von ALENA WEIL
Kinder und Jugendliche seien die größten Verlierer in der Pandemie, sagt der Soziologe Harald Welzer, sie erlebten eine „kumulative Benachteiligung“. Im Gespräch mit Moderatorin und Journalistin Silke Burmester ging es daher vor allem um die Situation der Jüngeren – und dabei auch um ganz grundsätzliche Fragen.
Junge Menschen würden benachteiligt, durch die Situation in der Schule, im Studium, auch durch die fehlenden Berufsaussichten – „und das alles in einer Aufbruchslebensphase“, sagt Welzer. „Und dann bekommen sie immer noch gesagt, dass sie ja die Partypeople sind und sich mehr zurückhalten sollen. Ich finde das schon finster.“
Besonderen Groll hegt Welzer gegenüber der Kultusminister*innenkonferenz. Diese beharre weiterhin auf dem Präsenzunterricht, obwohl es von Seiten der Lehrer*innen und Schüler*innen gute, alternative Konzepte für Unterricht in der Pandemie gebe. Diese Starrheit kritisiert Welzer, und findet dafür deutliche Worte: „Etwas Dümmeres gibt es überhaupt nicht, keinerlei Flexibilität, und das Ganze geht auf dem Rücken der Kinder und der Schulen.“
Und er wird noch grundsätzlicher: Unser Jahrhundert werde „konsumiert von den vorangegangenen Generationen“, die Probleme würden den Jüngeren „vor die Füße geschmissen.“ Die Generationenungerechtigkeit würde in der Pandemie noch einmal wie unter einem Brennglas deutlich. „Es spiegelt den Umgang mit dieser Altersgruppe, auch unter gesellschaftlichen Normalverhältnissen.“
Chance für Veränderung
All die Probleme, die jetzt durch die Pandemie offenkundig werden, seien aber schon vorher da gewesen, betont Welzer. Schon vorher sei das Bildungssystem geprägt gewesen von sozialer Ungleichheit, schon vorher seien wir eine individualisierte Gesellschaft gewesen. Entsprechend hätten sich die großen Hoffnungen auf Solidarität und Veränderung, die es noch in der ersten Corona-Welle gegeben habe, nicht erfüllt.
Zweifelsohne bietet die Pandemie mit ihren zahlreichen, einschneidenden Folgen aber auch die Chance für Veränderung, auch darum geht es in der Diskussion. Durch den Trend zum Home Office entstünde etwa Leerstand in den Innenstädten, sagt Welzer, der Möglichkeiten biete für „neue Mischungsverhältnisse von Arbeit, Leben und Kinderbetreuung.“ Und es gibt auch schon jetzt immer wieder positive Entwicklungen und Geschichten. Moderatorin Burmester verweist etwa auf ein Projekt, bei dem geimpfte ältere Menschen Familien unterstützen.
Und solche Geschichten, solche Beispiele brauche es, um Veränderung möglich zu machen, sagt Welzer. „Das Beispiel ist das Inspirierende und nicht eine abstrakte Reflektion darüber, die immer im Konjunktiv endet.“ Demokratie lebe von der Verantwortung der Bürger*innen, „und die können sie nicht delegieren“, so der Soziologe.
Die Politik hingegen sei dafür zuständig, Ansätze zu fördern und flexibel auf Veränderungsprozesse zu schauen, sagt Welzer, und ergänzt mit Blick auf die Bundestagswahl im September: „Vielleicht bekommen wir ja ab Herbst nach langer, langer Zeit mal wieder eine Reformpolitik. Die Chance ist ja da – und wie schön wäre das.“
Die Kinder sollen unsere Rechnungen bezahlen, unsere Regeln einhalten und ja nicht stören…. Corona, Klima, Post-Antibiotisches Zeitalter, alles halb so wild! Wir werden schon nicht gleich aussterben. Unsere Kinder schon. Ich will das nicht erleben, ich werde handeln: Ich gehe eine rauchen. Oder besser zwei