Die Verwendung von LSD, Zauberpilzen und Kakteen wie Peyote und San Pedro, die den Wirkstoff Meskalin enthalten, erhöht nicht das Risiko einer Person psychische Probleme zu entwickeln. Der Forscher Teri Krebs und der klinische Psychologe Pål-Ørjan Johansen von der Abteilung für Neurowissenschaften der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) in Trondheim untersuchten die Daten aus einer nationalen Gesundheits-Umfrage in den USA aus den Jahren 2001-2004, um zu sehen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von Psychedelika und psychische gesundheitliche Probleme. In die Analyse wurden die Daten von 130.152 zufällig ausgewählter Personen, darunter 21.967 Menschen, die Erfahrungen mit Psychedelika gemacht hatten, einbezogen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forscher unter dem Titel „Psychedelics and Mental Health: A Population Study“ am 19. August 2013 in der Fachzeitschrift PLoS ONE. Die Vollversion des Artikels ist online frei verfügbar.
Die Autoren fanden keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung von psychedelischen Drogen und dem Auftreten von psychischen Problemen. Stattdessen fanden sie einige signifikante Zusammenhänge zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und weniger psychischen Problemen. Die Forscher fanden heraus, dass der Konsum von Psilocybin oder Meskalin mindestens einmal im Leben und der Konsum von LSD im vergangenen Jahr mit signifikant niedrigen Raten von schweren psychischen Belastungen verbunden waren. Der Gebrauch von LSD mindestens einmal im Leben wurde ebenfalls signifikant mit einer niedrigen Rate der ambulanten Behandlung der psychischen Gesundheit und dem Gebrauch von verschreibungspflichtigen Psychopharmaka verbunden. „Klassische serotonerge Psychedelika sind nach aktuellem Forschungsstand nicht gefährlich für das Gehirn oder andere Organe, sie verursachen weder sozialen Rückzug, noch Abhängigkeit oder übermäßigen Konsum“, erklärt Krebs. „LSD und Psilocybin werden daher in der Regel von Experten für weniger schädlich gehalten als Alkohol, Zigaretten und andere verbreitete Freizeitdrogen.“ Und Johansen erklärt: „Alles hat ein gewisses Potenzial für negative Auswirkungen, aber der Gebrauch von Psychedelika stellt insgesamt ein sehr geringes Risiko für den Einzelnen und für die Gesellschaft dar.“ Und weiter erklärt er: „Psychedelika können vorübergehende Gefühle von Angst und Verwirrung hervorrufen, aber Unfälle mit schweren Verletzungen sind äußerst selten.“
Der Hintergrund der Studie war die Annahme, dass die klassischen am serotonergen Sytem wirkenden Psychedelika LSD, Psilocybin, Meskalin nicht dafür bekannt sind, dass sie Hirnschäden verursachen und sie werden als nicht süchtig machend angesehen. Klinische Studien lassen vermuten, dass der Gebrauch von Psychedelika nicht zu langfristigen psychischen Problemen führt. Psychedelika werden in Amerika seit Tausenden von Jahren verwendet. Mehr als 30 Millionen Menschen leben derzeit in den USA, die LSD, Psilocybin und Meskalin verwendet haben.
Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und dem aktuellen psychischen Gesundheitszustand in der erwachsenen Bevölkerung zu bewerten.
Zum Verfahren der Studie: Die Daten aus den Jahren 2001 bis 2004, die von der nationalen Umfrage zum Drogengebrauch und Gesundheit (National Survey on Drug Use and Health) erhoben wurden, stammten von 130.152 Befragten in den Vereinigten Staaten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Ausgewertet wurden Maßnahmen für die Erhaltung respektive Wiederherstellung der psychischen Gesundheit im vergangenen Jahr. Untersucht wurden schwerwiegende psychische Belastungen (K6-Skala), Behandlungen wegen psychischen Störungen (stationär, ambulant, Medikamentenabgabe), Symptome von acht psychiatrischen Erkrankungen (Panikattacken, depressive Episoden, Manie, soziale Phobie, allgemeine Angststörung, Agoraphobie, posttraumatische Belastungsstörung und nicht-affektive Psychose) und sieben spezifischen Symptome der nicht-affektiven Psychose. Berechnet wurden gewichtete Odds Ratios (Quotenverhältnisse) für eine Reihe von soziodemographischen Variablen, von den Konsummustern von illegalen Drogen, von Risikoverhalten sowie von der Belastung durch traumatische Ereignisse.
Ergebnisse der Studie: 21.967 der Befragten (13,4% gewichtet) berichteten vom Gebrauch psychedelischer Substanzen mindestens einmal im Leben. Es gab keine signifikante Zusammenhänge zwischen Lebenszeit-Prävalenz von Psychedelika, Verwendung von spezifischen Psychedelika (LSD, Psilocybin, Meskalin) oder des Gebrauchs von LSD im vergangenen Jahr und erhöhten Raten von psychischen Problemen. Vielmehr wird in mehreren Fällen der Gebrauch von Psychedelika mit niedrigeren Raten von psychischen Problemen verbunden. Zwar fanden Krebs und Johansen zunächst heraus, dass Gebraucher von Psychedelika eher psychisch erkrankten. Dabei sei es aber wichtig zu beachten, dass der durchschnittliche Gebraucher von Psychedelika sich nicht nur in seinem Konsummuster von den Menschen unterscheidet, die keine Psychedelika nehmen, sondern er unterscheidet sich auch durch eine ganze Reihe von Risikofaktoren für psychische Erkrankungen, die zuweilen der Grund für die Einnahme von Psychedelika sind. Er ist eben nicht selten durch schwierige Erfahrungen im Leben vorbelastet und psychotrop wirkenden Substanzen gegenüber weniger abgeneigt als die Durchschnittsbevölkerung.
Nachdem die Forscher die diversen Risikofaktoren und Vorbelastungen in ihre Untersuchung mit einbezogen hatten, zeigte es sich, dass die Psychedelika für sich kein zusätzliches Problem für das Wohlbefinden der menschlichen Psyche darstellen. Und so laute das Fazit der Studie: Der Gebrauch von Psychedelika ist kein unabhängiger Risikofaktor für psychische Probleme.
Kleiner Nachtrag zum Thema Korrelation und Kausalität. Korrelation ist die neue Kausalität! Hier ein Artikel dazu: http://www.heise.de/tp/artikel/39/39419/1.html