Da haben uns die Piraten doch tatsächlich ein neues Wort geschenkt. Seriöslich bezeichne „unter anderem die übertriebene, aufgesetzte Ernsthaftigkeit vieler Politiker“, konstatierte Laura Sophie Dornheim in der FAZ. Und wenn dann der Oberpirat Bernd Schlömer mal wie heute mit Krawatte auftritt, wird auch er gleich als „seriöslich“ bezeichnet.
Der ironisch-distanzierende Beigeschmack kommt sofort rüber – sollte das auch für andere Adjektive gelten, die aus schon vorhandenen Adjektiven durch Anhängen von -lich gebildet werden? Bei klein – kleinlich, süß – süßlich und reich – reichlich ist der Effekt ähnlich. Bei gesündlich oder schönlich könnte ähnlich verfahren werden. Nur damit auch andere als die Piraten mal wieder neue Wörter erfinden können.
Aber da Wörter nicht von „den Piraten“ erfunden werden, sondern von Menschen, stellen wir wieder unsere übliche Frage: Wer hat’s erfunden? Der älteste Beleg den ich im Piratenzusammenhang ergoogeln konnte, stammt vom 6. Juni 2012 und aus der „Initiative i1790“ zur Änderung der Satzung der Piratenpartei Berlin: „Die Piratenpartei Berlin ist etabliert und seriöslich“ hieß die Überschrift der (nicht angenommenen) Initiative. Sollte das die älteste Verwendung sein?
Nicht wirklich. Schon im März verwendete Peter Willert das Wort seriöslich – allerdings offenbar als ironische Eindeutschung des englischen „seriously“ – ernsthaft. Gibt es noch ältere Sichtungen?
Danke, Frau Lauert,
das ist doch mal ein zu 110 Prozent seriöser Beitrag. Es stützt die Vermutung (oder Hypothese oder Beobachtung oder Theorie, ich bin kein Sprachwissenschaftler), dass in einer Subkultur verwendete Neuworte nur durch Brückenbau in die Regelsprache Einzug halten können.