vonoliverkrueger 28.09.2018

Zeitlupe

Notizen zu Gesellschaft, Medien und Religion von Oliver Krüger, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Freiburg (Schweiz).

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Nach der berüchtigten Pressekonferenz von Donald Trump zu seinem glanzvollen UNO-Auftritt ist für mich vollkommen klar, dass die Rolle als „Trump“ nach Ali G, Borat und Brüno den Höhepunkt und Abschluss der satirischen Karriere von Sacha Baron Cohen darstellen soll.

Als ich am Morgen des 9. November 2016 die Radionachrichten verfolgte, vermutete ich, es sei nur ein weiterer Scherz unserer politischen Kabarettisten, dass Hillary Clinton die Wahl verloren habe. Aber es war 8.03 Uhr und ich hörte tatsächlich die News. Seit diesem Tag, mit jeder Nachricht, jedem Ereignis und jedem Tweet um diesen “greatest president ever” sagt mir mein Bauchgefühl, das ist ein Witz. Das kann nicht real sein. Anselm Neft, ein befreundeter Schriftsteller, hegte nach meiner Erinnerung schon kurz nach der Wahl den spaßhaften Verdacht, dass Trump eigentlich Cohen sei.

Nach der Aufregung um den anonymen Brief eines hochrangigen Mitarbeiters des Präsidenten, dem Enthüllungsbuch von Bob Woodward und Cohens neuer Fernsehshow Who is America? habe ich keinen Zweifel mehr. Trump ist ein riesiger Witz – wahrscheinlich der größte Scherz in der Geschichte der Menschheit: Hinter der Maske des gegenwärtigen US-Präsidenten spielt Sacha Baron Cohen die Rolle seines Lebens.

Beweise? Glasklar liegen sie vor uns. Cohen haben wir in unzähligen Rollen und Verkleidungen gesehen. Aber es gibt ein Merkmal, das er nicht ändern kann: seine Körpergröße, die 6 Fuß und 3 Zoll beträgt (= 1,90m). Und nun ratet mal, wie groß Trump ist. Nach Angaben seines Leibarztes, Dr. Ronny Jackson, verfügt er ebenfalls über eine Größe von 6 Fuß und 3 Zoll! Mit einem Fatsuit, einer leuchtenden Perrücke und mit Unterstützung eines talentierten Maskenbildners kann sich Cohen mit Leichtigkeit in „Donald Trump” verwandeln.

Wir wissen, dass Trump einen Großteil des Tages in seinem Bett verbringt und Fernsehen schaut, um dann die Welt mit seinen bissigen Tweet-Tiraden aufzuheizen. Wir wissen, dass er Unterredungen meidet, die länger als 30 Minuten andauern, da er angeblich danach seine Aufmerksamkeit verlieren würde. Aber wart Ihr jemals in einem Fatsuit? Das kann niemand lange aushalten, die Hitzeentwicklung ist enorm. Sein Verkleidungsspiel erklärt auch, warum sein Mitarbeiterstab so häufig ausgewechselt werden muss. Das Geheimnis muss bewahrt bleiben.

Nur eine Frage ist noch offen. Wann hat Cohen den echten Donald ausgetauscht? 2003 wurden sie zuletzt zusammen in einem kurzen TV-Interview mit Cohen als Ali G gesehen. Ich würde schätzen, dass Trump ca. 2006 während Melanias Schwangerschaft und Trumps angeblichen Sexaffairen ausgetauscht wurde. Vielleicht wollte Melania ihren untreuen Ehemann loswerden, vielleicht hat er es vorgezogen, auf einer hübschen Südseeinsel als Playboy alt zu werden? Wer weiß? Aber jede brillante Verschwörung hinterlässt stets einen versteckten Hinweis. So haben Cohen und seine offensichtliche Komplizin, Melania, Trumps letzten Sohn Barron genannt… Und kündigt sich im Showtitel Who is America? nicht schon die ultimative Enthüllung dieser Maskerade an?

Aber was ist das Ziel Cohens? Ich vermute, es ist das übliche Schema seiner Camouflage-Interviews: Wie weit kann er gehen? Wie weit muss er gehen, bis sein Gegenüber Widerstand, Vernunft und Anstand zeigt? Wie weit kann er seine amerikanischen Parteigänger und internationalen Alliierten reizen? Wird sein Publikum im Wahlkampf ihm auch dann noch zujubeln, wenn seine Sätze sich in einem dadaistischen Gebabbel verlieren? Kann er öffentlich die größten Autokraten des Planeten loben, ohne dass jemand aufsteht und schreit: „So nicht, Mr. President!“ Kann er alle Regeln brechen, die frühere US-Regierungen aufgestellt haben, um das Präsidentenamt vor Korruption zu schützen?

Inzwischen wissen wir, dass er das alles kann. Das ist eine Warnung – denn was würde passieren, wenn ein politischer Führer mit einem ernsthafteren Plan als Cohen ihn hat, sich vornähme, die Demokratie zu zerstören?

Das Motto der Washington Post lautet: Democracy Dies in Darkness. Doch diese Annahme ist falsch. Die Demokratie stirbt im grellen Licht der Scheinwerfer.

Danke Sacha, dass Du uns diese Lektion erteilt hast. Aber jetzt ist es genug.

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