vontazlab 22.04.2018

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Von Djulia Hum

„Es kommt kein Arbeitgeber auf sie zu und fragt, wie hätten sie es gerne?“, meint der Wissenschaftler und Arbeitsmarktexperte Alexander Spermann und ruft damit zur Eigeninitiative auf. Er selbst lebt seine persönliche Utopie vom Arbeiten: freie Zeiteinteilung, freie Arbeitsplatzwahl und die Beschäftigung mit einem Thema, was ihn interessiert. Die Idee eines Grundeinkommens befürwortet er grundsätzlich und plädiert für längerfristige Experimente in dieser Hinsicht.

Doch „da ist eine Blockade bei den Entscheidern in der Birne“. Mit guten Argumenten lasse sich niemand überzeugen, sondern die Grundeinstellung muss verändert werden, dass immer eine Gegenleistung erbracht werden müsse.

Selbstbestimmte, nicht-entfremdete Arbeit kennen auch die beiden anderen DiskutantInnen. Meera Zaremba arbeitet für den Verein „Mein Grundeinkommen“, fing dort als „bedingungslose Praktikantin“ an und ist mittlerweile Vorstandsvorsitzende. Das experimentelle Konzept war ein voller Erfolg. Sie bekam 1000€ im Monat und hatte keinerlei Vorschriften oder Aufgaben. Selbstbestimmt und flexibel musste sie entscheiden, welche Aufgaben sie übernehmen oder in welchen Projekten sie sich einbringen will. Es gibt keine Hierarchien im Verein, nur Zuständigkeiten. Das funktioniert ziemlich gut.

Blockaden in den Birnen lösen

Manchmal sei es auch stressig, meint sie lächelnd, doch die zahlreichen Diskussionen und offenen Feedbackrunden nimmt sie gerne für ihre Autonomie in Kauf. Sie liebe ihren Job und könne diese intrinsische „Übermotivation“ auch bei ihren KollegInnen beobachten. Das Grundeinkommen ist für sie eine Herzensangelegenheit. Es steht fest: mit der Einführung des Grundeinkommens wird die Welt ein besserer Ort.

Andrea Petzenhammer befindet sich ebenfalls in hierarchiefreien Strukturen in einer PR-Agentur. Niemand kontrolliere ihre Anwesenheit, Denkpausen seien anerkannter Teil der kreativen Arbeit, spontane Begegnungen erwünscht. Seitdem sie eine 4 Tage-Woche hat, engagiert sie sich am 5. Tag in der Hilfe für Geflüchtete. Auch das ist Arbeit, gilt aber nicht als Erwerbsarbeit und wird nicht entlohnt. Dieses veraltete Konzept von Arbeit müsse sich in Zukunft verändern.

In der Frage, ob der Status quo dramatisch veraltet ist, herrschte übrigens Einigkeit auf dem Podium. Ungeahnte Innovationskraft und ein unvorstellbares Potenzial warten auf uns. „Ich bin überzeugt, dass ich noch erleben werde, dass Hartz IV abgeschafft wird“, alle im Publikum hoffen, dass Spermann damit recht hat und sich die „Blockaden in den Birnen“ endlich lösen.

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