von Robin Mateus
In der gegenwärtigen Pandemie-Politik sind die Deutschen zunehmend enttäuscht von ihrer Regierung und ihrer Strategien zur Eindämmung der Pandemie. Heinz Bude, Soziologe, Publizist, Professor und einer der Initiatoren der No-Covid-Initiative ist der Meinung: Es muss sich schnell etwas ändern!
Im taz-lab-Gespräch „Corona, immer noch?“ mit Barbara Junge, Chefredakteurin der taz, erläutert er Alternativen zur aktuellen Pandemiebekämpfung und durchleuchtet die Gründe der gegenwärtigen Situation.
„Hat Sie das geschockt?“, fragt Junge und verweist auf die Kampagne „Alles dichtmachen“, die mit ironischen Videos von Schauspieler:innen, die die Pandemiepolitik kritisierten, für Schlagzeilen sorgte. Auf den ersten Blick war es für ihn verständlich, dass sich Künstler:innen noch zu Wort melden.
Bei zweitem Schauen sei er jedoch „ärgerlich“ geworden. Die Kampagne sei ein affektives Ungeschick. „Es gibt zu viel Ich und zu wenig wir“, kritisiert der Soziologe den Egozentrismus, den die Kampagne vermittele.
Kultur vor dem Zusammenbruch
Bude benennt konkrete Handlungsempfehlungen: Man müsse sich genaue Gedanken darum machen, welche Bereiche der Wirtschaft unbedingt aufrechterhalten werden müssen. „Wo liegen die für die Kontrolle der Gesellschaft wichtigen Ökonomien und welche können notfalls geopfert werden?“ Durch die uneinheitlichen Beschränkungen des Publikumsverkehrs im Vergleich von Kultur und Industrie würden wir eine gespaltene Ökonomie erleben.
Erstere werde beinahe ohne Beschränkungen und um jeden Preis aufrechterhalten, während die Kultur, die „für die gute Laune in der Gesellschaft verantwortlich ist“, kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Man müsse Betroffenen mit finanziellen Stützen unter die Arme greifen, auch um auf eine kollektive gesellschaftliche Resilienz zuzuarbeiten, so Bude.
Die kollektive Handlungsunfähigkeit betreffe insbesondere junge Leute, die gerade in das politische Handeln hereinwachsen, so Junge. „Müssten sie nicht auch in Bezug auf den Resilienz-Begriff bedacht werden?“, möchte sie wissen. „Definitiv“, sagt Bude. Junge Studierende sähen Europa nun nicht mehr als Problemlöser, sondern als Problemkatalysator. Die Unzufriedenheit könne dazu führen, „dass in Zukunft ein Teil der deutschen Bevölkerung Europa delegitimieren wird.“
Danke !!!