Nein, keine Schelte für das süße kleine Wort, das so hübsch englisch klingt, aber eine genuin globale Entwicklung ist und so nur in Deutschland verwendet wird. Ganz im Gegenteil: Ich wage hiermit (meines Wissens als erster) die Prognose, dass sich das Wort Handy von Deutschland aus in die ganze Welt verbreiten wird. Das allerdings nicht als Bezeichnung für das Mobiltelefon, sondern als Sammelbegriff für den ganzen Urwald von Kleingeräten, die uns bislang schon und in den kommenden Jahren noch mehr das Leben vereinfachen sollen. Ob mobile Navigationsgeräte, Universal-Fernbedienungen, Organizer, Mini-Kameras, I-Pods oder Multifunktionsgeräte, die alles mögliche können, und manchmal sogar auch telefonieren oder ein Taxi herbeiwinken oder den Blutdruck messen oder oder oder. Alles, was ich in der Hand mit mir herumtragen kann, bekommt dann als Vorsilbe ein Handy verpasst, und als Sammelbegriff für solche Mobilgeräte passt es eben auch.
Mit dieser Funktion hat das Wort handie bzw. handy ja auch einmal angefangen. Seine zwei Eltern sind (gemäß dieser sehr empfehlenswerten Darstellung) das „handie talkie“ von Motorola aus den 40ern und die „Handycam“ von Sony von 1985. Die erste in Deutschland nachgewiesene Benennung eines Mobiltelefons als „Handy“ stammt demnach erst von Anfang 1986 und aus einer Anzeige für das „ALINCO-ALM-203-E FM-2-m-Handy„.
Kein anderes Land (außer dem deutschsprachigen Teil Belgiens und teilweise den Philippinen) hat die Bezeichnung Handy aufgegriffen. Und wenn sie lange Zeit als Ausweis deutscher Anbiederung an alles Angelsächsische galt, so hat sie doch einen bislang gut verbor genen Vorzug: Es ist die einzige gängige Bezeichnung für das Mobiltelefon, in der das Wörtchen Telefon nicht drinsteckt. Ob cell phone (USA) oder mobile phone (GB), ob Natel (Schweiz), GSM (Belgien, Bulgarien), celular (Brasilien, Bolivien) oder cep telefonu (Türkei), alle beziehen sich auf das Telefon oder gar seine technischen Eigenschaften. Und dort, wo als Abkürzung mobile oder móvil (Spanien, Lateinamerika) verwendet wird, wird das Telefon zumindest noch mitgedacht.
Für die große weite Welt wäre es deshalb geradezu praktisch, das „mobile“ für alle die Geräte zu verwenden, die in erster Linie telefonieren, und alle anderen tragbaren elektronischen Wunderwerke unter dem Handy-Begriff zu vereinen.
Dann würde endlich mal wieder ein deutsches Wort einen Triumphzug rund um die Welt antreten – wenn es auch nicht deutsch klingt, und wenn auch so, dass es gerade anders verwendet wird als in Deutschland selbst.
[…] die Plädoyers für die internationale Verbreitung der schönen deutschen Wörter Weihnachten und Handy […]