Derzeit sind in den Niederlanden und in Großbritanien tödliche Ecstasy-Falsifikate im Umlauf. Der Konsum der „Superman Ecstasy“ genannten Pillen endete innerhalb von wenigen Tagen für vier junge Männer in Großbritanien letal. Das erste Opfer (22) starb Heiligabend, die drei anderen (20, 24, 27) innerhalb von wenigen Stunden am Neujahrstag. Drei der vier Toten stammten aus der Gegend um Ipswich in der Grafschaft Suffolk.
Die „Superman Ecstasy“ genannten Pillen enthielten den Wirkstoff Para-Methoxy-Methamphetamin (PMMA), wobei die getesteten Pillen eine extrem hohe Dosis PMMA enthielten. Da die zur chemischen Synthese notwendigen Vorläufersubstanzen nicht kontrolliert werden (PMMA kann über die Ausgangssubstanz Anisöl hergestellt werden), ist die Produktion von PMMA einfacher und billiger, als die Produktion der als Ecstasy bekannten Amphetaminderivate MDMA, MDA, MDE und MBDB, die aus Sassafrasöl hergestellt werden können. Da für die Produktion von PMMA andere Vorläufersubstanzen als für die Produktion von MDMA und andere Amphetaminderivate aus der „Ecstasy-Gruppe“ verwendet werden, kann ausgeschlossen werden, dass PMMA – in der Absicht MDMA zu produzieren – zufällig entsteht. Es scheint daher, dass Produzenten PMMA wissentlich herstellen.
Abbildung 1 zeigt eine Pillenwarnung vom 19. Dezember 2014 aus den Niederlanden. Im Dezember wurden dort „Superman Ecstasy“ in violetter Farbe getestet, die 173 mg PMMA enthielten. Die „Superman Ecstasy“ in Großbritanien waren hingegen rosa. Es sind jedoch auch diverse „Superman Ecstasy“ im Umlauf, die die Wirkstoff MDMA enthalten, wie man auf der Website von Saferparty sehen kann. Um sich die 11 verschiedenen „Superman Ecstasy“, die 2014 in der Schweiz getestet wurden und MDMA enthielten, im Bild mit Dosisangabe anzuschauen, muss man auf der Website von Saferparty nur den Begriff „Superman“ in die Suchmaske eingeben.
Todesfälle durch Überhitzung, innere Blutungen und Organversagen
Bei höheren Dosierungen verursacht PMMA einen starken Anstieg des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Der Puls beginnt zu rasen, die Atmung wird schneller und gleichzeitig schwerer, die Augen bewegen sich sprunghaft, Muskelkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Bei Temperaturen von 40 Grad Celsius können Gehirnzellen beeinträchtigt werden, bei Temperaturen über 40 Grad sind Bewusstlosigkeit und Koma keine Seltenheit, ab 42 Grad Celsius werden innere Organe geschädigt. Nach dem Konsum großer Mengen PMMA können Herzrythmusstörungen und krampfhafte Anfälle auftreten. Aufgrund der hohen Körpertemperaturen kann es zu Blutungen im Magen, Dünndarm und Dickdarm sowie zu Gehirnblutungen kommen. Betroffene fallen dann in ein Koma und sterben nach durchschnittlich 6-24 Stunden an Organversagen. Über Langzeitfolgen nach chronischem Gebrauch der Substanz ist nichts bekannt. Bei gleicher Dosierung ist PMMA sehr viel toxischer als MDMA.
Die psychischen Wirkungen von PMMA setzen später als die Effekte nach MDMA-Konsum ein und sind bei gleicher Dosierung schwächer ausgeprägt. Konsumenten vermuten daher ein „schwach“ wirkendes Ecstasy konsumiert zu haben und nehmen weitere Tabletten ein, um die von ihnen erwünschte Ecstasy-Wirkung zu verspüren. Vermutlich alle an den PMMA-Folgen verstorbenen Personen waren der Meinung, MDMA – also Ecstasy – konsumiert zu haben.
Die Serie von Todesfällen aufgrund des Konsums von Paramethoxyamphetamin (PMA) und PMMA ist nicht die erste dieser Art. Schon zu Beginn dieses Jahrhunderts sind – wie man im Archiv der Website von Eve & Rave Berlin nachlesen kann – mehrere Konsumenten nach der Einnahme von Pillen mit diesen Wirkstoffen verstorben.
Der frühere Drogenbeauftragte der britischen Regierung, Professor David Nutt, erklärte, dass das Auftachen dieser „Superman Ecstasy“ genannten Pillen mit dem Wirkstoff PMMA eine Folge der unlogischen Drogenpolitik sei. In einem Artikel vom 5. Januar 2015 im Guardian, der unter dem Titel „The Superman pill deaths are the result of our illogical drugs policy“ erschien, schrieb er, dass die letale Substanz nur hergestellt wurde, weil die Vorläufersubstanzen, die zur Herstellung von MDMA benötigt werden, international kontrolliert und aus dem Verkehr gezogen werden, wenn der Verdacht besteht, dass damit Ecstasy hergestellt werden soll. Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das, dass die an Weihnachten und Neujahr verstorbenen Personen ein Kollateralschaden der internationalen Drogenpolitik sind.
Auch reine MDMA-Pillen können gefährlich sein
Der Konsum von Ecstasy ist nicht ohne Risiko möglich, doch kann das Risiko minimiert werden, wenn die Konsumenten genau wissen, was in den Pillen ist und vor allem auch, wie viel Wirkstoff darin enthalten ist. Vor extrem hoch dosierten Pillen muss deshalb gewarnt werden. In Österreich und in der Schweiz geschieht dies regelmäßig im Rahmen von Drug-Checking-Programmen. Dort wurde zum Beispiel im Dezember 2014 vor extrem hoch dosierten Pillen mit dem Logo „Burger King“ gewarnt, da diese getesteten Pillen 300 mg MDMA respektive über 300 mg MDMA enthielten.
Abbildung 2 zeigt einen Ausschnitt einer Pillenwarnung vom Projekt Checkit! in Wien. Dort wird vor einer Pille mit dem Logo „Burger King“ gewarnt, die 341 mg MDMA enthält.
Abbildung 3 eigt einen Ausschnitt einer Pillenwarnung vom Projekt Saferparty in Zürich. Dort wird vor einer Pille mit dem Logo „Burger King“ gewarnt, die 300 mg MDMA enthält. Ähnlich oder gar gleich aussehende Pillen können unterschiedliche Wirkstoffe und/oder Wirkstoffmengen enthalten.
Vergl. hierzu Artikel vom 28. November 2014 in diesem Blog: Extrem hoch dosierte Ecstasy-Pillen im Umlauf
[…] Tödliche Superman-Pillen im Umlauf [3.05.2016] Warnung vor extrem hohen […]