vontazpanterstiftung 10.12.2018

taz Panter Stiftung

Die taz Panter Stiftung fördert seit ihrer Gründung 2008 kritische Nachwuchsjournalist*innen, ehrenamtliches Engagement und die Pressefreiheit weltweit.

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Für mich als Journalistin mit dem Schwerpunkt Soziales bedeutet der Redaktionsauftrag ein politisches Thema zu behandeln stets ein Grauen. Und zwar nicht etwa, weil das jeweilige Thema kompliziert oder undurchschaubar wäre. Der wichtigste Grund besteht darin, dass ich in diesem Fall nicht drum herum komme mir ein Statement eines Politikers holen zu müssen.

von Salome Abulashwili aus Georgien

Rein theoretisch: was soll daran kompliziert sein, mit jemandem in Kontakt zu treten, den wir angeheuert haben um uns und unserem Land zu dienen?! Das Komplizierte ist deren Einstellung zu Journalisten und zur Gesellschaft insgesamt.

Das allergrößte Problem besteht darin, dass die Politiker sich dessen nicht bewusst sind, dass sie nicht zum Herrschen sondern zum Dienen berufen sind. Von dieser Warte aus können sie sich leisten Journalistenanfragen schlicht zu ignorieren oder ihnen überhaupt die Möglichkeit zu entziehen aktuelle und wichtige Fragen zu stellen. Unter solchen Bedingungen gestaltet sich die Einladung zu einer Pressekonferenz für einen Journalisten als ein Highlight, weil dort zumindest ein Schimmer Hoffnung besteht eine Antwort auf eine brennende Frage zu erhaschen. Die Phrase „Unsere Anfrage an den Politiker/ die Verwaltung ist ohne Antwort geblieben“ bleibt bei uns hiermit eine leere Floskel. Ob ein Journalist lediglich ein Mikrofonständer bzw. ein Überbringer von Pressemitteilungen ist – das war die große Frage, die ich mir selbst mit auf den Weg hierher gegeben habe.

Budapest lieferte eine weitere Bestätigung der Einsicht, dass Journalisten nicht imstande sind, politische Ereignisse bzw. deren Wirkung auf Menschen zu beeinflussen. Ehrlich gesagt, stand ich schon kurz davor aufzugeben und nicht mehr gegen den Strom zu rudern… als dann Berlin kam. Bitte nach links schauen, lautete die Ansage, und da stand es – das Gebäude, welches die Journalisten selbst erschaffen haben, „um Politiker hinzubestellen“ und ihnen all die aktuellen und unbequemen Fragen zu stellen.

Das Allerwichtigste ist, dass sich die Politiker dem nicht entziehen können, obwohl sie ahnen, dass es für sie unter Umständen sehr unangenehm werden könnte. So ist eben ein Journalist bzw. Pressevertreter hierzulande kein Mikrofonständer sondern ein wirksames Mittel für die Öffentlichkeit Politiker zu kontrollieren, also diejenigen, die eingestellt wurden, um ihren Dienst für das Land zu leisten.

In dieser Woche sind zum einundzwanzigsten Mal Journalisten aus Osteuropa Gäste der taz Panter Stiftung, um sich kennen zu lernen, ihre Erfahrungen auszutauschen, Neues über Journalismus unter demokratischen und nicht mehr so demokratischen Bedingungen zu lernen. Weil es dieses Mal speziell um das Thema „Bedrohte Pressefreiheit“ geht, sind die KollegInnen zunächst fünf Tage in Budapest und dann in Berlin. In einem täglichen Blog berichten sie von dem Workshop, der auch aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.

Dieser Workshop wurde durch das Auswärtige Amt finanziell unterstützt.

 

 

 

 

 

 

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https://blogs.taz.de/tazpanterstiftung/2018/12/10/mehr-als-ein-mikrofonstaender/

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