativ überspitzter Form widergebe. Zur Kritik seiner generellen These in Sachen youth bulk habe ich auf den „Zeit“-Artikel verlinkt, das ist hier aber gar nicht das eigentliche Thema.
Die Erklärung von Terror mit einem angeblichen Geburtenüberschuss halte ich für äußerst abwegig (zumal der Flugzeug-Attentäter ja als wohlhabender Oberschichtler nicht mal in das Schema passt), und er hat einen äußerst unangenehmen Beigeschmack, den ich ja klar benannt habe („Wertung“ menschlicher Leben als quasi naturgesetzmäßige Folge aus Demographie).
Im zweiten diskutierten Kommentar ist, neben der bösartigen Verunglimpfung ärmerer Bevölkerungsschichten (wer sagt denn eigentlich, dass ärmere Menschen immer auch dümmer bzw. schlechter ausgebildet sind, wenn man Bildung nicht nur als Marktverwertbarkeit begreift?) ist außerdem ein haarsträubender Logikfehler, den ich aufgeführt habe. Oder können Sie mir erklären, wieso die Abhnahme der Zahl der Sozialhilfeempfänger in den USA erstens etwas mit der Abnahme der Armut zu tun haben soll? Erst recht, nachdem man zuvor die Sozialhilfe zeitlich begrenzt hat? Ich kenne das statistische Material hier nicht, aber so, wie Heinsohn das schreibt, ist es schlichter Quatsch, weil eben alle herausfallen, die ihre fünf Jahre „voll“ haben – die sind deswegen ja trotzdem noch da und wahrscheinlich auch trotzdem noch arm. -
Herr Werning,
auch bei oberflächiger Prüfung empfinde ich ihren Artikel als falsch.
Auch Herr Heinsohn kennt Kriege ohne Jungmännerüberschuß.
Aloha hat ihnen das bereits mitgeteilt.Auch ich verbringe meine Zeit gern mit angenehmerer Lektüre als
ihren Artikel. Nur wenn ich einen Artikel öffentlich mache, erwarte
ich schon mehr Sorgfalt.MfG
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Herr Rethor,
ich beziehe mich auf zwei Artikel von Herrn Heinsohn (die ja auch verlinkt sind), ich habe keine Buchbesprechung geschrieben – das mache ich lieber mit angenehmerer Lektüre.Mit freundlichen Grüßen,
Heiko Werning -
Herr Werning,
haben Sie nun das Buch nochmals gelesen? Wäre schön, wenn
Sie uns ihre neuen Erkenntnissen mitteilen.MfG
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„Dieses Beitrag von Jakob Hein …“ – Mann, Mann, Mann, das intellektuelle Niveau der Heinsohnjünger scheint ja noch desaströser zu sein als das ihres Gurus.
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Übe ich Kritik, so muß ich auch zumindest einen Lösungsansatz anbieten, so lautet eine Art ungeschriebenes Ritual bei Auseinandersetzungen über Politik und Gesellschaft.
Dieses Beitrag von Jakob Hein hier reflektiert genau diese rituelle Betrachtungsweise. Aber es gibt nicht immer aussprechbare Lösungsansätze, besonders dann nicht, wenn wirklich gravierendes Umdenken notwendig wäre. Ich denke hier Zeigt Heinsohn einfach auf ein elementares Problem. Es ist da, Schluß aus! Worüber man diskutieren könnte wäre die Bedeutung dessen an der Summe der Gesamtprobleme. -
Bedauerlich, wie der Autor des Artikels Heinsohn auf ein paar dumpfe Thesen zu reduzieren versucht. Fakt ist doch, dass „schiefe“ Demographien zwangsläufig zu Problemen in den jeweiligen Gesellschaften führen, und dass diese Probleme auf benachbarte Gesellschaften übergreifen. Natürlich kann man damit allein nicht jeden Konflikt auf der Welt erklären, aber als wesentlichen Aspekt zur Kenntnis nehmen.
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Ich habe das Buch von Heinsohn gelesen. Da liest sich seine These
aber viel differenzierter. Schade Herr Werning, dass Sie nicht mal
eine These korrekt vorstellen können.MfG
Herr Werning,
der Aufsatz von Herrn Klingbeil ist durchdrungen von der behaupteten
Monokausalität von Herrn Heinsohn. Im Kapitel „Nicht nur youth bulges verursachen langwieriges Töten“ führt er aus: „daß immer auch nach
anderen Gründen für langwierige Tötungen gefahndet werden muß. …
unüberschaubare Literatur …Lediglich ihre weit verbreitete Alleinvertretung wir hier nicht mitgemacht.“ Aber das weiß Herr Klingbeil nicht.
Dieses Mißverständnis führt ihn zu viele Fragen, (Schweiz / Dänemark, Zweiter Weltkrieg ….) die für Leser von Heinsohn in die Irre
führen. Die Friedfertigkeit solcher Länder ist Original Heinsohn, der Zweite ist kein youth bulge, der Leser von Heinsohn erfährt das und bekommt zusätzlich die Motivation von Hitler erklärt.
Der Leser bekommt auch den Vietnam-Krieg erklärt. Den kann Herr Klingbeil ja nun gar nicht unterbringen.
„Diese „demografische Dividende“ hat den asiatischen „Tigerstaaten“ in den 1980 er Jahre überhaupt erst den Wirtschaftsaufschwung ermöglicht.“ Die Ursachen dieses Wirtschaftsaufschwunges (Eigentum) und in der Folge geringere Geburtenraten (Verlohnarbeiterisierung) ahnt Herr Klingbeil nicht einmal. Das Verständnis von Heinsohn ist ihm nicht gelungen. Leser von Heinsohn
könnten ihm das erklären.
Der zugrundeliegende Aufsatz von Kroehnert kenne ich. Herr Werning, wenn Sie ihn vorstellen, werde ich mich dazu gern äußern. Bei der Vorstellung machen Sie bitte einen Vergleich der youth-bulgeThese
von Heinsohn und die von Herrn Kroehnert. Bitte stellen Sie auch die Annahmen vor.
Nur am Rande: Herr Kroehnert kennt Herrn Huntington als Demograph:
„I don’t think Islam is any more violent than any other religion … But the key factor is the demograph factor. Generally speaking, the people who go out and kill other people are males between the ages of 16 and 30. (Huntington 2001)“
Herr Werning, NL hat recht mit seinem Hinweis auf Ergebnisse internationaler wissentschaftlicher Untersuchungen. Eine hatte ja gerade
Herrn Huntington zum Umdenken bewegt. Ich denke nur, dass Sie weder Herrn Heinsohn gelesen noch diese …Untersuchungen kennen. Dafür kann aber NL nichts.
MfG