
Was haben Mahmud Ahmadinejad, El-Qaida und das „Deutsche Pfarrerblatt“ gemeinsam? Sie stellen das Existenzrecht Israels infrage. In einem von islamistischen Kreisen gefeierten Artikel schwadroniert „Pfarrer Dr. Jochen Vollmer, Jahrgang 1939“ über die Enstehung des Staates Israel wie folgt: „Zionisten haben palästinensisches Land in Besitz genommen und geraubt mit dem Ziel, einen jüdischen Staat zu errichten.“ Aus dem so erräuberten Land konnte natürlich nichts Gutes werden: „Das Dilemma des Staates Israel, zugleich ein jüdischer und ein demokratischer Staat sein zu wollen, ist die Unvereinbarkeit von jüdischem Volk und jüdischem Staat.“ Und so weiter und so weiter. Eigentlich das Übliche, was man so von einem Prediger erwartet, aber wenn die Welt in Ordnung wäre, dann sollten solche Prediger doch eigentlich Islamisten sein und nicht evangelische Gemeindepfarrer aus Balingen. Auch nütze es nicht, wenn die Deutschen sich dem Irrglauben an den Staat Israel anschließen würden „Der Staat Israel war eine vorübergehende Episode.“ Denn: „Wir, Christen in Deutschland, können unsere unsägliche Schuld gegenüber der Judenheit nicht dadurch theologisch kompensieren, dass wir nun in der staatlichen Verfasstheit des Volkes Israel ein Zeichen der Treue Gottes sehen, das seinerseits Hunderttausende unschuldige Menschen zu Opfern gemacht hat und noch immer macht.“
Der „Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V.“ als Herausgeber des Blattes und damit auch dieses Artikels weist ausdrücklich jedoch jede Verantwortung von sich: „Das Deutsche Pfarrerblatt verstand sich in seiner langen Geschichte schon immer als „öffentlicher Sprechsaal“ von Pfarrern und Pfarrerinnen für Pfarrer und Pfarrerinnen.“ und die abgedruckten Meinungen würden nur die des Verfassers widerspiegeln.
Wir sind uns sicher, dass man vieles in diesem „öffentlichen Sprechsaal“ niemals sagen dürfte, wie zum Beispiel keine unverbrauchten Gedanken zum Thema körperliche Liebe zwischen Tier und Mensch. Außerdem ist diese Haltung zur eigenen Herausgeberrolle hochinteressant und kommt uns irgendwoher bekannt vor. Und wenn man daran denkt, wie heftig die „Linke“ gerade für ihre teilweise problematische Haltung zu Israel kritisiert wurde, muss man doch sagen, dass die evangelische Kirche heuer ganz gut davonkommt.
Das „Deutsche Pfarrerblatt“ ist weder Tageszeitung noch Publikumsjournal, sondern eine Fachzeitschrift. Und in diesem Kontext müssen auch die Artikel gesehen und verstanden werden. Wenn in einer Fachzeitschrift für Pfarrer der Universalstatus des jüdischen Gottes angezweifelt wird, dann ist das schon starker Tobak. Noch viel dramatischer ist es, wenn im Zusammenhang mit dem Staat Israel das schöne Leben der Juden in der Diaspora beschrieben und insofern die Notwendigkeit eines territorialen Staates in Frage gestellt wird, eine Haltung, die die PLO seit 15 Jahren nicht mehr vertritt. Aus der Fachsprache in eine Publikumssprache übersetzt, sind das drastische Thesen, die die Grundfesten des Staates Israel angreifen.
Abgesehen von allem anderen, sind solche Thesen kaum hilfreich, um den Weg zu einer friedlichen Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes zu finden. So muss gefragt werden dürfen, welche Absicht dieser Artikel für ein deutsches Fachpublikum haben könnte.