Am 5 März 2010 sprach Richter Ottmar Breitling das Urteil: lange Haftstrafen für vier junge Männer, Angehörige der Islamic Jihad Union, IJU, die in Deutschland einen schweren islamistisch motivierten Terroranschlag begehen wollten, sich aber noch nicht auf ein Ziel festgelegt hatten. Nur die Vorbereitung hatten sie schon fast abgeschlossen: sie hatten Wasserstoffperoxyd in – wie sie glaubten – hoher Konzentration selbst zusammengebraut nach einem Rezept, wie man es ihnen in Pakistan beigebracht hatte, als die Polizei,, die sie monatelang beobachtet hatte, zuschlug. In einem Ferienhaus im Sauerland wurden sie festgenommen. Daher auch der Name dieses Blogs, „Sauerländische Erzählungen“. Dass die Polizei, in diesem Fall die badenwürttembergische, den Rohstoff für das Gebräu längst gegen eine Suppe mit wesentlich niedriger Konzentration ausgetauscht hatte, das Quartett aber nicht hochgenommen hatte sondern weiterlaufen liess, das hatten die Vier nicht geahnt.
In dem Gerichtsverfahren vor dem Staatsschutzsenat am Oberlandesgericht Düsseldorf, unter Vorsitz von Ottmar Breitling, wollten sie zunächst schweigen, bis Adem Y, der Geduldsfaden riss und sein Kassiber an einen Mitangeklagten, in dem er schrieb, dass er aussagen wolle, aber nicht alleine, abgefangen wurde. Da brach das Schweigen. Ich vermute, dass die Familie von Adem ihrem Sohn Druck gemacht hat und die Anwälte ihren Mandanten eindringlich zu einem umfassenden Geständnis geraten haben.
Dann wurde der Prozess für mehrere Monate unterbrochen, weil das BKA und die Bundesanwaltschaft die Aussagen der Vier aufnahmen.
Interessant und weiterhin nicht restlos aufgeklärt ist die Rolle eines türkischen V.Mannes, der ihnen die Zünder für das H2O2-Gebräu geliefert hatte.
Weiteres siehe in diesem Blog:
http://blogs.taz.de/terrorismusblog/2010/01/30/sauerland-verfahren_neigt_sich_dem_ende_zu/
http://blogs.taz.de/terrorismusblog/2010/02/15/auftritt_der_bundesanwaltschaft_grosses_theater/
http://blogs.taz.de/terrorismusblog/2010/03/04/sauerland-gruppe_heute_ergeht_das_urteil/
Die Verurteilten haben mittlerweile ihre Strafen abgesessen. Die beiden türkisch stämmigen Männer wurden in die Türkei abgeschoben. Alle führen ein unauffällges, zurückgezogenes Leben.