Ich habe Prof. Walter Krämer einmal sehr geschätzt. Ich habe vier Bücher von ihm im Regal stehen, die ich alle mit Genuss und Gewinn gelesen habe: So lügt man mit Statistik, Das Lexikon der populären Irrtümer (1 und 2) und das Lexikon der populären Listen. Danke dafür.
Seinen Versuchen, die deutsche Sprache zu retten, stehe ich in diesem Blog ebenso konstruktiv wie kritisch gegenüber. Sowohl der Verein Deutsche Sprache (Gründer und Vorsitzender Walter Krämer) als auch die Stiftung Deutsche Sprache (Vorstandsmitglied Walter Krämer) als auch die Aktion Lebendiges Deutsch (Mitbegründer Walter Krämer) haben ihre Höhen und Tiefen. Auch wenn sie mitunter etwas verbissen und altväterlich an die Entdenglischung der Sprache herangehen, sind ihre Umbewortungs-Aktivitäten insgesamt begrüßenswert – denn misslungene Eindeutschungen werden schnell und ersatzlos vergessen, und nur was von den Sprachbenutzern als besser als das bisher verwendete Wort angesehen wird, wird sich durchsetzen.
Dieses sei vorausgeschickt um klarzumachen, dass ich nicht von blindem Hass getrieben bin, wenn ich gestehe, Herrn Prof. Dr. Walter Krämer am liebsten ohrfeigen, in den Hintern treten oder zum Duell fordern zu wollen. Grund dafür sind folgende zwei Sätze, die er in einem Interview in der aktuellen Geo-Wissen-Ausgabe „Das Geheimnis der Sprache“ von sich gab: „Die Zahl der Fremdwörter im Deutschen hat seit 15 Jahren dramatisch zugenommen, wie zum Beispiel der „Spiegel“ schreibt. 1985 war nur einer der 100 am häufigsten verwendeten Begriffe englisch, heute sind es 23 – fast ein Viertel!“
Regelmäßigen Lesern wird das bekannt vorkommen. Es handelt sich hier um das Ergebnis einer geradezu verbrecherisch dusseligen „Recherche“ des Spiegel-Autors Mathias Schreiber in der Titelgeschichte vom 2. Oktober 2006. Die Messung, auf die sich Schreiber – und Krämer – beziehen, zählt die Häufigkeit von Begriffen in deutschen WERBESLOGANS, die nun wirklich nicht repräsentativ für die deutsche Sprache sind. Das Argument, das hier bemüht wird, ist also ein hundertprozentiges Unargument. Mehr dazu in den Kommentaren zu meinem damaligen Wortistik-Beitrag.
Natürlich kann es sein, dass Krämer dieses Blog nicht liest (im Gegensatz zu einer größeren Anzahl seiner Mitaktionisten und Vereinsmitglieder), und auch nicht die wesentlich besser besuchten Blogs von Stefan Niggemeier sowie Bildblog, die sich beide mit dem gleichen Thema beschäftigten. Aber auch, wenn ihm im vergangenen Jahr diese sein Kerngebiet so unmittelbar betreffende Debatte entgangen sein sollte, hätte es dem von mir so hoch geschätzten Ideologie- und Manipulationskritiker Krämer nicht passieren dürfen, dass er eine für ihn (als Wissenschaftler) so offenkundig fragwürdige Zahl ungeprüft übernimmt. Das konnte wohl nur passieren, weil diese Zahl ihm (als Sprachkämpfer) so wunderbar gelegen kommt.
Tja, Herr Prof. Krämer – so lügt man mit Statistik.
[…] Wort ist neu. Gestern auf die Welt gekommen. Und auch der Wortschöpfer ist klar belegt: Walter Krämer, zweitnervigste Dumpfbacke unter Deutschlands Professoren, hat sich in einer Pressemitteilung […]