Von Marcel Pauly
„Es gibt nicht die drei Programme, die man installiert, und dann ist man sicher.“ – Anne Roth
Was machen wir denn jetzt gegen die NSA? Wie schützen wir unsere Kommunikation vor unliebsamen Neugierigen? Es hilft alles nichts, wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen: Was jeder Einzelne tun kann, klärte das Panel „Warum es ein Recht auf digitale Bewaffnung braucht“.
Der taz-Redakteur Martin Kaul diskutiert darüber mit Hauke Gierow von Reporter ohne Grenzen, der Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg, der ehemaligen politischen Geschäftsführerin der Piraten Marina Weisband, dem Daten- und Investigativ-Journalisten Sebastian Mondial und der netzpolitischen Bloggerin Anne Roth.
Gleich zu Beginn zerstörte Anne Roth jede Hoffnung, es könnte eine einfache Lösung geben: „Es gibt nicht die drei Programme, die man installiert, und dann ist man sicher.“ Jeder Fall sei einzeln zu bewerten. Doch zumindest bei einer Technik waren sich die Panel-Teilnehmer einig: Seine E-Mails sollte man mit PGP verschlüsseln, auch wenn’s nervt. Hauke Gierow schränkte aber gleich ein: Gerade Dienst-Mails könnten oft nicht verschlüsselt werden, weil den Angestellten die Admin-Rechte fehlten, um die entsprechende Software zu installieren.
Seit dem Kauf durch Facebook suchen viele Smartphone-Nutzer nach Alternativen zum verbreiteten Chat-Programm WhatsApp. Die in den vergangenen Wochen gehypte App Threema sei noch nicht die ultimative Antwort, sagte Sebastian Mondial.
Weil die Entwickler den Quellcode der Software nicht offen legten, müsse man der App blind vertrauen. Anne Roth nannte Threema im Vergleich zu WhatsApp zwar die „bessere Alternative“, aber wirklich empfehlen würde sie eher das offen programmierte TextSecure. Problem hier: Die App gibt es bislang ausschließlich für Android-Handys.
„Es gibt keine unschuldigen Daten.“
Immer wenn Kommunikation sicherer werden soll, wird sie auch unbequemer – Verschlüsseln macht keinen Spaß. Zu häufig sei sichere Software kompliziert und ihre Nutzerzahlen erreichten nicht die kritische Masse, um sich durchzusetzen, sagte Roth.
Aber mal ehrlich: Ist es denn überhaupt nötig, dass jeder Otto-Normal-Bürger seine Kommunikation verschlüsselt? „Ich hab doch nichts zu verbergen“, mögen viele denken. Die beiden Piratinnen Marina Weisband und Anke Domscheit-Berg widersprachen entschieden: „Viele Menschen haben ein mangelndes Verständnis dafür, welche Wege ihre Daten nehmen, was überhaupt alles Daten sind und welche Auswirkungen ihre Weitergabe haben kann“, so Weisband. Das müssten Nutzer der Sozialen Netzwerke verstehen, die mit persönlichen Informationen oft leichtsinnig umgingen.
Domscheit-Berg brachte ein eigenes Beispiel aus der analogen Welt. Mit zwei scheinbar harmlosen Informationen über sie habe die Stasi einst versucht sie zu erpressen, um sie als IM zu gewinnen: 1. ihr Vater war der Alleinverdiener der Familie – und könnte ja plötzlich arbeitslos werden. 2. Domscheit-Berg selbst gewann ein Stipendium für eine Pariser Kunstschule – und könnte es wieder verlieren. Ihr Fazit: „Es gibt keine unschuldigen Daten.“
[…] drehte sich um die Möglichkeiten und die Pflicht zur (Selbst-) Verteidigung gegen Überwachung. Im Tazblog und im Hauptstadtblog konnte man darüber […]