vontazpanterstiftung 29.11.2018

taz Panter Stiftung

Die taz Panter Stiftung fördert seit ihrer Gründung 2008 kritische Nachwuchsjournalist*innen, ehrenamtliches Engagement und die Pressefreiheit weltweit.

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Die taz Panter Stiftung organisiert für Journalisten aus Russland, Weißrussland, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, der Ukraine und der Republik Moldau ein sehr interessantes Seminar. Im Mittelpunkt stehen Fragen, die für den Journalismus in den meisten postsowjetischen Staaten sehr schmerzhaft sind: Wie kann man als Korrespondent und Berichterstatter unter Bedingungen arbeiten, die vom Druck vonseiten der Staatsmacht auf die Medien gekennzeichnet sind? Wie kann man seiner Tätigkeit professionell nachgehen, ohne zum Sprachrohr der Regierenden zu werden bzw. ihnen zu Diensten zu sein, will heißen: Wie macht man Qualitätsjournalismus?

von Rayma Saryaeva aus Elista (Russland)
An unserem zweiten Tag in Budapest besuchen wir die Redaktion der Zeitung Nepszava (Volksstimme). Sehr schnell wird klar, dass die Probleme, die für den Journalismus in den postsowjetischen Staaten charakteristisch sind, auch in Ungarn existieren. Und das, obwohl Ungarn schon seit über zehn Jahren der Europäischen Union angehört.
Der Chefredakteur Garbor Horvath spricht über die Zeitung und ihre Probleme. Es ist die älteste Zeitung Ungarns, die einmal eine Auflage von rund 220.000 Exemplaren hatte. Heute arbeiten in der Zeitung 45 Journalisten, die einen sehr geringen Lohn bekommen, denn, wie Horvath sagt „wir sind eine arme Zeitung. Die aktuelle Auflage von Nepszava liegt heute bei etwas über 10.000 Exemplaren, seit kurzen erscheint das Blatt auch mit Farbfotos. Die Webseite zählt täglich 65000 Besucher.

Horvath hat bis vor wenigen Jahren in der großen Oppositionszeitung Nepszabadsag (Volksfreiheit) gearbeitet, die 2016 aus fadenscheinigen Gründen geschlossen wurde. Die Auflage sei dramatisch gefallen, hieß es, dabei lag sie zu diesem Zeitpunkt bei 37.000 Exemplaren. Nicht jede Zeitung in Ungarn oder in Russland kann mit solchen Zahlen aufwarten. Horvath sagt, es tue ihm weh an die Schließung der Zeitung zurück zu denken, für die er so viele Jahre gearbeitet hat. Es war interessant zu hören, dass es auch in Ungarn Journalisten gibt, die für geringe Gehälter arbeiten, weil sie sich dem Qualitätsjournalismus verschrieben haben. Dabei könnten die Journalisten seiner Zeitung auch in anderen Medien arbeiten, wo sie besser bezahlt würden, sagt Horvath. Doch sie blieben bei Nepszava.

Weil Zeitung machen eben nicht nur ein Business ist. Es gilt auch andere Funktionen zu erfüllen: objektive und überprüfte Informationen zu verbreiten. Das versuchen Horvath und seine Kollegen. Positiv ist, dass auf Journalisten, die über Korruption berichten, noch nicht so ein massiver Druck ausgeübt wird. Schlecht jedoch sei, dass auf Veröffentlichungen in Nepszava, wie Horvath sagt, niemand reagiere. So gibt es keine Konsequenzen, beispielsweise würden korrupte Beamte nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei den Organisatoren – Barbara Oertel und Tibor Racz – bedanken. Der taz Panter Stiftung ist es gelungen Journalisten aus verschiedenen Ländern und Medien sowie ganz unterschiedlichen Alters zusammen zu bringen. Das eröffnet die Möglichkeit zu einem interessanten Gedankenaustausch man erfährt aus erster Hand, wie die Situation in den einzelnen Ländern ist, wie Journalisten arbeiten und wie es für sie ist, ständigem Druck von der Staatsmacht ausgesetzt zu sein. Jetzt stehen noch weitere interessante Treffen mit Experten und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen sowie Redaktionsbesuche auf dem Programm. Derartige Treffen sind für Journalisten besonders wichtig, um den eigenen Horizont zu erweitern.

In dieser und der kommenden Woche sind zum nunmehr einundzwanzigsten Mal Journalisten aus Osteuropa Gäste der taz Panter Stiftung, um sich kennen zu lernen, ihre Erfahrungen auszutauschen, Neues über Journalismus unter demokratischen und nicht mehr so demokratischen Bedingungen zu lernen. Weil es dieses Mal speziell um das Thema „Bedrohte Pressefreiheit“ geht, schauen die KollegInnen sich zunächst fünf Tage um in Budapest und kommen nächste Woche nach Berlin. In einem täglichen Blog berichten sie von dem Workshop, der auch aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.

Dieser Workshop wurde durch das Auswärtige Amt finanziell unterstützt.

 

 

 

 

 

 

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