
Zunächst: Was eigentlich soll ein von Buchhalter abgeleitetes Adjektiv überhaupt bedeuten? Einerseits gibt es „fachmännisch“, womit man die Meinung eines Experten meint. „Zimmermännlich“ oder „kochlich“ gibt es jedoch nicht. Es gibt „ärztlich“, womit man das Wort dieses Experten meint, aber mit „buchhalterisch“ ist noch nicht einmal das gemeint. Schließlich gibt es auch keine Buchhalter mehr, denn der Begriff stammt aus einer Zeit, in der die Gehälter der Mitarbeiter noch wesentlich dichter beieinander lagen und der Pförtner noch ein Drittel vom Buchhalter verdiente, der wiederum nur etwas weniger als ein Meistergehalt einstrich. Doch die Mitarbeiter hätten besser aufpassen müssen auf den Buchhalter. Der nennt sich mittlerweile CFO oder Vorstand Finanzen oder irgendwas, bekommt das zehnfache vom Meister, hat die Pförtner aus dem Betrieb geschmissen und zu einem Stundenlohn von vier Euro oder weniger wieder über eine Außenfirma eingestellt (die im besten Fall kurz vorher von der Frau des CFO gegründet wurde) und das ganze Outsourcing genannt.
Um davon abzulenken, dass ein Euro weiterhin ein Euro bleibt und dass die einen viel mehr und die anderen viel weniger davon haben und dass eins plus eins weiterhin zwei ist, wird nun erklärt, dass eins plus eins unter bestimmten Umständen vier ist. Wann? Nun ja, wenn man buchhalterisch rechnet. Soll heißen: Davon versteht Ihr nichts, zerbrecht Euch da mal nicht die unterprivilegierten Köpfe. Um das zu unterstreichen spricht man das Wort auch noch falsch aus und sagt buchhaltérisch (sprich: buch-hal-TEE-risch), als ob man dieses ungeheure Fremdwort, das von der Bedeutung „die Bücher in Ordnung halten“ stammt, aus dem Französischen re-importiert hätte. Auch schon gehört: haushaltérisch. Klingt irgendwie, als wenn man das studiert hätte.
Quatsch! Eher sinnarmes Neusprech-Wort auch noch falsch ausgeprochen. Merke: Wer buchhaltérisch sagt, ist wichtigtuérisch und außerdem ganz schön hysterisch. Sagt es Ihnen, lacht sie aus!
Ich kann mir vorstellen, dass ein korrekter und gewissenhafter Buchhalter diese Betonung analog zu ESOTERISCH geprägt hat um jene Taschenspielertricks zu brandmarken, mit denen sich Einkommensmillionäre ganz legal arm rechnen. Doch die jungen Kollegen fanden Verfahren und Prononciation très chic.